Das Theater Ulm soll neue Probenräume, Werkstätten und eine neue Spielstätte für das Kinder- und Jugendtheater bekommen. Aber die Kosten für den geplanten Neubau haben sich verdoppelt.
27 Millionen Euro sollte der Neubau hinter dem Theater Ulm kosten. Neueste Schätzungen gehen jedoch von 56,6 Millionen Euro Kosten für den Neubau des Kinder- und Jugendtheaters, der Probenräume und Werkstätten für das Theater Ulm aus. Jetzt ist unsicher, ob er überhaupt kommt.
Warum der Neubau beim Theater Ulm doppelt so teuer wird
In der Beschlussvorlage für die Sitzung des Bauausschusses vom vergangenen Dienstag werden die Gründe aufgeführt, warum alles teurer wird: So wurden die "damaligen Ansätze für Technik-, Verkehrs- und Konstruktionsflächen erheblich zu gering angesetzt". Man brauche mehr Geld für technische Ausstattungen wie Lüftungsanlagen, eine Lackieranlage und eine Schweißgasabsaugung.
Hinzu kommt, dass es deutlich teurer wird, das Grundstück freizuschaufeln. Nach dem Abriss der dortigen Häuser rücken nämlich erstmal die Archäologen an. Denn unter den Häusern wird laut Baubürgermeister Tim von Winning ein Teil der barocken Stadtbefestigung vermutet.
56,6 Millionen Euro statt rund 27 Millionen Euro für Theatererweiterungsbau
Bisher sind im Haushalt der Stadt Ulm für den Neubau 35 Millionen Euro vorgesehen, 21,5 Millionen müssen finanziert werden - ob und wie, darüber wird der neu gewählte Gemeinderat entscheiden. Im Herbst wird es eine Sitzung geben, bei der entschieden werden soll, welche der Großprojekte der Stadt als erstes an die Reihe kommen - und wie sie finanziert werden. Dafür könnte die selbst auferlegte Schuldenobergrenze von 200 Millionen Euro fallen.
Wie es jetzt mit dem Theater-Neubau weitergeht
Trotz Kostenexplosion hat der Bauausschuss den Theatererweiterungsbau nicht gestoppt, sondern die nächsten beiden Phasen beschlossen: Genehmigungsplanung und Ausführungsplanung sollen beauftragt werden, so von Winning zum SWR. Damit könne der Bau, wie bisher geplant, weitergehen - falls der Gemeinderat im Herbst zu dessen Gunsten entscheidet.
Dieses Jahr sollten auch die Häuser in der Zeitblomstraße abgerissen werden, wo der Erweiterungsbau hin soll. Der Abriss wird nun erst mal nicht kommen. Denn in den Häusern sind Geflüchtete untergebracht.
Baubeschluss für Theatererweiterungsbau Anfang 2025 möglich
Wenn der Theaterneubau im Herbst auf der Prioritätenliste weit oben steht, dann könnte der Gemeinderat Anfang 2025 einen Baubeschluss treffen. Baubeginn könnte dann im Herbst kommenden Jahres sein. Fertig wäre der Neubau dann Ende 2027 oder Frühjahr 2028.
"Es ist keine Kür, keine freiwillige Aufgabe", sagt der Baubürgermeister. "Das Theater hat erhebliche Defizite im Hinblick auf die Arbeitsplatzsicherheit, auf die Größen der Werkstätten. Da müssen wir in jedem Fall eine Verbesserung vornehmen, egal mit welchem Entwurf."
Warum die Theatererweiterung nötig ist
Schon 2015 wurde in den Gremien des Gemeinderates über die Platznot am Theater Ulm gesprochen. Es gebe nicht genügend Räume für Proben. Auch die Werkstätten hätten Defizite: Dringende Maßnahmen zum Arbeitsschutz könnten nicht ausreichend umgesetzt werden. Auch der Brandschutz spielt eine Rolle: Die derzeitige Spielstätte der Jungen Ulmer Bühne (JUB) weise da erhebliche Mängel auf und darf nur bis Ende 2027 betrieben werden. Die bisherige Spielstätte entspreche auch nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Kinder- und Jugendtheater.
Aufgrund der Gesamtlage beschloss der Gemeinderat im Mai 2019 die Theatererweiterung durch einen Neubau. Es folgte ein Architekturwettbewerb, bei dem sich die Jury für den Entwurf des Berliner Architekten Max Dudler entschied.
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