Amtsinhaber Stephan Neher möchte gerne Rathauschef in Rottenburg bleiben. Zwei Männer und eine Frau haben etwas dagegen. Am Mittwochabend haben sich alle offiziell vorgestellt.
Die heiße Phase des Wahlkampfs für die Wahl der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters von Rottenburg hat begonnen. Am Mittwochabend haben sich die Bewerberin und die drei Bewerber in der Festhalle offiziell vorgestellt: Stephan Neher (CDU), Klaus Weber (parteilos), Christl Glauder (parteilos) und Volkmar Raidt (FaiR) wollen an die Rathausspitze.
Drei Stunden lang ging die offizielle Kandidatenvorstellung in der Rottenburger Festhalle. Es wurde viel über Bildung, Leben im Alter und Transparenz in der Stadtverwaltung gesprochen. Zu Beginn der Veranstaltung waren fast 500 Rottenburgerinnen und Rottenburger dabei. Gegen Ende um 22 Uhr waren viele schon gegangen.
Spitzen gegen Amtsinhaber Neher gab es nur wenige - insgesamt waren nur selten Konflikte auf dem Podium zu spüren. Auch weil sich die Kandidierenden immer wieder zustimmten, wie schön Rottenburg doch sei. Am 17. März sind nach Angaben der Stadtverwaltung knapp 34.000 Menschen in der Kernstadt und den Ortsteilen wahlberechtigt.
Die Kandidaten auf einen Blick:
Stephan Neher: Der überparteiliche CDU-Mann
Der Amtsinhaber möchte in seine dritte Amtszeit. Mit seinen 50 Jahren hat Stephan Neher schon 16 Jahre als Oberbürgermeister von Rottenburg hinter sich. In dieser Zeit hat sich der CDU-Politiker überparteilich Freunde gemacht.
Am Dienstag hat der SPD-Ortsverein verkündet, Neher zu unterstützen. Der grüne Stadtrat, Jörg Bischof, wirbt offiziell auf der Wahlkampfhomepage des amtierenden Oberbürgermeisters für ihn. Mittlerweile scheint vergessen, dass sich Neher vor etwa vier Jahren gut vorstellen konnte, für die CDU in Stuttgart als OB-Kandidat anzutreten. Daraus wurde nichts und der 50-Jährige blieb.
Bürger wollen Schlachthof behalten
Kaum vergessen, weil noch immer aktuell: Seine Niederlage beim Bürgerentscheid zum Erhalt des Schlachthofs in Rottenburg. Ein Jahr später wartet die Stadt noch auf die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie. Als wichtigste Herausforderung in den kommenden acht Jahren bezeichnet Neher die Modernisierung und Sanierung der Schulgebäude. Zudem soll Rottenburg seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der OB verweist dabei auf den geplanten Windpark.
Klaus Weber: Der teamorientierte Dienstleister
Kommunikation auf Augenhöhe möchte Klaus Weber laut eigener Aussage ins Rathaus bringen. Als Sprecher der Bürgerinitiative für den Erhalt des Schlachthofs in Rottenburg hat der Allgemeinmediziner gezeigt, dass er in der Kommunalpolitik etwas erreichen kann.
Sein Amtsverständnis als möglicher Oberbürgermeister: "teamorientierter Dienstleister für die Stadt". Auf SWR-Nachfrage wirft er der Stadt eine Vertrauenskrise vor, die überwunden werden muss. Weber möchte ein gutes Miteinander von Zugezogenen und Eingesessenen.
Neigschmeckter für Rottenburg
Er selbst ist ein "Neigschmeckter", lebt eigenen Angaben zufolge seit 1990 in Rottenburg, wo er bis Ende 2023 als Arzt tätig war. Weber nimmt in Rottenburg eine "wachsende Politikverdrossenheit" wahr und möchte dieser unter dem Motto "Rottenburg neu denken" mit einer gemeinsamen Stadtidentität entgegenwirken. So möchte er den Zusammenhalt zwischen Kernstadt und den 17 Ortsteilen stärken.
Christl Glauder: Die Oberbürgermeisterin in spe
Auf die Frage "Wieso Rottenburg?" antwortet Christl Glauder mit einem Wort: Liebe. Ihr Motto lautet "Rottenburg kann's besser". Ihr wichtigstes Thema ist es, "der Klimakatastrophe konsequent etwas entgegenzusetzen", sagt die Verwaltungsangestellte und Beauftragte für Chancengleichheit der Universität Tübingen.
Sich selbst bezeichnet Glauder als "Oberbürgermeisterin in spe für Rottenburg". Sollte sie tatsächlich gewählt werden, möchte sie eine zuverlässige Ganztagsbetreuung für Kinder und hilfsbedürftige Menschen in den Teilorten aufbauen, antwortet sie auf SWR-Nachfrage.
Ehrenamt gegen Fachkräftemangel
Neben der Ganztagsbetreuung und dem Klimaschutz setzt Glauder im Wahlkampf auf eine Ehrenamtsinitiative, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Daran sollen sich auch Geflüchtete, die in Rottenburg untergebracht sind, beteiligen. Zumindest im sozialen Bereich würde sie so eine Lösung für den Arbeitskräftemangel sehen.
Volkmar Raidt: Der stadtbekannte Bio-Landwirt
Obwohl Volkmar Raidt als Letzter seine Bewerbung um die Stelle des Oberbürgermeisters in Rottenburg abgegeben hat, weiß er schon, wie er bei einer OB-Wahl Stimmen holt. 2016 stand der Nebenerwerbslandwirt zwar nicht auf dem Stimmzettel, hat aber trotzdem 23 Stimmen bekommen. Raidt ist in Rottenburg bekannt, sitzt seit 15 Jahren im Gemeinderat und hat somit Erfahrung in der Kommunalpolitik.
Wie Klaus Weber hat auch Raidt schon einen erfolgreichen Bürgerentscheid initiiert, damals gegen das Gewerbegebiet Herdweg. Beim Schlachthof hat sich der Elektriker ebenfalls für dessen Erhalt eingesetzt. Im Stadtrat sitzt er für die Liste "Für alle in Rottenburg" (FaiR) und hat dort mit Oberbürgermeister Stephan Neher viel zu tun. Nun fordert er ihn öffentlich heraus.
Bodenständig und schuldenfrei bleiben
Sich selbst beschreibt er als bodenständig. Seine Ziele für Rottenburg: Möglichst schuldenfrei bleiben, und Sanierungsstaus abbauen. Wenn er die Chance hätte, in Rottenburg etwas komplett neu zu gestalten, würde er gerne das Jeckel Areal anders nutzen. Ein im Herbst 2023 vorgestelltes Konzept sieht vor, dass dort unter anderem ein kirchlich geprägter Begegnungsort entstehen soll.
Mögliche Stichwahl am 7. April
Sollte keine Kandidatin oder kein Kandidat am 17. März die absolute Mehrheit der Stimmen holen, entscheidet eine Stichwahl drei Wochen später. Dann treten die zwei gegeneinander an, die die meisten Stimmen gesammelt haben. Eine Nachmeldung zur Stichwahl ist nicht mehr möglich.
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