Der Mittelstand im Nordschwarzwald und auf der Alb leidet: Immer mehr Betriebe müssen Kurzarbeit anmelden. Im Bereich der Arbeitsagentur Nagold sind 6.000 Beschäftigte betroffen.
Im Bereich der Arbeitsagentur Nagold hat sich die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit innerhalb eines Jahres vervierfacht. Konkret ist die Zahl von 1.500 im März 2023 auf 6.000 im März 2024 gestiegen. Diese Entwicklung zeigt nach Angaben der IHK Nordschwarzwald eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und führt dazu, dass immer mehr Menschen auf einen Teil ihres Gehalts verzichten müssen.
In Land sieht es dabei ähnlich drastisch aus. Die Zahlen in Baden-Württemberg haben sich innerhalb eines Jahres fast verdreifacht. So waren es im März 2024 über 55.000 Menschen, für die Kurzarbeit angemeldet wurden. Im Vorjahr waren es nur zirka 21.000 Menschen.
Viel Kurzarbeit auch in Balingen
Die Arbeitsagentur Balingen (Zollernalbkreis) meldet einen ähnlichen Anstieg: Im März 2023 waren hier 794 Menschen in Kurzarbeit. Im März 2024 hatten Unternehmen für 4.046 Menschen Kurzarbeit angemeldet.
Durch Kurzarbeit können Unternehmen während einer Wirtschaftsflaute Beschäftigte freistellen, ohne sie zu entlassen. Für die freigestellte Zeit bekommen die Beschäftigten Kurzarbeitergeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes als Lohnersatz. Das sind 60 Prozent des Nettolohns. Für Beschäftigte, die Kinder haben, sind es 67 Prozent.
Nach Angaben der IHK Nordschwarzwald liegt der Grund für den rasanten Anstieg der Kurzarbeit in der schwächelnden Konjunktur. Die Aufträge würden weniger und beim Export gäbe es Ausfälle. Das betreffe alle Branchen, sagt IHK-Geschäftsführerin Tanja Traub. Besonders deutlich spüre es die Automobilindustrie.
Weniger Autos für China - mehr Kurzarbeit
Es würden immer weniger Autos in China verkauft. Auch die Konkurrenz wachse - vor allem auf dem Markt für Elektroautos, so Traub. Für Autobauer und deren Zulieferer sei das eine große Herausforderung - nicht nur in der Region Nordschwarzwald. Viele Unternehmen steckten außerdem in Transformationsprozessen, zum Beispiel weil die Betriebe an der Digitalisierung arbeiten. Das bedeute enorme strukturelle Veränderungen. Auch das führe kurzfristig zu mehr Kurzarbeit, so Traub.
Für die kurzfristige Überbrückung wirtschaftlicher Probleme hält Traub das Instrument Kurzarbeit für ideal. Bei einer generell schwächelnden Wirtschaft führe es aber langfristig zu mehr Arbeitslosen.
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Wohl keine rasche Erholung der Konjunktur
Eine zügige konjunkturelle Erholung erwartet die IHK Nordschwarzwald nicht. Sie rechnet im kommenden Jahr mit einem Nullwachstum. IHK-Geschäftsführerin Traub fordert von der Politik deshalb verlässliche Impulse und Klarheit für die Unternehmen.
Es sei wichtig zu wissen, wie eine kosteneffiziente künftige Energieversorgung aussehen kann, welche konkreten Maßnahmen man vom Bürokratieentlastungsgesetz erwarten kann und wie Steuerbelastungen im internationalen Vergleich fairer gestaltet werden können.
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