Fußball gegen Kriegsleid?

Ukrainische Kriegsveteranen waren beim EM-Spiel ihrer Nationalelf in Stuttgart

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Jasmin Bergmann
Jasmin Bergmann
Chris Libuda

Fußball, um wenigstens für kurze Zeit nicht an den Krieg im eigenen Land denken zu müssen: Ukrainische Veteranen sind von Freiburg aus zum EM-Spiel ihrer Nationalelf nach Stuttgart gereist.

Es ist ein Zeichen der Solidarität: Ehemalige Soldaten aus der Ukraine, geschändet und verwundet, konnten ihre ukrainische Nationalmannschaft am Mittwochabend live anfeuern beim EM-Spiel gegen Belgien. Von Freiburg aus sind sie zum Stadion in Stuttgart gefahren. Und konnten dadurch vielleicht für kurze Zeit ihr Leid vergessen. Möglich machte das eine Solidaritätsinitiative, mit der versehrte ukrainische Soldaten die Vorrundenspiele ihrer Nationalmannschaft in ganz Deutschland besuchen können.

Verwundeter Kriegsveteran freut sich aufs Fußballspiel

Andrii ist einer der Kriegsveteranen. Sein linkes Bein ist ab der Hüfte amputiert. Es musste ihm in der Uniklinik Freiburg abgenommen werden. Wie es dazu gekommen ist, darüber will er nicht sprechen. Zur Begrüßung rappelt er sich aus seinem Rollstuhl auf. Steht unsicher auf seinem rechten Bein. Er muss sich noch daran gewöhnen.

Ein großer Fußballfan sei er, sagt Andrii. In seiner Jugend habe er selbst gespielt. Das geht jetzt nicht mehr. Kein Grund für ihn, mit seinem Schicksal zu hadern. Wichtig sei für Andrii nur: erstens, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Und zweitens, dass seine Nationalmannschaft am Abend das Spiel gewinnt.

Ukrainische Kriegsveteranen auf dem Weg von Freiburg zum EM-Spiel nach Stuttgart.
Slava Torosian (li.) und Andrii (re.) freuen sich auf das EM-Spiel.

Unentschieden bei der EM-Partie Ukraine gegen Belgien in Stuttgart

Daneben steht sein 16-jähriger Betreuer Slava Torosian und lächelt verlegen. Auf die Frage, warum er als Freiwilliger die verletzten Soldaten unterstützt, sagt er nur: "Dann geht es mir auch besser, wenn ich etwas tun kann." Er spielt etwas nervös an seinem Handy. Sie müssen los, der Fahrer wartet. Gegen 13 Uhr sind sie am Mittwoch nach Stuttgart gestartet. Um 18 Uhr wurde angepfiffen. Das Spiel gegen Belgien endete in einem 0:0.

Den Nachnamen von Andrii sollen wir nicht nennen und auch nicht, wo genau er und die anderen Veteranen in Freiburg untergebracht sind. Zu viel Angst haben die ukrainischen Männer vor möglichen Angriffen. Die habe es in der Vergangenheit bereits gegeben, berichtet Slava Torosian.

Ukrainische Kriegsveteranen auf dem Weg von Freiburg zum EM-Spiel nach Stuttgart.
Rund fünf Stunden vor Anpfiff fahren die Kriegsveteranen in Freiburg los Richtung Stuttgart.

Aktion von Energieunternehmen finanziert

Mit der Initiative soll ein Zeichen gesetzt werden - Solidarität für die Menschen in der Ukraine, die unter dem russischen Angriffskrieg leiden. Organisiert wird die Aktion von "Energy of Victory of Ukraine", der Wohltätigkeitsstiftung des ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, zusammen mit acht deutschen Energieunternehmen, wie zum Beispiel EnBW mit Hauptsitz in Karlsruhe. Die UEFA und der DFB haben das Kartenkontingent reserviert.

Auch während der Fußball-EM gehe der Krieg gegen die Ukraine weiter, sagt Yuliia Movchan, Direktorin der Wohltätigkeitsstiftung, in einer Mitteilung. "Unser Volk muss täglich furchtbares Leid ertragen. Daran wollen wir die Welt erinnern und gleichzeitig unseren Mut und unsere Widerstandsfähigkeit zeigen."

Bis zu 300 Veteranen und Kinder von Kriegsopfern waren für die Fußballspiele nach Deutschland gereist und konnten im Rahmen dieser Aktion die Vorrundenspiele der ukrainischen Mannschaft besuchen. Dafür gab es drei Termine: 17. Juni in München, 21. Juni in Düsseldorf und 26. Juni in Stuttgart.

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