Laute Musik, Streitereien, Müll: Der neu gestaltete Bereich für Drogensüchtige im Freiburger Colombipark steht in der Kritik. Weder die Nutzer noch die Anwohner sind damit glücklich.
Seit vier Wochen trifft sich die offene Freiburger Drogenszene an einem neu gestalteten Pergolaplatz mitten in der Stadt. Eigentlich sollte damit alles besser werden - vor allem für die Parkbesucher und auch für die Abhängigen selbst. Stattdessen gibt es jede Menge Ärger. Von Anwohnenden kommen massive Beschwerden. Das neue Konzept der Stadt geht noch nicht auf.
Süchtige und Anwohner beklagen unhaltbare Zustände
Teddy ist drogenabhängig, seit etwa sieben Jahren fühlt er sich als Teil der offenen Drogenszene in Freiburg. "Beschissen" findet er die aktuelle Situation am Pergolaplatz, dem neuen, zugewiesenen Bereich an einer Ecke des Colombiparks am Rand der Freiburger Altstadt. Zu klein, kein Schatten an heißen Sommertagen wie diesen. "Die Leute sitzen zu dicht aufeinander", sagt Teddy. Und dass die Anwohner sich beschweren, versteht er auch. Bei denen ist die Stimmung am Boden.
Lutz Jaeger steht auf seinem Balkon im ersten Stock und schaut direkt auf die Terrasse des Pergolaplatzes. Wenige Meter sind es nur, er und seine Frau kriegen daher alles unmittelbar mit. Drogenkonsum, laute Musik, Streitereien. Seine Frau habe auch schon Prostitution beobachtet, erzählt Jaeger. Die Situation sei unhaltbar. Den Balkon nutzen sie inzwischen nicht mehr. "Unser Ziel ist, dass das wegkommt", sagt er und zeigt auf den Pergolaplatz.
Spielplatz und Café statt Drogentreff - der Colombipark soll attraktiver werden
Der Pergolaplatz ist Teil des Plans zur Umgestaltung des Freiburger Colombiparks. Als zentraler Ort sei dieser bisher zu unattraktiv für die Freiburger gewesen, sagt Boris Gourdial. Er leitet das Amt für Soziales der Stadt Freiburg und ist mit für den zugewiesenen Bereich zuständig. Bis vor vier Wochen traf sich die offene Drogenszene noch an der vorderen, Richtung Innenstadt gelegenen Seite des Parks. Dort soll jetzt ein Spielplatz mit Café entstehen.
Der sogenannte "Käfig" wurde seit den 1990er Jahren von der Szene als Treffpunkt genutzt. Er bot sich an wegen der Nähe zum Bahnhof und der Innenstadt. Die meisten, die hier hinkommen, sind von Drogensucht betroffen, viele nehmen Heroin und andere Mittel. Da eine Verdrängung die Drogensucht und auch die Folgeprobleme für das Umfeld nicht löst, duldete die Stadt den Treffpunkt und machte ihn zum sogenannten zugewiesenen Bereich.
Crack und Kokain statt Heroin: Aufputschende Drogen verändern die Szene
In den letzten Jahren drängen Crack und Kokain in die Drogenszene. Wahrscheinlich auch, weil der globale Drogenhandel vermehrt Absatzmärkte in Europa sucht, erzählt Sozialamtsleiter Boris Gourdial. Diese Entwicklung habe man so nicht vorhergesehen. Sie hat auch Folgen für den Treffpunkt der Drogenszene.
Freiburg Polizei: Stadt wird mit Kokain und Crack "überschwemmt"
In Freiburg gibt es bald einen Konsumraum. Kurz vor der Eröffnung warnen Polizei und Drogenhilfe vor Kokain und Crack.
Kokain macht wach - und laut
Wer sich Heroin spritzt, der ist am Nachmittag "platt", sagt Selina Trinkner von der Drogenhilfe Freiburg. Die Sozialarbeiterin leitet den Kontaktladen der Drogenhilfe, der direkt gegenüber des neuen Pergolaplatzes liegt. Kokain hingegen macht wach - dementsprechend laut geht es den ganzen Tag zu. In der städtischen Planung ist das aber nicht berücksichtigt. Wer Kokain konsumiert, braucht Schatten, erklärt der abhängige Teddy. Viele würden umkippen, wenn sie in der prallen Sonne des Pergolaplatzes konsumierten. Daher suchten sie Schutz in den Hauseingängen und Einfahrten der Nachbarschaft.
Drogen werden auch in Hauseingängen konsumiert
Andreas Jäger wohnt ebenfalls beim Pergolaplatz. Er zeigt ein Video der Tiefgarageneinfahrt seines Wohnblocks, zwei Personen hocken da und spritzen sich etwas. Es lägen immer wieder Spritzen und anderer Müll vom Drogenkonsum auch in den Hauseingängen, erzählt er. Jäger hat mit anderen Anwohnern bereits während der Planung gegen die Verlegung des Drogentreffpunkts protestiert. Die Situation jetzt sei noch schlimmer, als sie damals befürchtet hätten, so Jäger. Sie wollen, dass die Stadt den Umzug als Fehler einsieht und der Pergolaplatz wieder schließt.
Stadt Freiburg will nachbessern
Vertreter der Stadt trafen sich am 24. Juli bereits zum dritten Mal mit den Anwohnern. Man verstehe deren Probleme, so Boris Gourdial. Auch die Stadt ist unzufrieden und will nachbessern - mit mehr Lärmschutz, längeren Öffnungszeiten der Drogenhilfe, mehr Sozialarbeit. Aber auch größere Maßnahmen wie ein zweiter Treffpunkt zur Entlastung sei im Gespräch, erklärt Sozialamtsleiter Gourdial. In den nächsten Wochen will die Stadt intern entscheiden, was als Lösung infrage kommt. Beim nächsten Anwohnertreffen Ende September oder Anfang Oktober sollen die Maßnahmen dann vorgestellt werden.
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