Wer alte Kleidungsstücke reparieren oder zu modischen Unikaten machen will, kann das bei der Bruderhaus Diakonie Reutlingen lernen. Lebt da eine alte Tradition wieder auf?
Im Gustav-Werner-Forum in Reutlingen kommen einmal im Monat kreative Menschen zusammen, um gemeinsam zu nähen. Sie reparieren ausrangierte Textilien oder gestalten sie um, zu etwas ganz Neuem. In geselliger Atmosphäre wird überlegt, wie sich Lieblingsstücke retten lassen. Wichtig dabei: Austausch und gegenseitige Unterstützung. Zum Workshop "Reparieren und Upcycling" muss man sich anmelden. Aber im "Krankenhäusle" der Bruderhaus-Diakonie gibt es auch jeden letzten Mittwoch im Monat ein offenes Textil-Repair-Café.
Alte Jeans wird zu modischer Handtasche umgenäht
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen sich gegenseitig unterstützen und beflügeln, so die Idee der Organisatorin Andrea Anstädt. Die Leiterin des Gustav-Werner-Forums hat im November 2023 das Textil-Café ins Leben gerufen. Sie ist jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn aus alten Jeans Handtaschen oder aus getragenen Hemden schicke Einkaufsbeutel entstehen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können aus Kleidungsstücken, an denen sie noch hängen, etwas Neues gestalten, das nicht nur schön, sondern auch nachhaltig ist. Wer mag, bringt seine eigene Nähmaschine mit - vor Ort werden aber auch Nähmaschinen und Zubehör wie Knöpfe oder Reißverschlüsse gestellt. "Immer wieder kommen Interessierte, die schon lange nicht mehr genäht haben, und gerne unter Gleichgesinnten wieder einsteigen möchten", so Anstädt.
Mit Upcycling Müll vermeiden
Was die Teilnehmenden des Upcycling-Kurses eint: Ihnen ist Müllvermeidung wichtig. Alte Kleidung wollen sie nicht wegwerfen, sondern aufwerten. Außerdem hängt man ja oft an alten Stücken, auch wenn sie nicht mehr tragbar sind. Durchs Umnähen bekommen diese kaputten Sachen eine neue Funktion und bleiben einem erhalten.
Organisatorin Andrea Anstädt verweist auf eine Studie der europäischen Umweltagentur. Ihr zufolge werden jährlich zwischen sechs und neun Prozent aller unverkauften Kleidungsstücke vernichtet. Mit ihrem Angebot für Nähbegeisterte will Anstädt die Teilnehmenden unterstützen, sich bewusst gegen Fast Fashion, gegen die Wegwerfmentalität, zu entscheiden und gleichzeitig ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Die Anfänger können hier ihre Fragen stellen, sie können den Umgang mit der Nähmaschine lernen, jeder hilft dem anderen. Es ist eine Gemeinschaft, die hier näht.
Upcycling-Kurse als Teil einer alten Tradition in Reutlingen
Für Andrea Anstädt sind die monatlichen Treffen im Textil-Recycling-Café nicht nur ein Ort zum Nähen und Upcyceln. Sie sieht sie ganz in der Tradition der Reutlinger Lichtstuben und Industrieschulen Gustav Werners. Auch da sind Menschen unterschiedlichen Alters zusammengekommen, auch da hat man Handarbeiten gelernt und geübt.
Das offene Textil-Repair-Café ist jeden letzten Mittwoch im Monat um 15 Uhr im Gustav-Werner-Forum in Reutlingen. Der nächste Workshop "Reparieren und Upcycling" findet am 16. Februar 2025 statt. Er ist Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung "Garne, Stoffe, Waren - Vom Wert des Textilien" im Reutlinger Heimatmuseum.
