Erleben wie Menschen im Mittelalter gelebt haben, römische Funde und alte Bauernhäuser bestaunen: In die Freilichtmuseen der Region kamen nicht ganz so viele Gäste wie erhofft.
Mit dem Einbruch der nassen und kalten Jahreszeit verabschieden sich die Freilichtmuseen in der Region Neckar-Alb in die Winterpause. Die Bilanz fällt gemischt aus. Gründe dafür sind das teilweise schlechte Wetter und Baustellen. Das Museumsdorf in Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen), die Klosterbaustelle Campus Galli bei Meßkirch und das keltische Freilichtmuseum Heuneburg bei Herbertingen (beide Kreis Sigmaringen) haben am Sonntag die Saison beendet. Das Römische Freilichtmuseum hat sich schon am Freitag in die Winterpause verabschiedet. Doch wirklich geruht wird in den Museen nicht.
5.000 Besucher weniger
In das Römische Freilichtmuseum in Hechingen-Stein kamen in diesem Jahr etwa 15.000 Besucherinnen und Besucher. 5.000 weniger als im Vorjahr. Museumsleiter Gerd Schollian ist trotzdem zufrieden. Die Einbußen erklärt er mit dem schlechten Wetter. Außerdem seien weniger Schulklassen gekommen, weil die Verbindungen mit Bus und Bahn kompliziert seien.
Vor allem über einen Überraschungsfund hat sich Museumsleiter Schollian riesig gefreut. Im Römischen Museum haben Archäologen zufällig Fragmente eines Götterdenkmals entdeckt und damit auf die letzten offenen Tage noch einige Interessierte angelockt.
In der Winterpause soll nun eine umgestürzte Mauer wieder aufgebaut und der Bauhof neu eingerichtet werden. Zur Eröffnung im Frühling soll das Götterdenkmal dann wieder errichtet werden.
Neuer Chef im Freilichtmuseum Neuhausen: "Bin tief beeindruckt"
Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck hat mit Kinderpunsch und Glühmost seinen Saisonabschluss gefeiert. Der neue Museumsleiter Jochen Schicht ist ein bisschen erschöpft, aber vor allem dankbar für seine erste Saison im altertümlichen Museumsdorf.
Auch im Museumsdorf hat das wechselhafte Wetter den Betrieb erschwert, mal war es zu kalt, mal zu heiß, oft zu nass. Trotzdem sind viele Menschen nach Neuhausen ob Eck zu den großen Veranstaltungen wie den Märchentagen, dem Großen Fuhrmannstag und der Museumskirbe gekommen. Insgesamt waren es gut 62.000 Gäste.
Trotz Winterpause gibt es auch hier einiges zu tun. So werden zum Beispiel die Museumstiere ins Winterlager gebracht. Außerdem soll es im nächsten Jahr einen neuen Turm mit Medienstation im Museumsdorf geben. Das müsse nun geplant werden, wie auch ein historischer Blaulichttag, so Museumsleiter Schicht.
Mittelalterliches Bauen im Freilichtmuseum Campus Galli
Auf der Klosterbaustelle des Campus Galli bei Meßkirch kann man sehen, wie im Mittelalter gebaut wurde. Handwerker und Ehrenamtliche werkeln hier an einem Kloster. Ohne modernes Werkzeug und Maschinen, alles wird von Hand gemacht.
Seit Corona-Pandemie weniger Besucher in Freilichtmuseen
Das wechselhafte Wetter machte auch vor Campus Galli nicht Halt. Dazu komme auch das scheinbar nachlassende Interesse der Bevölkerung an Museen, erzählt Hannes Napierala vom Campus Galli. So hoch wie vor der Corona-Pandemie seien die Besucherzahlen nirgendwo mehr. Die Museen müssten kreativ werden, um neue Besucher zu erreichen. Obwohl er sich ein wenig mehr erhofft habe, ist Napierala zuversichtlich fürs nächste Jahr. Immerhin rund 77.000 Besucherinnen und Besucher haben sich die Klosterstätte diese Saison angeschaut.
Jetzt, in der Winterpause, arbeiten die Handwerker weiter am Kloster - nur ohne Zuschauer. Weiden müssen geschnitten, Balken behauen und Wege gerichtet werden.
Seit Sonntag hat die Klosterbaustelle für Besucher und Besucherinnen geschlossen. Bei der Ausstellung "THE hidden LÄND - Wir im ersten Jahrtausend" in Stuttgart ist der Campus Galli aber auch noch im Winter vertreten und zeigt, wie man kleine Hütten mit Schindeldach baut.
Trotz Baustelle: Freilichtmuseum Heuneburg lockt viele Besuch an
Der Museumsleiter des Freilichtmuseums Heuneburg bei Herbertingen Joachim Moll habe ein lachendes und ein weinendes Auge, wenn er an die hinter ihm liegende Saison denkt. Baustellen auf dem Museumsgelände haben den Betrieb erschwert. Dass trotzdem eine Besucherzahl von 20.000 erreicht wurde, macht ihn umso glücklicher. Als besonders schön hat Moll das große Keltenfest in Erinnerung. Nun wird die keltische Stadt winterfest gemacht.
Im Frühjahr machen die Freilichtmuseen der Region wieder auf. Dann heißt es durch alte Bauernhäuser und Krämerladen spazieren, Funde aus dem Alten Rom entdecken und mittelalterliches Handwerk kennenlernen.
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