In Ulm geraten Wohnungsbau-Projekte ins Stocken. Die Lage wird immer angespannter, sagt der Baubürgermeister. Und die Stadt hat nicht genügend Mittel, um dieser Entwicklung gegenzusteuern.
Die Stadt Ulm wird ihr selbst gestecktes Ziel von 3.500 neuen Wohnungen bis 2026 nicht erreichen. Davon geht Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos) aus. Es gäbe derzeit kaum neue Bauprojekte, die von Bauträgern gestartet würden. Grund seien die hohen Baukosten, Auflagen und teure Kredite. Die Stadt könne diese Entwicklung nicht auffangen. Die Auswirkungen des schwachen Wohnungsbaus werden die Bürger erst in ein paar Jahren so richtig zu spüren bekommen, sagte Winning dem SWR.
Projekte stocken: Wohnungsbau auch in Ulm nicht mehr wirtschaftlich
Noch läuft es mit dem Wohnungsbau in Ulm. Hunderte Wohnungen, die derzeit im Bau sind, werden bald fertig und kommen auf den Markt. Zum Beispiel am neuen Stadtquartier am Weinberg. Dramatisch wird es dagegen in drei bis vier Jahren, erklärt Baubürgermeister Tim von Winning.
Es gibt kaum noch Bauherren, die es in der derzeitigen Situation wagen, ein neues Projekt zu starten. "Wir nehmen eine ganz große Zurückhaltung wahr", so Winning. Auch einzelne Projekte am Weinberg in Ulm, die eigentlich schon auf dem Weg waren, liegen im Moment brach.
Verwerfungen in der Gesellschaft wegen fehlender Wohnungen
Was in den vergangenen Jahrzehnten als sichere Investition gegolten hat, lohnt sich jetzt oft nicht mehr. Die Baukosten sind hoch und Kredite teuer. Damit sich die Vorhaben für Bauherren noch lohnen, müssten Mieten in der Ulmer Innenstadt bei bis zu 24 Euro pro Quadratmeter liegen. Bei einer Zwei-Zimmer-Wohnung mit 50 Quadratmeter wären das 1200 Euro Kaltmiete. Preise, die die meisten Menschen nicht bezahlen können.
Es sei eine relevante Veränderung, die man in der Gesellschaft spüren werde, so Winning: "Die Kluft zwischen denen, die haben, und denen, die nicht haben und brauchen, wird immer größer."
Immobilienmarkt in Ulm "Junge Familien können sich kein Haus mehr leisten"
Der Wind auf dem Immobilienmarkt in Ulm hat sich gedreht: Plötzlich wird so manches Haus zum Ladenhüter, weil sich viele Interessenten kein Eigenheim mehr leisten können.
Mieterinnen und Mieter müssten wohl oder übel ihre Ansprüche herunterschrauben, beispielsweise was die Größe der Wohnungen angehe, meint der Ulmer Baubürgermeister. Dazu müsse auch die hochwertige Art des Bauens überdacht werden. "Wir müssen von dem Wohnluxus, den wir uns in den letzten Jahrzehnten geleistet haben, wahrscheinlich wieder ein bisschen zurückgehen."
Die Stadt habe nicht genügend Mittel, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Das vom Gemeinderat formulierte Ziel, 3.500 Wohnungen bis 2026 zu bauen, kann nach Einschätzung von Tim von Winning nicht erreicht werden. Zudem ist die Bevölkerung in den letzen zehn Jahren um rund 10 Prozent gewachsen. 11.000 Menschen mehr - da kann der Wohnungsbau so schnell nicht mithalten.
Trotz hoher Kosten: Stadt will Sozialwohnungsbau fördern
Gleiches gilt für den sozialen Wohnungsbau. Die städtischen Wohnbaugesellschaften versuchen dennoch günstigen Wohnraum zu schaffen, heißt es aus dem Rathaus. Auch wenn dieses Ziel bei den derzeitigen Bedingungen immer schwerer erreicht werden kann.