Ein niederländisches Unternehmen hat zum 1. März die Leitung der Biebelhausener Mühle übernommen – und seine Ziele für die insolvent gegangene Großbäckerei vorgestellt.
Die Biebelhausener Mühle war vor etwa einem Jahr in die Insolvenz geschlittert. Die Gründe, unter anderem: gestiegene Kosten für Personal und Energie, und Kundschaft, die angesichts der Inflation immer öfter auch billiger im Supermarkt kauften. Seitdem lief die Suche nach neuen Investoren – laut Insolvenzverwalter hätten sich etliche Mitbewerber am Unternehmenssitz in Ayl die Klinke in die Hand gegeben – allein, keiner wollte zugreifen.
Die Biebelhausener Mühle betrieb nicht nur ein Netz mit mehr als 50 Filialen, sondern auch eine Tiefkühlproduktion für gefrorene Backwaren. Zwei Standbeine, die laut Insolvenzverwalter für die meisten Interessenten nicht zusammen gingen.
Zukunft für beide Standbeine
Umso größer war die Erleichterung, als sich mit den niederländischen Unternehmern "Boels & Partners" schließlich doch ein Investor fand - und der für beides weiter Zukunft sieht: für die Filialen mit ihrer Kundschaft, die frische Backwaren aus der Region kaufen will, und für das Tiefkühlgeschäft vor allem mit großen Supermarktketten.
Den Kontakt hergestellt hatte die Trierer Mentor AG, eine Beratungs- und Prüfungsgesellschaft, die schon in der Vergangenheit mit Boels zu tun hatte – das ursprüngliche Familienunternehmen verleiht Werkzeuge und Maschinen und hat eine Filiale in Trier.
Biebelhausener Mühle soll Zukunft haben
Unternehmenstochter Yvonne Boels hat sich mit dem sogenannten "Familiy Office Boels & Partners" unter anderem auf die Fahnen geschrieben, in in Not geratene Familienunternehmen zu investieren und sich langfristig zu engagieren.
Es gebe Private Equity Gesellschaften, die kurzfristig investierten. "Boels & Partners" aber habe für die Biebelhausener Mühle keine Exit-Strategie, sagt sie. "Für uns ist es wichtig, dass das Unternehmen Zukunft hat. Und ich werde dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter eine gute Zukunft haben."
Weniger Filialen, gestrichene Stellen
Im Zuge des Insolvenzverfahrens mussten zuletzt allerdings einige Filialen aufgegeben werden: Nach Aussage des Insolvenzverwalters hat die Supermarktkette Rewe etwa Flächen an einen Mitbewerber vermietet. Geblieben seien in der Region Trier, im Saarland und Luxemburg aber 37 Bäckereifilialen.
Gestrichen wurde auch bei den Stellen: Aushilfen, Fahrer, vor allem aber in der Verwaltung; insgesamt etwa 80. Für den Betriebsrat und die Gewerkschaft NGG ein schmerzhafter Einschnitt, aber sozial abgefedert – über Frühverrentung und eine Transfergesellschaft.
Verbliebene Mitarbeiter sollen gehalten werden
Die Botschaft der niederländischen Neubesitzer lautet jetzt: die verbliebenen etwa 400 Mitarbeiter sollen gehalten werden. Denn perspektivisch wolle man wieder neue Bäckerei-Filialen öffnen. Und auch das Tiefkühlgeschäft soll wachsen, bundesweit und außerhalb Deutschlands. Laut Insolvenzverwalter investieren die Niederländer einen fast zweistelligen Millionenbetrag bei der Biebelhausener Mühle.
Energiekosten sollen sinken
Sparen wollen die neuen Besitzer nach eigenen Angaben vor allem bei den Energiekosten. Dazu gebe es Gespräche mit den Trierer Stadtwerken. Die Überlegung: durch langfristige Lieferverträge Gas billiger einkaufen. Und Gelände, das zur Biebelhausener Mühle gehört, für Solaranlagen oder Biogasproduktion bereitstellen, etwa, indem Brotreste zu Strom gemacht werden.
Betriebsrat lobt den bisherigen Umgang
Ab nächster Woche gibt es außerdem Gespräche mit dem Betriebsrat und Gewerkschaft über einen neuen Tarifvertrag. Betriebsratssprecher Thomas Jacobs zeigt sich zuversichtlich.
Die Gespräche und Betriebsversammlungen mit den neuen Besitzern seien bislang sehr harmonisch gewesen: "Wenn das in der Zukunft so bleibt, dann werden wir auch als Betriebsrat eine vertrauensvolle Zusammenarbeit hinkriegen", sagt Jacobs. "Und dann profitiert auch das Unternehmen davon." Denn zufriedene Mitarbeiter brauche es für die Chance auf eine neue Zukunft.