Kaffeeanbau im nebligen Ulm? Im Tropenhaus des Ulmer Tiergartens ist das möglich. Dort wachsen seit 2018 auch Kaffeepflanzen. Die Ernte wird jetzt in Neu-Ulm zu Kaffee verarbeitet.
Der erste in Ulm angebaute Kaffee kommt aus dem Tropenhaus des Tiergartens Ulm. Ein Neu-Ulmer Röster entdeckte dort durch Zufall die Kaffeepflanzen.
Kuschelige 20 bis 30 Grad und mindestens 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Bedingungen im Tropenhaus des Tiergartens Ulm gefallen nicht nur Affen, Krokodilen und Schildkröten, sondern auch den Kaffeepflanzen. Im tropischen Klima wachsen sie besonders gut. Rote, ovale Früchte hängen an den Kaffeesträuchern. Die sogenannten Kaffeekirschen sind Röster Marius Geiselhart bei einem Besuch aufgefallen. Die Idee, daraus Kaffee zu machen, sei ihm recht schnell gekommen.
Kaffeebohnen-Ernte im Tiergarten Ulm
Gärtnerin Susanne Münst pflegt die Pflanzen im Tropenhaus. Seit September 2018 gehören auch die Kaffeesträucher dazu. Die bekam sie als Jungpflanzen geschenkt. Im letzten Jahr konnte Münst die Sträucher zum ersten Mal abernten. Die Früchte wurden getrocknet und neu angesät. Die Idee, aus der diesjährigen Ernte Kaffee zu rösten, hat sie überrascht. "Es ist natürlich eine tolle Sache für uns", erzählt die Gärtnerin. Sie freue sich, dass die Pflanzen im Tropenhaus jetzt mehr beachtet würden. Auch bekämen die Kaffeesträucher nun mehr Pflege und Zuspruch. 1,3 Kilogramm Kaffeekirschen hat Susanne Münst dieses Jahr geerntet. Für die Früchte ging es dann weiter nach Neu-Ulm.
Reine Handarbeit in der Rösterei
Der Weg von der Kirsche zum fertigen Kaffee ist aufwendig - und dauert. "Es war uns auch extrem wichtig, dass wir mal sehen, wie viel Arbeit steckt hinter diesem Produkt Kaffee", erzählt Röster Marius Geiselhart. Zuerst müssen die Kaffeebohnen im Inneren der Kirschen vom Fruchtfleisch befreit werden, das sogenannte Entpulpen. Am Anfang sind die Bohnen blass und grünlich. Erst nach wochenlangem Trocknen können sie geröstet werden und bekommen so ihre charakteristische braune Färbung.
Ulmer Kaffee ist noch nicht fertig
Zur Zeit trocknen die Bohnen noch. Wie der Kaffee wohl schmecken wird? Da ist sich Röster Marius Geiselhart selbst nicht sicher: "Ich kanns mir noch gar nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin. Es kann ein sehr klassischer Kaffee werden, es kann aber auch ein sehr fruchtiger Kaffee werden."
Rund 300 Gramm werden am Schluss übrigbleiben. Die sollen versteigert werden. Der Erlös aus der Versteigerung geht an den Kaffee-Ursprungsort zurück: an den Tiergarten Ulm.