Zwölf Ärzte auf 35.000 Patienten – die Region zwischen Abtsgmünd und Gschwend im Ostalbkreis ist chronisch unterversorgt. Die Lösung soll eine Genossenschaft namens MEDWALD bringen.
Sie gilt laut der kassenärztlichen Vereinigung als die am schlechtesten hausärztlich versorgte Region in ganz Baden-Württemberg: der Planungsbereich "Schwäbischer Wald" im Ostalbkreis. Der Versorgungsgrad lag im vergangenen Jahr bei 48,6 Prozent. Ab unter 75 Prozent gilt ein Gebiet bereits als unterversorgt. Die Genossenschaft MEDWALD verspricht Besserung.
Arztpraxis auf der Ostalb wird zu medizinischem Versorgungszentrum
Zwölf Gemeinden und mehrere Hausärzte haben sich im schwäbischen Wald zur Genossenschaft MEDWALD zusammengeschlossen. Dazu zählt auch Hausarzt Heiner Steinat aus Durlangen. Seit April dieses Jahres hat die Genossenschaft seine ehemalige Praxis übernommen und in ein sogenanntes Medizinisches Versorgungszentrum, kurz MVZ, umgewandelt. Damit ist Steinat nicht mehr sein eigener Chef, sondern Angestellter.
Durch diesen Schritt hat Steinat bereits eine neue Kollegin gewonnen und kann durch Fördergelder das MVZ modernisieren. Die Genossenschaft soll damit den Ärztinnen und Ärzten bessere Arbeitsbedingungen bieten. So wird der Standort auch attraktiver für weitere Kolleginnen und Kollegen sowie für eine potenzielle Nachfolge.
Genossenschaft gegen den Ärztemangel - ein Modell mit Zukunft?
Tatsächlich könnte sich die Situation im Schwäbischen Wald zeitnah durch die Genossenschaft etwas entspannen. Es haben bereits Ärzte angekündigt, dort künftig arbeiten zu wollen. Denn "junge Medizinerinnen und Mediziner wünschen sich heute eher nicht finanziell verantwortlich zu sein für eine eigene Praxis, sondern lieber in Anstellung und auch in Teilzeit zu arbeiten", weiß Leonie Schönsee vom Gesundheitsamt Ostalbkreis.
Nachwuchs ist auch bitter nötig, denn in dieser Region zeichnet sich schon die nächste Herausforderung ab. So sollen laut der kassenärztlichen Vereinigung im Ostalbkreis fast 40 Prozent der Hausärzte 60 Jahre oder älter sein.
Allgemeinarzt Volker Scharffenberg aus Göggingen ist zwar Teil des Versorgungsnetzwerks Schwäbischer Wald, gehört mit seiner Praxis aber nicht zu MEDWALD. Aufgrund der prekären Versorgungslage stellte er bereits eine Veränderung im Verhalten mancher Patientinnen und Patienten fest. Der Ton sei "rauer geworden."
Die ärztliche Versorgung wird die Kommunen im Schwäbischen Wald aber auch allgemein im ländlichen Raum wohl noch länger beschäftigen. Die Politik steuert deshalb seit einigen Jahren mit Fördergeldern nach. Das Ziel: Bestehende Praxen erhalten und eben gleichzeitig für junge Ärzte einen Anreiz schaffen, auf dem Land zu praktizieren.