Sport an der frischen Luft ist gesund, kostet im Winter aber viel Überwindung. Daniel Hernes, Ultraläufer aus Offenburg, können Schnee und Eis nicht bremsen - im Gegenteil.
Mit einfachsten Mitteln die höchste Leistung bringen: Das ist Philosophie von Daniel Hernes. Der 36-Jährige aus Offenburg ist Ultraläufer. Wanderwege weit über 100 Kilometer läuft er am Stück, mit nur wenigen Pausen. Marathondistanzen macht er nach Feierabend. Und wenn es dieser Tage auf dem Feldberg eisig ist und schneit, dann dreht er erst richtig auf. Nicht im Spezial-Sportdress, sondern mit Second-Hand-Schuhen, kurzer Hose und Hut.
Hernes: Winter schon immer geliebt
So wie an diesem Morgen im Dezember. Minus ein Grad zeigt das Thermometer, es ist neblig und schneit leicht, Wege und Wegweiser am Feldberg sind vereist. Da ist er eine unwirkliche Erscheinung: Oberkörperfrei läuft Daniel Hernes durch den Schnee, als wäre es eine sommerliche Runde im Park. Ein Tuch bedeckt Mund und Nase, ein weiteres die Ohren. An seiner Hüfte baumelt ein dünnes Hemd ("für den Notfall"), sonst hat er wenig am Leib.
Wieso man sich das antut? Dem 36-Jährigen macht es einfach Spaß. Er sei schon immer ein Winterkind gewesen und habe wenig gefroren. "Dann habe ich mal die Jacke weggelassen und gemerkt: Oh, das geht", erzählt Hernes bei einer kurzen Laufpause, die er dem Reporter-Team zuliebe macht. "Dann habe ich mal das T-Shirt weggelassen und gemerkt: Oh, das geht auch. Und dann habe ich mich daran gewöhnt, dass ich das ganze Jahr über oberkörperfrei laufe."
300 Kilometer Westweg in 64 Stunden
Nur der Wind könne fies werden. "Wenn es minus 8, minus 10 Grad hat und dann noch der Wind geht, dann muss man ordentlich in Bewegung bleiben." Das fällt ihm nicht schwer. Hernes läuft nach eigenen Worten zwischen 90 und 100 Kilometer in der Woche. Wenn er sich auf einen offiziellen Lauf vorbereitet, sind es noch mehr. Den Westweg, ein knapp 300 Kilometer langer Ferwanderweg im Schwarzwald, sei er in 64 Stunden gelaufen, mit nur kurzen Pausen zum Schlafen oder Essen.
Seine Läufe und sein Training dokumentiert er auf seinem Instagram-Kanal. Über 130.000 Menschen folgen ihm dort. Hernes zeigt, wie er Runde um Runde um den Mummelsee in der Ortenau läuft, bis er nach etwas mehr als drei Stunden einen Marathon geschafft hat. Oder er filmt, wie er zu Hause zwölf Stunden am Stück Klimmzüge macht. Sein Stil: fröhlich, energiegeladen, teils wirkt er schonmal ein wenig überdreht. Hernes betont: "So wie ich mich in sozialen Medien präsentiere, so bin ich auch privat. Ich habe habe einfach Freude am Leben."
Frau, Tochter und Job kommen bei dem Ultraläufer zuerst
Und er hat eine große Willenskraft. Als Jugendlicher und junger Erwachsener war Hernes Leistungsturner. Inspiriert habe ihn sein Onkel, ein begeisterter Turner, der sogar bei der Olympiade im kanadischen Montreal angetreten sei. Er selbst habe nicht viel Talent gehabt, habe sich alles hart erarbeiten müssen, sagt Hernes. Immer wieder habe er in der Turnhalle übernachtet, um gleich am Morgen wieder trainieren zu können. Nach einem Sturz im Jahr 2013 hörte er mit dem aktiven Turnen auf und wurde Ultraläufer.
Runter von der Couch Trainingstipps für die kalte Jahreszeit
Ungünstige Trainingsbedingungen: Draußen ist es ungemütlich kalt, nass und dunkel. Kein Grund, um auf der Couch liegen zu bleiben, meint der SWR1 Fitmacher Boris Burgmer.
Einem Trainingsplan folgt der Extremläufer dabei nicht. Er hört einfach auf seinen Körper, wie er sagt. Sein Ziel aktuell: alle Fernwanderwege im Schwarzwald so schnell wie möglich durchlaufen. Fünf fehlen ihm noch. Solange er keine Schmerzen habe und genug Zeit für seine Frau, seine kleine Tochter und seinen Vollzeitjob als Büroangestellter, solange wolle er mit dem Laufen weitermachen. Bislang habe er seine Grenzen noch nicht erreicht, sagt er.
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