Vom Rudel verstoßen, von Menschen geliebt

So lebt Hirschkuh Gretl im Wildpark Heidenheim

Stand
Autor/in
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

Im Rothirschgehege des Heidenheimer Wildparks lebt Gretl - äußerlich eine Hirschkuh, doch sie selbst würde wohl sagen, sie ist ein Mensch. Davon ist der Förster des Wildparks überzeugt.

Wildparks werben mit der Nähe zur Natur - doch wilde Tiere sind meist schwer zu entdecken. Den Kontakt zum Menschen mögen sie nicht. Im Heidenheimer Wildpark Eichert wohnt eine Hirschkuh, die ist das genaue Gegenteil. Das freut die Besucher - und hat einen traurigen Hintergrund.

Hirschkuh Gretl begrüßt höflich ihre Besucher

Das Rothirschgehege liegt direkt hinter der Voith-Arena. Eine Gruppe von Kindergartenkindern steht dort am Zaun - die Hirschgruppe des nahegelegenen Waldkindergartens Ugental. Auf der anderen Seite des Zauns steht Gretl.

Hirschkuh Gretl im WIldpark Heidenheim frisst Äpfel und Kastanien aus Kinderhänden
Gretl traut sich, aus den Kinderhänden zu fressen. Die anderen Hirschkühe sind dafür zu scheu.

Um den Kontakt zu erleichtern, bekommen die Kinder von Förster Christian Eder prall gefüllte Eimer mit Äpfeln und Kastanien. Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Ohne Berührungsängste wagen sich die Kinder an das Gehege. Ohne Berührungsängste traut sich Gretl an das Futter in den kleinen Kinderhänden.

Gretl begeistert die Kinder

"Der Hirsch hat meinen Apfel auf einem Happs ganz weggegessen", erzählt Ilias begeistert. Leo war mutig und hat Gretl sogar gestreichelt. "Die war ganz weich", verrät er, während ihn die Hirschkuh neckisch an seiner Hand berührt. "Das finde ich toll." "Die Gretl fühlt sich auch wuschelig an und wild", ergänzt Elisa.

Kinder vom Waldkindergarten Heidenheim füttern Hirschkuh Gretl mit Gras.
Kinder können Gretl im Tierpark Heidenheim "fellnah" erleben.

Von Artgenossen wird Hirschkuh Gretl ausgeschlossen

Dass die herzliche Hirschkuh sich so verhält, hat einen traurigen Hintergrund. "Gretl hat leider ihre Mutter verloren", erzählt Förster Christian Eder. "Ein Jäger hat sie dann aufgenommen und mit der Flasche aufgezogen." Vor knapp vier Jahren ist sie in den Wildpark Heidenheim gekommen. "Der Platzhirsch und das restliche Rotwild erkennen sie nicht im Rudel an", erklärt der Stadtförster.

Sie hat ihre Familie in uns Menschen und allen Besuchern gefunden, und ich glaube, sie ist auch ganz glücklich mit allen.

Förster Christian Eder vom Wildpark Heidenheim im Vordergrund in einer Interviewsituation. Links neben ihm Hirschkuh Gretl, die abseits des Rudels steht.
Förster Christian Eder erklärt, dass Hirschkuh Gretl von dem Rudel in ihrem Gehege nicht akzeptiert wird.

Sobald Menschen auftauchen, ist Gretl vor Ort, lässt sich gerne streicheln und füttern. "Für alle Besucher und die Kinder ist das natürlich toll." Eder weist aber daraufhin, dass unbedingt nur Futter aus den Automaten vor den jeweiligen Gehegen gegeben werden darf. Oder eben aus Eimern, die von den Förstern gerne bereit gestellt werden. Sonst kann das "drastische Auswirkungen für die Tiere haben."

Wildpark als Bildungseinrichtung

Gretl ist für den Heidenheimer Wildpark in gewisser Weise ein Segen. Der Park ist eine Art Bildungseinrichtung. Ein Ort, an dem Besucher in Deutschland lebende Wildtiere kennen lernen können. Und im Falle von Gretl passiert das nicht auf die Entfernung sondern haut- beziehungsweise "fellnah".

"Hier hat man die Möglichkeit mit dem Tier so in Kontakt zu kommen, wie man mit einem wilden Tier so eigentlich nie in Kontakt treten könnte", erzählt Eder, während er auf die anderen Rothirsche zeigt, die sich vom Zaun fernhalten. Besucher lernen im Wildpark auch das richtige Verhalten in der Natur. "Jemand, der laut ist und rumschreit, sieht dann vielleicht weniger Tiere", so Eder. Besser: leise sein und beobachten.

Im Vordergrund Hirschkuh Gretl. Im Hintergrund einige Kindergartenkinder aus dem Waldkindergarten Ugental in Heidenheim.
So nah sind Wildtiere selten bei Menschen. Gretl ist ein Gewinn für den Wildpark Heidenheim, da Kinder sie sogar streicheln können, um mal das Fell einer Hirschkuh zu spüren.

Die Schattenseite von Gretls Verhalten

Hirschkuh Gretl ist aber auch ein warnendes Beispiel, ergänzt der Stadtförster. Aufgrund ihrer Nähe zu den Menschen wird sie von den Artgenossen nicht akzeptiert, "das heißt, jeder Mensch, der ein Wildtier an sich nimmt und großzieht, erzeugt eigentlich jemanden, der nachher ein relativ hohes Betreuungsintervall braucht." Dadurch wären die Tiere später in der freien Wildbahn nicht mehr lebensfähig.

Die Hirschkuh Gretl vim Wildpark Heidenheim legt ihren Kopf auf die Schulter des lächelnden SWR Reporters Dennis Bechtold und schaut in die Kamera.
Gretl hat überhaupt keine Berührungsängste mit Reporter Dennis Bechtold und ist für Selfies bereit. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Selfie mit der Hirschkuh Gretl aus Heidenheim links im Bild und der SWR Reporter Dennis Bechtold rechts.
Professionell wie ein Model blickt Hirschkuh Gretl aus Heidenheim in die Kamera. Bild in Detailansicht öffnen
Eine sehr nahe Aufnahme der Nase von Hirschkuh Gretl aus Heidenheim, wie sie in die Kamera schaut.
Die geschossenen Bilder müssen natürlich erstmal ganz genau unter die Lupe genommen wirden. Bild in Detailansicht öffnen
Hirschkuh Gretl aus Heidenheim blickt ganz nah in die Handyfrontkamera und scheint ein bisschen zu lächeln.
Die Bilder scheinen Hirschkuh Gretl zu gefallen. Zumindest lächelt sie fast wie ein richtiger Mensch. Bild in Detailansicht öffnen
Selfie von SWR Reporter Dennis Bechtold mit Hirschkuh Gretl links im Bild. Sie nimmt den Reporter genau unter die Lupe, der sie im Wildpark Heidenheim besucht hat.
Nochmal die Schokoladenseite präsentieren... Bild in Detailansicht öffnen
Hirschkuh Gretl vom Wildpark Heidenheim begutachtet ganz nah die Wange des SWR Reporters Dennis Bechtold, der in die Kamera lächelt.
... und mit einem Schmatzer auf die Wange für die Fotosession bedanken. Bild in Detailansicht öffnen

Das erklärt auch Gretls Zutraulichkeit und Liebe für die Menschen. Die Hirschkuh hat also Glück, dass sie jeden Tag so viele Besucher im Wildpark hat, die sich um sie kümmern. Sei es mit Futter oder natürlich mit intensiven Streicheleinheiten gegen die Einsamkeit.

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