Ein zweiter Platz für Drogenabhängige in Freiburg sorgt für einen neuen Konflikt. Die Gewerbeschulen gegenüber sind unglücklich - die Stadt kontert die Kritik.
Das nachjustierte Freiburger Drogenkonzept sorgt für neue Konflikte. Ende August hatte die Stadt auf die Kritik von Anwohnern und Nutzern am neu gestalteten Colombipark reagiert und einen zweiten Platz in Aussicht gestellt: eine weitere Aufenthaltsfläche für Drogenabhängige auf einem Teil eines Parkplatzes an der Stefan-Meier-Straße in der Nähe des Bahnhofs, nicht weit vom Colombipark entfernt. Ab Mitte September soll diese Fläche rund um die Uhr zugänglich sein. Kritik kommt nun von den Gewerbeschulen auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Gewerbeschule sei bei der Standort-Auswahl nicht einbezogen gewesen
Renate Storm, Schulleiterin der Walther-Rathenau-Gewerbeschule, beklagt, die Schule sei von der Stadt nicht einbezogen worden. Die Gründe für den Standort kenne sie nicht. "Für uns ist es schwer verständlich, dass da gute Argumente dafür sprechen", sagte Storm dem SWR. Die 100-Meter-Regelung bei Cannabis habe der Gesetzgeber nicht ohne Grund festgelegt, sagte die Schulleiterin. In und rund um Schulen, Kitas, Spielplätze sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen und öffentliche Sportstätten ist der Cannabis-Konsum in Sichtweite (entspricht einem Radius von mindestens 100 Metern vom Eingangsbereich) verboten. Dass am zweiten Drogenkonsumplatz in der Nähe ihrer Schule Drogen wie Crack konsumiert werden dürften, bereitet Storm Sorgen.
Schon am Treffpunkt hinter dem Colombischlössle gab es Kritik
Die Diskussion, wo sich Drogenabhängige in Freiburg treffen können, währt schon länger. Kaum war der Colombipark umgebaut und der Pergolaplatz hinter dem Colombischlössle als neuer Treffpunkt für Suchtkranke Ende Juni eingerichtet worden, hagelte es erstmals Kritik, von zwei Seiten: Zu laut und zu viel Müll war es für die Anwohnerschaft, als einen zu kleinen Raum empfanden ihn die Nutzer. Außerdem gebe es an heißen Sommertagen kaum Schattenplätze.
Nun soll es neben dem neuen Ausweichplatz auch Veränderungen am Pergolaplatz geben. Der kommunale Ordnungsdienst und die Polizei sollen laut der Stadt Freiburg den Platz öfter aufsuchen und für Ordnung sorgen. Das Garten- und Tiefbauamt hat den Auftrag, den Sichtschutz zu den Balkonen der Wohnhäuser zu verbessern. Und die Abfallwirtschaft verstärkt ihre Reinigungsarbeiten rund um den Pergolaplatz. Die Stadt hofft so, die Situation zu verbessern. Schulleiterin Renate Storm wünsche sich auch mehr Sicherheitspersonal für die Walther-Rathenau-Gewerbeschule, sollte der neue Platz direkt gegenüber wie geplant eingerichtet werden.
Sozialbürgermeister verteidigt die Wahl des Standorts
Freiburgs Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach sagte dem SWR, er könne die Kritik der Gewerbeschulen verstehen, wolle aber an dem Standort festhalten. Die Stadt habe drei Plätze in der engeren Wahl gehabt. Der jetzt ausgewählte Platz habe neben allen Vorteilen nur einen Nachteil - die Nähe zu den Gewerbeschulen. "Jeder, der da Kritik übt, soll mir einen besseren Platz nennen", sagte von Kirchbach. Die Wahl des Platzes sei mit der Polizei und "mit allen Ämtern in der Stadt abgestimmt" gewesen. Es habe im Vorfeld auch ein Kommunikationskonzept gegeben, die Schulleitung sei informiert worden. Die Stadt wolle im Austausch mit den betroffenen Schulen bleiben.
Von Kirchbach versicherte, das Thema weiter im Blick zu haben. Die neue Aufenthaltsfläche für Drogenabhängige soll umzäunt, mit Müll- und Spritzenabwurfbehältern und einer Toilette ausgestattet werden. Der umstrittene Pergolaplatz am Colombipark schließt dann täglich zwei Stunden früher, schon um 20 Uhr.
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