Nataliia Zeikan hat es geschafft: Die Apothekerin aus der Ukraine hat nach ihrer Flucht im Ostalbkreis einen Job in ihrer Branche gefunden. Nur: Warum klappt das eigentlich so selten?
Nataliia Zeikan floh vor etwa zwei Jahren aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nach Deutschland. In ihrem Heimatland hat sie Pharmazie studiert und als Apothekerin gearbeitet. Nun bekam sie die Chance, in ihrer Branche zu arbeiten - bisher eher eine Seltenheit für geflüchtete Fachkräfte aus der Ukraine.
Von Charkiw nach Aalen
Als Russland die Ukraine überfiel, lebte Nataliia Zeikan in Charkiw unweit der ukrainisch-russischen Grenze. Dort arbeitete sie als Filialleiterin einer Apothekenkette. "Ich musste meine Heimat verlassen", erzählt sie sichtlich traurig. Mit ihrer Familie trat sie die Flucht an. Über Neresheim landete die heute 43-Jährige im Aalener Stadtbezirk Unterkochen. Dort wohnt sie nun mit ihrem Sohn und dessen Freundin.
Nach ihrer Ankunft meldete sie sich beim Jobcenter Ostalbkreis und absolvierte den Sprachkurs B1. Zunächst wurde sie zufällig als Bürokraft an die Aalener Stadt-Apotheke vermittelt. "Als ich dann mitgekriegt habe, dass sie Apothekerin ist, habe ich gedacht, es ist nicht so sinnvoll, sie 'ins Büro zu stecken'", so Inhaber Friedrich Timeus.
Gelungene Integration in den Arbeitsmarkt
Seit zwei Wochen kümmert sich Nataliia Zeikan deshalb als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte halbtags zum Beispiel um die Einlagerung der Medikamente. "Ich freue mich über die Möglichkeit, in der Apotheke zu arbeiten und meine Berufserfahrungen in einem anderen Land zu verwenden. Das ist wichtig für mich." Die Arbeit mit ihr funktioniere schon "einwandfrei", schildert Timeus. Sie kenne sich bereits so gut aus, "als wenn sie hier gelernt hätte".
Ende Februar beginnt sie neben ihrer Teilzeit-Beschäftigung in der Apotheke zusätzlich den Sprachkurs B2 und anschließend eine Fachsprachenprüfung. Dann darf sie als pharmazeutisch-technische Assistentin auch in den Kontakt mit Kunden treten. "Ich freue mich darauf, den Patienten zu helfen."
Jobcenter Ostalbkreis verantwortlich für rund 2.500 ukrainische Geflüchtete
Dass geflüchtete Fachkräfte Arbeit in "ihrer" Branche finden, ist aber nicht immer der Fall. "Wir haben sehr hochwertige Abschlüsse aus der Ukraine", so Thomas Koch, Geschäftsführer vom Jobcenter Ostalbkreis. "Die Menschen wissen aber, dass sie nicht immer in diesem erlernten oder studierten Beruf bei uns auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben."
Die Gründe sind unterschiedlich - manchmal hapert es bei der Sprache, manchmal haben sie schlicht niemanden, der die Kinder betreut. In anderen Fällen suchen die Arbeitgeber aber auch gerade niemanden mit den Qualifikationen - oder: Sie werden in Deutschland nicht anerkannt.
Rund 2.500 Geflüchtete aus der Ukraine fallen in den Verantwortungsbereich des Jobcenters, 1.700 davon gelten als erwerbsfähig. Von ihnen arbeiten 450, manche auch nur in Teilzeit, parallel zu einem Sprachkurs. Der ist auch so etwas wie eine Grundvoraussetzung auf dem Arbeitsmarkt.
Dass Geflüchtete aus der Ukraine lieber das Bürgergeld als Arbeit vorziehen würden, das kann Koch nicht bestätigen. Sondern eher, dass Menschen aus der Ukraine Deutsch lernen und einen Job haben wollen. Menschen, die ein System nur ausnutzen wollen, gebe es aber immer.
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Fokus auf nachhaltige Integration von Fachkräften
Das Jobcenter Ostalbkreis fokussiert sich darauf, die Geflüchteten nachhaltig in den deutschen Arbeitsmarkt, aber auch in die deutsche Gesellschaft, zu integrieren. Für Koch ist es nun aber erstmal wichtig, dass die ukrainischen Fachkräfte grundsätzlich eine Arbeit bekommen. Der weitere Weg zu einer "tatsächlich gleichwertigen Beschäftigung" zu ihren vorherigen Jobs in Deutschland sei "ein langer Weg, der dauert zwei, drei Jahre."
Mitten auf diesem Weg steht nun auch Nataliia Zeikan. Sie würde gerne in Deutschland bleiben. "In Zukunft, denke ich, dass ich mein Diplom anerkannt bekomme und als Apothekerin arbeite."
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