Boris Palmers Bilanz als OB von Tübingen kann sich sehen lassen. Doch das nötige Augenmaß scheint ihm abhanden gekommen zu sein. Schadet er der Stadt mehr, als er ihr noch nützen kann? Ein Kommentar.
Um es gleich zu sagen: Es ist jammerschade, dass ein so außergewöhnlicher Politiker wie Boris Palmer sich selbst komplett ins Aus geschossen hat. Dieses Mal hat er wirklich überzogen, für Beschimpfungen gegen ihn den Vergleich mit dem Judenstern heranzuziehen, das geht ganz klar zu weit. Es blieb ihm jetzt nur noch der Austritt aus seiner Partei.
Wie er weiterhin Oberbürgermeister von Tübingen bleiben will, ist fraglich. Dabei kann sich seine Bilanz absolut sehen lassen. Tübingen ist weit und breit die einzige Stadt, die es schaffen könnte, bis 2030 klimaneutral zu sein. Tübingen ist in der Corona-Pandemie eigene Wege gegangen und hat bundesweit eine Vorreiterrolle gespielt. Tübingen hat bei den Gewerbesteuereinnahmen ordentlich zulegen können, wichtige Unternehmen haben sich dort angesiedelt - auch das geht auf das Konto von Boris Palmer.
Seit Jahren Querschüsse auf Facebook
Ein ganz anderes Bild von sich zeigt Palmer aber seit vielen Jahren auf Facebook. Er hat die Plattform mehr oder weniger als seinen Hauskanal genutzt und dort für Diskussionen gesorgt. Vor allem aber hat er provoziert und polarisiert, sich immer wieder Querschüsse geleistet, weshalb ihn die Grünen zuletzt sogar ausschließen wollten. Palmer hat Maß und Mitte verloren, er fährt schnell aus der Haut und hat sich nicht im Griff.
Da kann seine Politik noch so klug und nachhaltig sein, für ein wichtiges Amt in der Öffentlichkeit ist Augenmaß mindestens genauso wichtig. Das scheint ihm abhanden gekommen zu sein. Er hat die Spur komplett verloren. Damit hat er am Ende vielleicht sogar dem Ansehen seiner Stadt Tübingen mehr geschadet, als er ihr noch nützen kann.
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