Wer Dinge spendet, tut anderen etwas Gutes. Manche Spender verwechseln Kleiderläden aber mit einem Recyclinghof. Und das macht tonnenweise Müll. Ein Besuch vor Ort in Freiburg.
Im "Kleiderladen" im Freiburger Süden können bedürftige Menschen kostenlos einkaufen. Es gibt Hosen, Kinderkleidung oder Vorhänge – alles, was Menschen brauchen, um in Würde leben zu können. Aktuell hat der Laden der Vereinigung Freiburger Sozialarbeit einen vollen Keller. Besonders von einer Sache gibt es zu viel: Altkleider, die nur noch auf ihre Fahrt zum Recyclinghof warten.
Einkaufen im alten Schlecker: von Arbeitshose bis Zuckerdose
Der "Kleiderladen" findet sich in einer alten Schlecker-Filiale, darauf deuten immer noch die kleinen Einkaufswagen mit dem Logo des Drogeriemarkts hin. Besuch an diesem Mittwoch: Die ehrenamtlichen Verkäuferinnen öffnen den Laden um Punkt 14 Uhr.
Innerhalb weniger Minuten sind alle Einkaufswagen belegt, denn es dürfen immer nur neun Kundinnen und Kunden gleichzeitig stöbern. Einige Kundinnen und Kunden haben an diesem Tag mehr als zwei Stunden auf die Öffnung gewartet.
Wer eine Marke vorweisen kann, bekommt eine halbe Stunde Zeit für den Einkauf. Dazu gehören alleinerziehende Mütter mit niedrigem Einkommen, junge Männer aus Afghanistan oder so mancher Studi. Jährlich kommen 10.000 bis 15.000 Menschen in den "Kleiderladen", viele davon regelmäßig.
Voller Kleiderladen dank vieler Spenden
Bis auf den einen oder anderen Kinderschuh ist im "Kleiderladen" alles gespendet. Angenommen werden die Waren außerhalb der Öffnungszeiten in einem Container und während der Öffnungszeiten an der Rückseite des Ladens. An diesem Tag nimmt Marion Kaune die Spenden entgegen. Manchmal muss sie da ganz genau hinschauen. "Masken finde ich immer noch in den Jackentaschen, manchmal auch einen Euro, der kommt dann in die Spendendose", erzählt die Freiburgerin lachend.
Manche Spenden sind ein Fall für den Müll
Allein an diesem Mittwoch wandern vier große Müllsäcke - sprich: 40 Kilo - in die hinterste Kellerecke. Dort stapeln sich die Müllsäcke mit gespendeten Klamotten, die niemandem mehr Freude bereiten, weil sie Löcher oder Flecken haben. Die Ehrenamtlichen und Angestellten vom "Kleiderladen" wissen, dass besonders die Spenden, die außerhalb der Öffnungszeiten eingehen, mit Vorsicht zu genießen sind.
Die Altkleider aus dem Keller werden alle zwei Wochen abgeholt. Addiert seien dies sicherlich mehrere Tonnen Kleidung monatlich, schätzt das Team des "Kleiderladens". Eine genaue Statistik gibt es nicht. Sicher ist: Die unbrauchbaren Kleider machen zusätzlich Arbeit, denn alles wird per Hand aussortiert. Auch ein Oberteil mit ausgeblichenem Kragen oder Tintenfleck landet im Sack.
Kleidung sollte sauber und heile sein
Wenn es nach den Ehrenamtlichen und Angestellten des "Kleiderladens" geht, sollte die gespendete Kleidung sauber und heile sein, sodass man sie selbst noch anziehen würde, wenn man wollte. "Man sollte nicht denken: Die ist doch noch gut für irgendjemanden", sagt Kaune.
Nur 50 Meter entfernt vom "Kleiderladen" befindet sich der Second-Hand-Laden "Outfit". Im Schaufenster: Seidentücher und Ketten, wie in einer feinen Boutique. Im "Outfit" werden die hochwertigen und teuren Spenden verkauft - die Preisspanne liegt bei 15 bis 85 Euro.
Es ist ein Kreislauf: Die Erlöse aus dem Second-Hand-Laden "Outfit" gehen wieder an den "Kleiderladen". Das sei wichtig, denn in den vergangenen Monaten habe der "Kleiderladen" immer mehr Kundinnen und Kunden bekommen, berichtet Kaune.