Erzieherinnen werden händeringend gesucht. Abhilfe soll das Projekt „Direkteinstieg Kita“ schaffen. In Reutlingen nehmen 15 Personen daran teil, darunter die 53-jährige Elke Fink.
Elke Fink macht eine Ausbildung als pädagogische Fachkraft. Sie ist eine von 15 Personen, die in Reutlingen an dem Programm "Direkteinstieg Kita" teilnehmen. Die 53-Jährige hat gerade erst mit der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin angefangen, im städtischen Kindergarten Steinhäuser Straße in Reutlingen-Rommelsbach. Zwei Jahre dauert die Ausbildung im Rahmen des Projekts "Direkteinstieg Kita". So lange wird Fink an zwei Tagen in der Woche Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreuen. An den anderen Tage drückt sie die Schulbank. "Das ist spannend", sagt Fink im SWR-Interview. "Ich muss das Lernen wieder lernen." Aber in ihrer Klasse sind viele in ihrem Alter oder sogar ältere. "Die haben die unterschiedlichsten Berufe gelernt."
Eigene Kinder sind groß
Fink ist gelernte Bäckereifachverkäuferin. Sie war jahrelang im Verkauf tätig, auch als Filialleiterin. Teamarbeit habe ihr immer Spaß gemacht. Als Elke Fink erfährt, dass die Stadt Reutlingen händeringend Unterstützer für die Kindergärten sucht, beschließt sie, den Job zu wechseln. Drei Jahre lang hat sie dann als Zusatzkraft in Kindertagesstätten gearbeitet. Jetzt möchte sie aber Fachkraft werden. Zwei Kinder hat die Reutlingerin selbst großgezogen. 17 und 19 Jahre alt sind die jetzt. "Die gehen ihre eigenen Wege", sagt Fink über ihre Kinder. Eines macht eine Ausbildung - genau wie sie jetzt, bemerkt sie schmunzelnd.
Stadt Reutlingen bekommt viele Bewerber
Die zweijährige Ausbildung sieht sie als eine Riesenchance, wegen ihres Alters und weil die Ausbildung praxisorientiert ist, so Fink. Auch der Lohn sei attraktiv. Die Direkteinsteiger schließen mit der Stadt Reutlingen einen Ausbildungsvertrag ab und erhalten 2.600 Euro brutto im Monat. Monika Mayer von der Stadtverwaltung ist begeistert vom Interesse an der verkürzten Ausbildung. "Wir haben sehr viele Bewerberinnen und Bewerber. Daher können wir uns die Auszubildenden aussuchen", so Mayer im SWR-Interview. Die Stadt achte dabei auf Motivation, Kompetenz und Erfahrung. Vorerfahrung im pädagogischen Bereich brauche man aber nicht.
Auszubildende wird jetzt schon als Fachkraft wahrgenommen
Nathalie Fröhlich, die Leiterin des Kindergartens Steinhäuser Straße, sieht mit Freuden, wie motiviert und kompetent ihre Auszubildende Elke Fink ist. Sie sollte weiter machen und nach der Ausbildung sozialpädagogische Assistenz-Erzieherin werden, findet Fröhlich. Sie werde ohnehin nicht als Auszubildende wahrgenommen, sondern jetzt schon als Fachkraft. Wenn es die Möglichkeit mit dem Direkteinstieg nicht gegeben hätte, hätte Elke Fink nach eigener Aussage keine Ausbildung mehr begonnen. Leiterin Fröhlich findet es mutig, dass sie sich getraut hat. Und fügt hinzu: "Wir sind froh, dass sie da ist."
Großes Interesse an der neuen Kita-Ausbildung
Verkürztes Lernen, bessere Vergütung Quereinstieg in die Kita: Neues Ausbildungsprogramm startet in BW
Die neuen Azubis sind zwischen Mitte 20 und Ende 50 Jahre alt. Mit dem verkürzten und besser bezahlten Ausbildungsprogramm soll der Fachkräftemangel in Kitas gelindert werden.
Lösung für die "Kitastrophe"? Neckarsulm: Großer Ansturm auf den "Direkteinstieg Kita"
Um dem großen Erziehermangel im Land entgegenzuwirken, gibt es seit diesem Schuljahr das Quereinsteigerprogramm "Direkteinstieg Kita". Es scheint gut anzukommen.
Vom Schreiner zum Pädagogen Kita-Quereinsteiger: Florian Treßelt lässt sich zur pädagogischen Hilfskraft weiterbilden
Florian Treßelt war Schreiner und wird jetzt Pädagoge. Dank des "Direkteinstieg Kita" geht das nicht nur schneller, sondern auch besser vergütet als bei einer klassischen Ausbildung.