"Städte sind die größten Steinbrüche", sagt ein Mitarbeiter eines Recycling-Parks. Das Potential abgerissener Gebäude sei riesig. Wie ein Tübinger Unternehmen dieses Potential ausschöpfen will.
Allein auf die Produktion von Zement entfallen laut der Deutschen Bundesstiftung Umwelt acht Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen. Um die zu verringern, kann man Bauschutt abgerissener Gebäude recyclen. Das spart nicht nur Emissionen, sondern auch Ressourcen.
Dabei kann Künstliche Intelligenz helfen, denn ganz einfach ist es nicht: Die Baumaterialien müssen sortiert werden. Ziegel, Keramik, Beton oder Metall etwa muss man voneinander trennen.
Besseres Recycling mit Hilfe von KI
Diese Trennung der Baumaterialien mit Künstlicher Intelligenz will das Tübinger Unternehmen Optocycle einfacher und effizienter machen. Die Firma Feeß in Kirchheim unter Teck testet das System auf ihrem Bauschutt-Hof bereits.
Über der Einfahrtswaage für Lastwagen hängt eine Kamera, die die Ladefläche des Fahrzeugs abfilmt. Eine Software wertet die Ladung dann genau aus und zeigt an, aus welchen Materialien der Bauschutt genau besteht. Material, dass sich sehr fein schreddern lässt, ist besonders wertvoll, das kann man bei der Beton-Herstellung verwenden. Alles andere kommt zum Beispiel in den Unterbau von Straßen.
Bis zu 80 Prozent eines abgerissenen Gebäudes könne man recyceln, so Eberhard Fritz von der Firma Feeß. Aber eben nur, wenn das Material wirklich sauber getrennt wird. Damit das System von Optocycle noch effizienter helfen kann, braucht die KI erst mal ordentlich Futter – also jede Menge Bilder von Beton, Ziegeln und anderen Baustoffen. Bauschutt sei eben kein Abfall, sondern ein Rohstoff, meint auch der Gründer von Optocycle, Max Frederick-Gerken.
Schonung der Rohstoffe und kürzere Wege
Allerdings wird auch beim Recyceln von Bauschutt CO2 freigesetzt. Es sei dennoch die deutlich umweltfreundlichere Methode, so Laura Neusser, Pressesprecherin bei Optocycle. Denn man schone die Rohstoffe, und die Transportwege seien deutlich kürzer.
Zehn Angestellte arbeiten in dem Unternehmen mittlerweile an der Software bei Optocycle in Tübingen. Firmen, beziehungsweise Recycling-Höfe zeigten durchaus Interesse daran, so Gerken: "Zum Glück wurde ich bis jetzt noch von keinem Hof gejagt. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, war super, super aufgeschlossen." So erhofft er es sich auch für die Zukunft. Denn Ende des Jahres will Optocycle das System deutlich mehr Firmen anbieten.
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