Filialen sollen verkauft werden, Mitarbeitende wurden gekündigt. Viel mehr weiß man aktuell nicht über die Zukunft der Großbäckerei. Sternenbäck selbst hält sich mit Infos zurück.
Die Produktion der Traditionsbäckerei Sternenbäck in Hechingen (Zollernalbkreis) schließt spätestens zum Jahresende. Das hat das Unternehmen vor knapp zwei Wochen bekannt gegeben. Wie es mit den 34 Filialen in Baden-Württemberg weitergeht und was das für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet, darüber schweigt das Unternehmen. Mehrere Beschäftigte haben schon die Kündigung bekommen. Einen Betriebsrat gibt es bei Sternenbäck nicht.
Verkäuferinnen sprechen von Kündigung
Auch das Personal weiß nicht wirklich, wie es weitergeht. Auf Nachfrage haben sich vier Verkäuferinnen aus verschiedenen Sternenbäck-Filialen geäußert. Sie alle seien gekündigt worden, sagten sie dem SWR. Die einen auf Ende November, langjährige Mitarbeiterinnen auf Ende Dezember. Erfahren hätten sie das per Post.
Was dann kommt, ist unklar. Eine neue Arbeit haben die vier Frauen noch nicht gefunden. Es sei alles enttäuschend, einfach so gekündigt zu werden, sagte eine Verkäuferin. Sie arbeite seit über zehn Jahren bei der Großbäckerei, sei an Wochenenden eingesprungen und stehe jetzt trotzdem ohne Job da. Eine andere Verkäuferin meinte, sie sei erst vor wenigen Wochen eingestellt und jetzt direkt wieder gekündigt worden.
Kündigungen bei Sternenbäck: Heftige Kritik von Gewerkschaft
Ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sagte, man habe keinen Einblick in die Zahlen von Sternenbäck und wisse nicht, wie es tatsächlich um das Unternehmen stehe und ob es wirklich insolvenzreif sei. Die Abwicklung laufe "undemokratisch". Weil es keinen Betriebsrat gebe, hätten die Mitarbeitenden keinerlei Mitbestimmungsmöglichkeiten. Der Gewerkschaftssprecher lässt kein gutes Haar an Sternenbäck. Das Unternehmen habe schon immer Druck auf Beschäftigte ausgeübt und einen Betriebsrat verhindert.
Mitarbeitende der Bäckerei suchen Hilfe bei Gewerkschaft
Mehrere Sternenbäck-Mitarbeitende haben sich laut NGG-Sprecher schon bei der Gewerkschaft gemeldet, weil sie gegen die Kündigungen vorgehen wollen. Möglicherweise mit einer Kündigungsschutzklage. Wie vielen Beschäftgten Sternenbäck tatsächlich kündigt oder schon gekündigt hat, das weiß aber auch die NGG nicht. Auch das Gerücht, dass alle Filialen der Großbäckerei in Baden-Württemberg schließen sollen, kann die Gewerkschaft nicht bestätigen. "Es ist eine Blackbox für alle Betroffene", sagt der Sprecher.
Schließung bedeutet tiefen Einschnitt für Zollernalbkreis
Mehrere Zeitungen berichten mittlerweile über Schließungen einzelner Filialen, zum Beispiel in Hechingen oder Sigmaringen. Teilweise sollen die Bäckerläden demnach noch vor Jahresende zu machen. Gerade für Hechingen ist das ein tiefer Einschnitt. Dort hat 1910 die erste Sternenbäckerei aufgemacht. Das Traditionsunternehmen ist vor allem im Zollernalbkreis tief verwurzelt. Zuletzt betrieb das einst kleine Familienunternehmen laut eigenen Angaben über 130 Filialen in fünf Bundesländern. Rund 1.000 Mitarbeitende hielten den Betrieb am laufen.
Zukunft der Filialen in Baden-Württemberg ungewiss
Für die Standorte Gera (Thüringen) und Spremberg (Brandenburg) könnte es weitergehen, hat Sternenbäck mitgeteilt. Welche der 34 Filialen in Baden-Württemberg zu machen und was aus den Mitarbeitenden wird, geht aus einer Mitteilung von Sternenbäck nicht hervor. Für die Filialen würden sich Verkaufsprozesse und Bieterverfahren in vollem Gange befinden. Welche Bäckerläden genau gemeint sind, lässt das Unternehmen offen.
Vom Sternenbäck-Insolvenzverwalter, der Stuttgarter Großkanzlei RSM Ebner Stolz, heißt es, man werde sich zum Fall Sternenbäck nicht mehr äußern.
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