Vor der Weinlese sind am Tüllinger Berg Rebhüter unterwegs und passen auf die reifen Trauben auf. Die sind nicht nur bei Vögeln beliebt. Auch menschlicher Mundraub kann dem Wein schaden.
Bei schönem Wetter gemütlich durch die Rebberge schlendern und schnell mal aus den Reben eine Handvoll Trauben mitnehmen - dieser Mundraub ist bei Winzern nicht gerne gesehen und kann am Ende den Wein gefährden. Auf dem Tüllinger Berg zwischen Weil am Rhein und Lörrach sind deshalb zur Traubenreife sogenannte "Rebhüter" der Haltinger Winzer unterwegs. Sie passen auf, dass weder Mensch noch Vogel sich an den reifen Trauben vergreifen.
Spaziergänger bedienen sich an reifen Trauben
Jeder der Haltinger Winzer, der am Tüllinger Berg Reben hat, soll auch mal als Rebhüter unterwegs sein. Zweimal fünf Stunden am Tag sind die Rebhüter unterwegs und überprüfen, was in den Reben so vor sich geht. Jürgen Engler und Peter Lehmann sind zwei von ihnen.
Immer wieder zupfen Spaziergängerinnen und Spaziergänger was von den Trauben ab. Manche bedienen sich sogar in größerem Maße, erzählt Jürgen Engler. "Es gibt auch Leute, die sich den Autositz mit Trauben voll laden und dann erklären, wenn man sie anspricht, dass es im Laden keine so frischen Trauben gebe."
Rebhüter wollen keinen Streit
Die meisten Leute sind am Ende einsichtig, wenn die Rebhüter sie auf den Mundraub ansprechen. Den Rebhütern ist wichtig, dass die Reben und ihre Arbeit mit Respekt behandelt werden. "Das, was hier wächst, gehört jemandem. Der hatte viel Arbeit damit", sagt Jürgen Engler. Wichtig ist den Rebhütern: Sie wollen keinen Streit mit den Menschen, die am Rebberg unterwegs sind. Jürgen Engler und Peter Lehmann sind sich einig: "Wir wollen die Menschen auf den richtigen Weg zurückbringen."
Menschen und Vögel können Trauben schaden
Bei dem Mundraub geht es den Winzern und Rebhütern nicht nur darum, dass am Ende die Trauben für den Wein fehlen. Der größere Schaden entsteht aus dem, was durch das Abzupfen folgt: Denn wenn einzelne Beeren abgezupft werden, bleibt immer ein kleiner Rest zurück und der lockt dann die Wespen an.
Die wiederum können laut Susi Engler, Obfrau der Haltinger Winzer, die Beerenhaut aufbeißen. Die offenen Stellen der Trauben sind dann ein Einfallstor für Krankheiten, wie die Essigfäule. Die Trauben sind dann für den Wein nicht mehr zu gebrauchen.
Vögel lassen sich aus den Reben nur schwer verjagen
Gegen Vögel, die von den Trauben fressen wollen, haben die Rebhüter eine Schreckschusspistole dabei. Laut Rebhüter und Winzer Peter Lehmann müssen sie die unterschiedlich oft gebrauchen. "Es gibt Jahre, da schieße ich einfach nur einmal zum Spaß und es gibt Jahre, da muss ich fast jeden Tag circa zehnmal schießen", sagt er.
Dass es die Schreckschusspistole braucht, um Vögel zu vertreiben, hat Jürgen Engler schon erlebt. "Es hat die Vögel nicht interessiert, ob ich in die Hände klatsche, ob ich die Autotür zuschlage, ob ich brülle oder hupe", erzählt er. Die Vögel seien da einfach sitzen geblieben.