Der Ulmer Lederhof gilt als Problemviertel, als Ort von Pöbeleien und Schlägereien. Ein Pilotprojekt zweier Start-up-Firmen soll das Sicherheitsgefühl steigern: Mit Hilfe von KI.
Der Lederhof in Ulm gilt als krimineller Hotspot. Als Drogenumschlagplatz. Immer wieder macht er mit Schlägereien und Pöbeleien Schlagzeilen. Viele Ulmerinnen und Ulmer wie auch Besucher der Stadt meiden das bahnhofsnahe Viertel.
Neben den tatsächlichen Vorkommnissen spielt dabei das subjektive Sicherheitsempfinden eine Rolle. Ein Modellprojekt könnte zur Steigerung von Sicherheit und Sicherheitsempfinden beitragen.
Der "Digitale Begleiter" soll den Ulmer Lederhof sicherer machen
"Digitaler Begleiter" heißt es, und ist Sieger des Wettbewerbs "Innovationsmotor" der digitalen Agenda der Stadt Ulm. Seine wichtigsten Elemente sind Videokameras im öffentlichen Raum und eine App. "Der digitale Begleiter funktioniert im Prinzip wie ein menschlicher Begleiter", bringt Florian Mauer-Endler vom Ulmer Start-up-Unternehmen Beebucket das Prinzip auf den Punkt.
Schon installierte Kameras begleiten Passanten
Ähnlich einem menschlichen Begleiter erkennt der "Digitale Begleiter" ungewöhnliche Vorgänge wie Angriffe, Vandalismus oder auch Ohnmachtsanfälle. Die KI analysiert dazu von Videokameras aufgezeichnete Bewegungsabläufe. Stellt sie eine sogenannte "Anomalie" fest, löst sie Alarm aus.
Das kann das Einschalten von Scheinwerfern am Ort des Geschehens bedeuten. Es kann auch einen lauten Ton oder eine Warnbotschaft per Lautsprecher geben. Außerdem soll in Zukunft auch ein sogenannter Leitstand benachrichtigt werden. Eine Zentrale, die über das weitere Vorgehen entscheidet: Soll Sicherheitsdienst, Rettungsdienst oder Polizei alarmiert werden.
Der "Digitale Begleiter" alarmiert nicht die Polizei
Warum der "Digitale Begleiter" die Polizei nicht automatisch alarmiert, erklärt Henning Krone vom zweiten Start up Citysens: Wahrscheinlich würde zu häufig alarmiert werden. "Die Polizei müsste sonst alle zehn Minuten kommen", erklärte Krone. Deshalb muss eine Leitzentrale entscheiden, wie im Einzelfall vorgegangen wird.
App aktiviert den Digitalen Begleiter
Aktiviert wird der "Digitale Begleiter" per Handy-App. An bestimmten Stellen eines mit Kameras überwachten Problembezirks können die Nutzerinnen und Nutzer einen QR-Code scannen. Dadurch werden sie von den Kameras erfasst und während ihres Aufenthalts überwacht. Die KI scannt ständig ihr Umfeld und löst bei Bedarf - wie geschildert - Alarm aus. Zusätzlich können die Nutzer auch selbst Alarm schlagen: Mit einem großen auffälligen SOS-Button.
Sorge, dass einen die App gewissermaßen "ausspioniert", müsse man nicht haben, versichern die beiden Start-ups. Das System würde die Menschen anonymisieren, in ein "digitales Objekt" wandeln. Dabei würde es keinerlei personenbezogene Daten erfassen.
Mitte 2025 soll der Digitale Begleiter einsatzbereit sein
Noch laufen die Tests am Ulmer Hotspot Lederhof. Aktuell sind die Hersteller im Austausch mit der Polizei über den optimalen Umgang mit dem Digitalen Begleiter. Einsatzbereit und zu erwerben wird er vermutlich Mitte kommenden Jahres sein.
Das KI-Projekt am Ulmer Lederhof
Das Problemviertel Lederhof
Zahlreiche Einsatzkräfte Polizei führt Großkontrolle in Ulmer Innenstadt durch
In der Innenstadt von Ulm ist die Polizei am Mittwoch bis in die Abendstunden mit einer Großkontrolle gegen Straßenkriminalität vorgegangen. Die Aktion soll laut Polizei und Stadt abschrecken.