Gut zwei Wochen nach Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsberichts haben sich bei der Erzdiözese weitere Betroffene von sexualisierter Gewalt gemeldet.
Nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Aufklärungskommission am 18. April hatte die Erzdiözese ein Hilfstelefon für Betroffene geschaltet. Dort hätten sich bis Mittwoch mehr als 50 Menschen gemeldet, teilte die Pressestelle des Ordinariats auf SWR-Anfrage mit. Darunter seien auch einige neue Meldungen über sexualisierte Gewalt gewesen. Diese Fälle habe man an die externe Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese weitergeleitet. Es hätten sich aber auch Menschen gemeldet, die Missbrauchserfahrung außerhalb der Kirche erlitten haben.
Zahlreiche Meldungen auch beim Betroffenenbeirat
Auch beim Freiburger Betroffenenbeirat hat es in den letzten Tagen zahlreiche Anrufe und Mails gegeben. Darunter seien auch etwa zehn Betroffene, die sich bislang noch nirgends gemeldet hätten, berichtet Beiratssprecherin Sabine Vollmer. "Zudem gab es auch einige Mails von Angehörigen, die sich um ihre betroffenen Familienmitglieder sorgen", so Vollmer weiter.
Bis heute sind für den Bereich des Erzbistums Freiburg offiziell rund 540 Betroffene bekannt, die seit dem Zweiten Weltkrieg Missbrauch in der Kirche erfahren haben. Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher liegen. 250 Beschuldigte Priester wurden bislang ermittelt.
Dossier: Missbrauch in der Erzdiözese Freiburg
Beim Erscheinen des Missbrauchsberichts hatte Erzbischof Stephan Burger erneut klare Konsequenzen angekündigt. Als ersten Schritt habe er den Verdacht der Vertuschung gegen Alt-Erzbischof Robert Zollitsch bereits nach Rom gemeldet, so Burger; dort sei nun ein Verfahren angelaufen. Daneben laufen auch bei der Staatsanwaltschaft Freiburg Vorermittlungen. Der 600 Seiten starke Bericht werde geprüft, ebenso wie die bislang fünf privaten Anzeigen gegen Zollitsch, teilte die Behörde diese Woche mit.
Weitere Konsequenzen wohl erst im Herbst
Zu tiefergehenden kirchenrechtlichen, möglicherweise auch personellen Konsequenzen will sich die Bistumsleitung erst im Herbst äußern. Zunächst müsse der Bericht sorgfältig ausgewertet werden, heißt es aus dem Freiburger Ordinariat. Dabei würden auch die angekündigten Empfehlungen der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und die Analysen des Betroffenenbeirats mit einfließen.
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Bisher kein Dialog von Zollitsch mit Betroffenen
Zu einem Dialog zwischen dem Betroffenenbeirat und Zollitsch ist es bislang nicht gekommen. Zollitsch hatte vergangenen Herbst angekündigt, mit dem Gremium über seine Rolle bei der Aufbereitung von Missbrauchsfällen sprechen zu wollen. Zwar habe es einen ersten Austausch gegeben, zu einem Gesprächstermin sei es aber bislang nicht gekommen, so Beiratssprecherin Sabine Vollmer. Man sei grundsätzlich weiterhin offen für den Dialog.
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