Nach dem Auftakt am Montag sind die Bauernproteste in der Region am Mittwoch weitergegangen. Gegen Abend fuhr ein Schlepperkorso von Tübingen Richtung Rottenburg und Bodelshausen.
Am Ortsrand von Bodelshausen gab es ein Mahnfeuer, dessen Flammen meterhoch in den dunklen Himmel schossen. Auf dem offenen Gelände standen laut Polizei etwa 450 Traktoren. Außerdem waren dort Sattelschlepper, Handwerkerfahrzeuge und Privatautos abgestellt. Viele waren auch zu Fuß gekommen – nach Schätzungen insgesamt mehr als 1.000 Menschen. Und wer sie fragte, warum, bekam ganz unterschiedliche Antworten: Immer wieder waren auch Menschen dabei, die erzählten, sie hätten nichts zu tun mit Landwirtschaft oder den speziellen Anliegen der Bauern. Sie sagten aber, dass sie diese Veranstaltung unterstützen, um gegen die Ampelregierung an sich und für einen politischen Wandel zu demonstrieren.
Konvoi von Unterstützern begleitet
Mit Plakaten wie "Ist der Bauer ruiniert, wird dein Essen importiert" starteten am Mittwochnachmittag gut 150 Traktoren, 20 Lastwagen und mehrere Autos. Sie waren sehr langsam unterwegs von Tübingen über Rottenburg und Unterjesingen zurück nach Tübingen, und von dort nach Bodelshausen (Kreis Tübingen).
Auf ihrer Tour am Nachmittag von Tübingen aus standen unterwegs neben der Straße immer wieder Heuwagen und Anhänger mit Aufschriften wie "Stoppt die Ampel" oder einfach nur "Danke!" Dabei waren auch Familien mit Kindern.
Als sie sich am Tübinger Stadtausgang versammelt hatten, sagte der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Tübingen, Jörg Kautt, zum SWR, die Landwirte könnten die Sparbeschlüsse der Bundesregierung so nicht akzeptieren.
Die regionalen Betriebe würden extrem getroffen und wären dann nicht mehr wettbewerbsfähig, so Kautt. Betriebe müssten aufgeben, wenn die Pläne der Bundesregierung so umgesetzt würden. Dann müssten sich die Verbraucher auf Lieferketten verlassen, die schon während der Corona-Pandemie nicht funktioniert hätten. Jörg Kautt sagte dem SWR, er hoffe auf die Vernunft der Politik. Mehr Hintergründe zu den Bauernprotesten lesen Sie hier.
Mehrere Mahnfeuer um Reutlingen geplant
Laut dem Landesbauernverband sind für Donnerstag auch einige Mahnfeuer im Kreis Reutlingen geplant. Unter anderem in Eningen unter Achalm, in Sonnenbühl, St. Johann, Hohenstein, Trochtelfingen und Böhringen sollen am frühen Abend an Land- und Bundesstraßen Mahnfeuer angezündet werden.
In Gomadingen-Steingebronn (Kreis Reutlingen) könnte es ebenfalls heiß hergehen. Bei dem dortigen Mahnfeuer wollen laut LBV Gebhard Aierstock, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Reutlingen e.V., und die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke (Die Grünen) gegen 18 Uhr eine Ansprache halten. Ein weiteres Mahnfeuer ist am Samstag in Münsingen geplant.
Demos gegen Sparpläne beim Agrardiesel
Der Grund für die Aktionswoche der Landwirte sind die drohenden Kürzungen von Subventionen durch die Bundesregierung. Die Bundesregierung müsse sparen, hieß es im Dezember. Und das vor allem mit Sparplänen, die die Landwirte hart treffen sollten. Mittlerweile ist die Bundesregierung mit ihren Plänen etwas zurück gerudert. Land- und Forstwirte müssen weiterhin keine Kfz-Steuer für Traktoren oder Mähdrescher zahlen. Aber: Die Subventionen beim Agrardiesel sollen weiter wegfallen, wenn auch schrittweise. 2026 soll es so keine Steuer-Rückvergütung mehr geben.
Bei Landwirten in ganz Deutschland hat das für Aufruhr gesorgt. Beim ersten Protesttag am Montag beteiligten sich auch etliche Landwirte aus der Region mit Korsos, Straßenblockaden und Protest-Aktionen. Besonders heraus stach eine Kundgebung in Reutlingen, zu der trotz eisiger Kälte mehrere tausend Menschen kamen. Neben Bauern und Bäuerinnen waren bei der Kundgebung auch andere Branchen vertreten, zum Beispiel Handwerker, Bäckerinnen und Metzger.
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