Ein zunächst vermisstes Kind wird tot aus einem Fluss geborgen - laut Obduktion ist es ertrunken. Gegen die Mutter des Kindes wird ermittelt. Hat sie die Aufsichtspflicht verletzt?
Das zweijährige Mädchen, das am Dienstag tot in Bingen (Kreis Sigmaringen) gefunden wurde, ist ertrunken. Das ist das Ergebnis der vorläufigen Obduktion. Hinweise auf eine Gewalteinwirkung oder eine Fremdbeteiligung am Tod des Kindes ergaben sich bislang nicht, heißt es von Seiten der Gerichtsmedizin.
Die Zweijährige war bei ihrem Auffinden nicht, wie zunächst von Angehörigen angegeben, nur mit einem Schlafanzug bekleidet, sondern war vollständig angezogen und trug Turnschuhe, so die Hechinger Staatsanwaltschaft.
Zweijährige in Fluss ertrunken: Ermittlungen der Polizei gegen Mutter
Ob und inwieweit eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt, wird noch polizeilich ermittelt. Laut dem Hechinger Staatsanwalt wird noch geprüft, ob und inwieweit die Mutter die Aufsichtspflicht verletzt hat. Es könnte sein, dass sie sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht hat. Der Vater war zum fraglichen Zeitpunkt wohl nicht zu Hause.
Die Ermittlungen in dem Fall seien noch nicht abgeschlossen, es gehe auch um zeitliche Zusammenhänge. "Gegenstand der Ermittlungen ist, wann und wie das Mädchen zum Fluss gekommen ist", so Staatsanwalt Ronny Stengel am Donnerstag.
Nach Angaben der Polizei vom Montag hatte die Zweijährige ihr Elternhaus wahrscheinlich am späten Sonntagnachmittag zwischen 16 und 17 Uhr verlassen. Diese Daten hätten die Eltern der Polizei mitgeteilt, so eine Polizeisprecherin.
Große Spendenbereitschaft für Familie
Seit dem Fund des zweijährigen Mädchens in der Lauchert bei Bingen (Kreis Sigmaringen) ist die Anteilnahme und Trauer im Teilort Hitzkofen groß. Viele Menschen legen Blumen, Kerzen oder Schnuller vor dem Haus der Familie des verunglückten Mädchens ab.
Durch die überregionale Berichterstattung über den Tod des zweijährigen Mädchens haben sich sehr viele Menschen bei der Gemeinde Bingen gemeldet. Sie wollen der Familie helfen und sei es auch "nur" finanziell, sagte der Kämmerer der Gemeinde Bingen dem SWR. Er selbst wisse nicht, wer sich alles gemeldet und wie viele Anfragen es gegeben habe. Aber die Menschen riefen auch aus der weiteren Region an.
Deswegen hat die Gemeinde nun ein Spendenkonto eingerichtet. Die Spenden werden unter dem Namen "Melisa" gesammelt. Nach Weihnachten wolle der Bingener Bürgermeister Jochen Fetzer Kontakt zur Familie im Teilort Hitzkofen aufnehmen, sie besuchen und die Spenden weiterleiten, so der Kämmerer.
Zweijähriges Mädchen war am Sonntagnachmittag verschwunden
Das Mädchen war am Sonntagnachmittag in Bingen-Hitzkofen verschwunden. Mehrere hundert Einsatzkräfte hatten mit Hunden nach der Zweijährigen gesucht. Auch Taucher mit Booten und einem Hubschrauber beteiligten sich an der Suche. Am Dienstag wurde das Kind dann tot in der nahegelegenen Lauchert gefunden - nicht weit von dem Wohnhaus der Familie entfernt.