Taubenkot überall - viele Stockwerke der Freiburger Schwabentorgarage sind verdreckt und werden deshalb kaum genutzt. Stadtreinigung und Stadtbau wollen die Vögel jetzt umerziehen.
Vom fünften bis in den neunten Stock des Parkhauses das gleiche Bild - Taubenkot und Federn auf dem Boden, den Betonpfeilern, den Stahlträgern. "Die nisten überall" - erklärt Marion Tennhard, während sie mit einer Schüssel voller Körner eine Futterspur nach oben legt. Seit einem halben Jahr ist sie Taubenwartin bei der Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASF), und seit November kümmert sie sich um die Tauben in der Schwabentorgarage.
Tauben werden mit leckerem Futter weggelockt
Die Vögel hätten sich hier in den letzten Jahren stark vermehrt, berichtet Michael Müller, Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau. Die oberen, besonders verdreckten Ebenen werden von Parkhaus-Kunden seither gemieden. Ein wirtschaftliches Problem, und auch für die Tiere nicht gut. Abhilfe schaffen soll nun ein eigenes Reich für die Tauben.
Das begehbare Taubenhaus auf der obersten Etage hat Platz für etwa 150 Tauben. Fünf Kilogramm Futter verteilt Marion Tennhard hier jeden Tag: Eine Mischung aus Erbsen, gelbem und rotem Mais, Buchweizen und Mungobohnen. Etwa die Hälfte der Tiere vom Parkhaus und den umliegenden Dächern kommen schon regelmäßig zur Futterstelle, schätzt die Taubenwartin. Damit sich die Tauben auch dauerhaft im neuen Verschlag niederlassen, wohnen in einer Voliere, einem großen Vogelkäfig, schon 23 Locktauben.
Gipseier hin, echte Eier weg - Eiertausch zur Populationskontrolle
Hier zeigt Marion Tennhard, Taubenwartin aus Leidenschaft, ihre wichtigste Aufgabe: Den Eiertausch. Vorsichtig schiebt sie eine Taube mit der Hand weg. Dann legt sie schnell die falschen Gipseier hin, und nimmt mit der anderen Hand die echten Eier weg. Das ist notwendiger Bestandteil des Konzepts: Denn Tauben legen sechs- bis achtmal im Jahr Eier - das wurde ihnen über Jahrzehnte so angezüchtet. Unterbindet man das nicht, wächst die Anzahl der Tauben in sehr kurzer Zeit.
Taubenhaus in Freiburg-Weingarten als Vorbild
Hat sich ein Taubenhaus erstmal etabliert, sieht man quasi keine Tauben mehr auf der Straße, ist ASF-Geschäftsführer Michael Broglin überzeugt. Ein erster Versuch im Freiburger Weingarten sei ein voller Erfolg gewesen. Seitdem bekomme er sogar Anfragen aus anderen Städten wie Hamburg zu dem Projekt. Neu ist die Idee nicht. In Augsburg sorgen Taubenhäuser schon seit vielen Jahren für eine saubere Stadt. Aber das Interesse am Freiburger Projekt zeigt: Viele Städte haben ein ähnliches Problem.