Überquerung für Fußgänger eigentlich verboten

Wieso die 16 Millionen Euro teure beheizte Brücke in Tübingen nur für Fahrradfahrer ist

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Autor/in
Ingemar Koerner
Ingemar Koerner ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Die Fahrradbrücken in Tübingen-West und in der Innenstadt sind für Fußgänger verboten. Viele Menschen gehen trotzdem darüber, das weiß die Stadt. Aber OB Palmer drückt ein Auge zu.

Die vor knapp zwei Wochen eröffnete, neue Radbrücke West in Tübingen ist nur für Radfahrer. Fußgänger sind verboten, denn dort verläuft nur ein Radweg - kein Fußweg. Doch die 16 Millionen Euro teure Brücke bietet eine schöne Aussicht. Die könnte auch Fußgängerinnen und Fußgänger anziehen. Zahlreiche Menschen sind in den ersten Tagen bereits über die Brücke gelaufen - eine Strafe haben sie allerdings nicht zu befürchten.

Erwachsene und Kinder genießen die Aussicht von der neuen Radbrücke West in Tübingen. Ein Gruppe Radfahrer schlängelt sich zwischen ihnen hindurch. Mit Menschen an den Seiten wird der Radweg sehr eng.
Die Aussicht von der neuen Radbrücke West in Tübingen gefällt Groß und Klein. Mit Menschen an den Seiten wird der Radweg sehr eng. Eine Gruppe Radfahrer muss sich zwischen Erwachsenen und Kindern hindurchschlängeln.

Oberbürgermeister Palmer will keine Bußgelder für Fußgänger

Von der Radbrücke West hat man in alle Richtungen einen schönen Ausblick. Einige Radfahrerinnen und Radfahrer fahren oben langsamer, um die Aussicht zu genießen. Andere Gründe, zu Fuß über die Brücke zu gehen, sieht Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) nicht. Die Strecke sei zu lang, als dass es sich lohnen würde, die Brücke zu Fuß zu überqueren.

Wenn da mal ein Spaziergänger raufgeht um das Schloss anzugucken, so what. Der muss sich halt am Rand halten. Bußgelder wird es keine geben.

Dass dies durchaus mal vorkommen könnte, schließt der Oberbürgermeister nicht aus. Er will darauf aber kein Bußgeld verhängen. Die Stadt hofft "auf das Verständnis der Bürger," erklärte eine Sprecherin dem SWR.

Viele Fußgänger auf anderer Fahrradbrücke in Tübingen

Die Radbrücke West ist nicht die einzige, die von Fußgängerinnen und Fußgänger genutzt wird. Auch über die Brücke über die Steinlach gehen viele Menschen zu Fuß. Sie ist als Fahrradstraße ausgewiesen und damit "ausschließlich für Radfahrende freigegeben", so eine Sprecherin. Aus dem Grund werde "demnächst ein Verbot für Fußgänger ausgeschildert und darauf hingewiesen, den nahen Gehweg über die Steinlachbrücke zu benutzen."

Brenzlig sei die Situation dort dennoch nicht. "Fußgänger und Radfahrer kommen mit solchen Situationen gut klar, wenn die Sichtverhältnisse gut sind. Das ist hier der Fall." Unfälle habe es bisher auf beiden Brücken noch nicht gegeben.

Ein Mann schiebt einen Kinderwagen über die Radbrücke in der Tübinger Innenstadt. Viele Fußgängerinnen und Fußgänger nutzen sie häufig. Eigentlich ist sie als Fahrradstraße ausgewiesen.
Über die Radbrücke in der Tübinger Innenstadt gehen häufig Fußgängerinnen und Fußgänger. Eigentlich ist sie als Fahrradstraße ausgewiesen.

Fußweg auf neuer Radbrücke wäre teuer gewesen

Stellt sich die Frage: Wenn die Stadt das Problem kennt, warum hat sie bei der neuen Radbrücke West nicht direkt einen Fußweg mitgebaut? Ein Grund dafür sind die Kosten. Damit neben Radfahrerinnen und Radfahrern auch Fußgängerinnen und Fußgänger auf der Brücke Platz gefunden hätten, hätte sie breiter gebaut werden müssen. Dadurch wäre das komplette Bauwerk größer und schwerer geworden.

Die zusätzlichen Kosten hätten laut Stadtverwaltung bei zwei bis drei Millionen Euro gelegen - und das ausschließlich für die Tübinger Stadtkasse. Denn Land und Bund haben nur den Ausbau der Radinfrastruktur finanziell unterstützt.

Entscheidung des Gemeinderats: Radbrücke ohne Fußweg

Die Entscheidung gegen den Fußweg fiel im Gemeinderat. Der hatte darüber abgestimmt, ob die Radbrücke West auch einen Fußweg bekommen sollte. Die Mehrheit hatte damals dagegen gestimmt. Dementsprechend wurde sie ohne gebaut.

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