Die Gestelle fallen Pendlern bereits auf. Was fehlt, sind die Photovoltaik-Module für Tübingens drittes Solarohr. Jetzt gehen die Bauarbeiten für den Solarpark offiziell los.
Sonnige Zukunft für Tübingen: Die Stadt will noch mehr Ökostrom an der Bundesstraße anzapfen. Am Donnerstag haben die Bauarbeiten für Tübingens größten Solarpark auf den "Traufwiesen" an der B27 feierlich begonnen. Beim symbolischen Spatenstich freute sich Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) schon auf das neue Vorzeigeprojekt seiner Stadt. Denn in Baden-Württemberg gibt es noch keinen vergleichbaren Solarpark an einer Bundesstraße.
Die neue Photovoltaik-Anlage wird etwa achtmal so groß wie die "Lustnauer Ohren", der bisher größte Solarpark im Stadtgebiet. Von Sommer an soll neben dem Verkehr auch Solarstrom aus dem dritten Tübinger Bundesstraßen-Ohr fließen. So werden Auf- und Abfahrten von Schnellstraßen umgangssprachlich aufgrund ihrer Form genannt. An den bestehenden Solarpark grenzt die neue Photovoltaik-Anlage "Traufwiesen" in Zukunft an - laut den Stadtwerken mit mehr als 15.000 PV-Modulen.
Strom für fast 2.000 Haushalte
Etwa 8.800 Megawattstunden Ökostrom pro Jahr soll der neue Park nach Angaben der Stadtwerke Tübingen erzeugen. Damit könnten fast 2.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Kosten: rund sechs Millionen Euro. Palmer sieht in dem Solarpark einen "riesengroßen Schritt" des ambitionierten Ziels, Tübingen bis 2030 klimaneutral zu machen.
Beim Spatenstich am Donnerstag heben die Verantwortlichen das Tempo der Planungen heraus. Neun Jahre hat es für die "Lustnauer Ohren" gedauert. Bei den "Traufwiesen" reichen etwa zwei. "Das ist die Geschwindigkeit, die wir für Projekte der Erneuerbaren Energien brauchen, um mit wirklich großen Schritten bei der Energiewende voranzukommen", sagte Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke.
OB Palmer: Module können auch wieder demontiert werden
Dass es so schnell geht, sei dabei jedoch nicht absehbar gewesen. Die Fläche galt als Bereich, der im 2. Weltkrieg möglicherweise bombardiert wurde. Eine Spezialfirma hat den Stadtwerken zufolge den Boden auf Munitionsreste untersucht und freigegeben. Hinzu kommt, dass das Bundesstraßen-Ohr auch im Konzept für den Schindhaubasistunnel auftaucht - ein zentraler Teil des geplanten B27-Ausbaus.
Wann die neue Bundesstraße kommt, wisse "aber nur der Himmel", so Oberbürgermeister Palmer. Deshalb habe die Stadt zugesichert, dass die Solarmodule wieder "demontiert werden, wenn die Straßenbauer wirklich anrücken". Tübingens Oberbürgermeister ist bekannt für seinen Pragmatismus. Schon die "Lustnauer Ohren" ließen die Landesregierung aufhorchen.
Solarparks an Bundesstraße bisher nur in Tübingen
Anfang des vergangenen Jahres hat Verkehrsminister Winfried Hermann angekündigt, dass an Bundes- und Landstraßen knapp 260 Flächen für Photovoltaik bereitgestellt werden sollen. Das grün geführte Ministerium hat dafür 170 Auf- und Abfahrten ins Auge gefasst. Bisher seien die drei Solarohren in Tübingen aber noch die einzigen in ganz Baden-Württemberg, so ein Sprecher auf SWR-Nachfrage.
"Der Solarpark 'Traufwiesen' ist bislang der größte Solarpark entlang von Bundes- und Landstraßen in Baden-Württemberg", führt der Ministeriumssprecher aus. Das Verkehrsministerium sei zuversichtlich, dass in Zukunft weitere Solarparks folgen. Von den 260 angekündigten Flächen würden aktuell noch 150 von den möglichen Betreibern weiterverfolgt.
Schmackhafter Nebeneffekt der Solaranlage: Pilze wachsen zum Verzehr
Eine Besonderheit des neuen Solarparks: Er produziert nicht nur Strom. Unterhalb der PV-Module soll ein Pilzgarten entstehen. Ein Unternehmen aus Stuttgart möchte die geernteten Pilze in Zukunft lokal vermarkten. Zudem begleitet die Universität Hohenheim das sogenannte Agri-PV-Projekt.
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