Der Rattenfänger von Hameln hat eine Nachfolgerin: Die Taubenfängerin von Rheinfelden. Daniela Hohler lockt Tauben aus der Innenstadt in ihren Taubenschlag. Gut für die Tiere und die Stadt.
Für manche sind sie die "Ratten der Lüfte", für Daniela Hohler sind Tauben liebevolle und neugierige Tiere. Deswegen setzt sie sich für die Tauben in Rheinfelden (Landkreis Lörrach) ein. Nach neuesten Erkenntnissen von Tierärzten sei der Kontakt mit ihnen nicht unhygienischer als mit Hunden oder Katzen, sagt die Journalistin und Tierrechtlerin. Sie muss es wissen: Seit acht Monaten betreut sie einen selbstgebauten Taubenschlag in Rheinfelden.
SWR-Reporterin Sandra Helmeke hat Daniela Hohler für SWR1 begleitet:
"Da oben sitzen welche!" Daniela Hohler zeigt auf fünf Tauben auf einem Flachdach. Die Innenstadt von Rheinfelden hat kein besonders großes Tauben-Problem und doch dauert es nicht lange, bis wir auf die Tiere und ihre Hinterlassenschaften stoßen. "Viele haben ja schon Angst, wenn Tauben ihnen über den Kopf fliegen", sagt sie. Hohler zeigt auf grobmaschige Netze vor Balkonen. "Die sind falsch angebracht, da haben sich schon Tauben drin verfangen."
Ein alter Bauwagen - umgebaut zum Taubenschlag
Die Tierrechtlerin konnte schlicht nicht mehr mit ansehen, wie Tauben in ihrer Heimatstadt verelenden. Wie sie sich an falsch angebrachten Spikes aufspießen oder mit ihren kleinen Schnäbeln im Müll wühlen. Dann überzeugte Hohler die Stadtverwaltung von ihrem Konzept und baute mit ihrem Mann einen Bauwagen zu einem Taubenschlag um. Er hat ein Einflugloch und 70 Brutplätze, die aussehen wie ein Ikea-Regal.
Aus der Innenstadt in den Bauwagen
Dann besorgte Daniela Hohler Taubenfutter und eine Sondererlaubnis von der Stadtverwaltung. Denn eigentlich ist Taubenfüttern verboten. Nachdem sie die Erlaubnis hatte, streute Hohler Körnchen auf den Boden und lockte die Vögel aus der Innenstadt Richtung Bauwagen. Die Anwohner hätten reihenweise die Fenster geöffnet und sich amüsiert: "Ach, gehen Sie wieder mit Tauben spazieren? Das ist so ein köstliches Bild!" Daniela Hohler lacht selbst beim Erzählen. Tauben, die sich vom Futter nicht überzeugen ließen, fing sie mit einem Kescher oder griff sie mit der Hand. Inzwischen kennt man sie als Taubenfängerin von Rheinfelden.
Im umgebauten Bauwagen herrscht leises Gurren. Im Moment brüten hier sechs Paare. Der Brutzwang ist den Tieren angezüchtet, sie tun es das ganze Jahr. Mehrmals täglich kommt Daniela Hohler zum Füttern und Saubermachen. Landet dabei ein Häufchen auf ihrem Kopf, wäscht sie sich anschließend halt die Haare. Angst vor Krankheiten hat sie nicht. "Hallo meine Liebe, darf ich mal ganz kurz?" Blitzschnell greift Daniela Hohler in das Nest einer brütenden Taube und tauscht ihr Ei gegen eine Attrappe.
Tauben in der Innenstadt von Rheinfelden sollen reduziert werden
Denn bei aller Liebe zu Tauben: Daniela Hohler will die Anzahl der Tiere in Rheinfelden reduzieren. "Seit März haben wir schon 56 Eier gegen Attrappen getauscht", erklärt sie. Denn Tauben gehörten nicht in die Stadt: "Tauben sind gezüchtete Haustiere, keine Wildtiere." Im Taubenschlag können sie dagegen artgerecht leben. Hohler versorgt sie mit gesundem Futter aus Mais, Erbsen, Weizen und manchmal gibt es zum Nachtisch Sonnenblumenkerne.
Daniela Hohlers Engagement zum Trotz: Die Innenstadt von Rheinfelden ist längst noch nicht taubenfrei. Aber es gibt Hoffnung: "Tauben leben monogam und sind standorttreu", erklärt Hohler. Das heißt: Jungtauben, die im Taubenschlag geboren werden, kehren immer wieder hier her zurück. Ihre Partner suchen sie sich dann in der Stadt, beobachtet Hohler. Auf diese Weise würden immer mehr Tauben zum Taubenschlag gelockt. Und die Taubenfängerin von Rheinfelden bekommt so immer mehr tierische Unterstützung, um ihr Ziel langfristig zu erreichen.
Tauben - und wie die Städte mit ihnen umgehen
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