Erzieherinnen und Erzieher sind Mangelware. Mit einem Bewerbertag wird Weil am Rhein nun offensiv. Ende 2023 soll dort eine neue Kita eröffnen.
Pädadogische Fachkräfte in Kitas werden überall händeringend gesucht. Teilweise ist das Personal so knapp, dass bei Krankheit Öffnungszeiten wieder gekürzt werden müssen. Neue Kita-Gruppen können nicht gegründet werden, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen. Die Lage ist sehr angespannt. Hinzukommen mancherorts steigende Kosten für die Betreuung, so wie in Freiburg. Ab September werden dort die Kita-Gebühren der Stadt um 10 Prozent erhöht. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen. In Weil am Rhein (Kreis Lörrach) dagegen ist vorerst keine Gebühren-Anhebung geplant. Dennoch sorgen sich viele Eltern um die Betreuungsqualität in den Kitas. Wegen des Fachkräftemangels ist die Personaldecke dünn. Ende des Jahres soll zudem eine weitere Kita in Weil am Rhein eröffnen. Nur mit welchen Beschäftigten? Mit einem sogenannten Bewerbertag hat die Stadt versucht, jetzt schon Fachkräfte für sich zu gewinnen.
Qualifikation, Gehalt, Umschulungen: Arbeitsagentur infomiert
Welchen Abschluss brauche ich für den Erzieherinnenberuf? Reicht es, wenn ich schon eine Ausbildung habe? Oder: Gibt es Geld, wenn ich umschule? Zwei Mitarbeiterinnen der Arbeitsagentur Lörrach beantworten diese und viele andere Fragen beim ersten Bewerbertag für Erzieherinnen in Weil am Rhein. Die Stadt bewirbt sich mit einer Broschüre als gute Arbeitgeberin. Die Veranstaltung kommt bei den Interessentinnen gut an: "Das ist sehr interessant, mehr Informationen zu sammeln, damit wir konkrete oder richtige Entscheidungen treffen", sagt eine von ihnen.
Viele Quereinsteigerinnen zeigen Interesse am Bewerbertag
Das Spektrum der Interessentinnen beim Bewerbertag in Weil am Rhein ist groß: von der Migrantin, die in ihrem Heimatland als Lehrerin gearbeitet hat bis hin zur Kunsttherapeutin, die zwar schon in einem Kindergarten im Einsatz war, aber nicht als Erzieherin anerkannt wird. Rund 40 Frauen und ein Mann sind gekommen. Monika Böhringer freut sich über die gute Resonanz. Sie leitet einen Kindergarten in einem Weiler Stadtteil. Viele Bewerberinnen ohne abgeschlossene Berufsausbildung seien gekommen, der Andrang sei groß gewesen, so Böhringer. Die Kindergartenleiterin wertet das als Erfolg: "Ich hoffe, dass hier einige Arbeitsverhältnisse zustandekommen."
Knackpunkt: Individuelle Lösungen für Teilzeitbeschäftigte
Der Leiter der Weiler Personalabteilung hätte beim Bewerbertag direkt eine gelernte Erzieherin einstellen können. Einziger Knackpunkt: Da sie selbst Mutter ist und Schwierigkeiten bei der Betreuung ihrer Kinder hat, könnte sie maximal nur zu 30 Prozent arbeiten. Das ist dann doch zu wenig, findet Personaler Christoph Braun: "Wir brauchen halt einen bestimmten Anteil an Teilzeitbeschäftigten, die nachmittags auch für die Betreuung zur Verfügung stehen." Hier müssen vielleicht individuelle Lösungen gefunden werden, wie beispielsweise der Mitarbeiterin einen Platz für das eigene Kind in derselben Einrichtung anbieten.
Betreuung und Ausbildungsbetrieb: Kitas müssen viel leisten
Mit dem Bewerbertag wurde ein erster Schritt gemacht, ist sich Nadine Erhardt von der Arbeitsagentur Lörrach sicher. Um dem Erzieherinnenmangel langfristig zu begegnen, ist selbst auszubilden das Wichtigste. Doch auch das erfordert den Beschäftigten wieder Vieles ab, wie Nadine Erhardt weiß. Sie müssten sich um den eigentlichen Tagesablauf mit den Kindern kümmern und dann zusätzlich auch noch um die ungelernten Kräfte. Es brauche viele Ressourcen, um das alles zu bewerkstelligen.