Manche hatten es erwartet, andere sind schockiert: Das nahende Karriereende von SC-Trainer Christian Streich beschäftigt viele Menschen in Freiburg.
Nach der Ankündigung von SC-Freiburg-Trainer Christian Streich, den Club zum Saisonende zu verlassen, haben sich die Menschen in Freiburg betrübt, aber auch verständnisvoll gezeigt. "Finde ich grausam nach so vielen Jahren - schade, ist eine große Überraschung", sagte ein Passant am Montag. "An sich ist es schade, dass er aufhört, aber man kann's verstehen", sagte ein anderer. "Er hat immer viel Energie investiert und war mit Leib und Seele dabei. Es sei ihm gegönnt."
So berichtete SWR Aktuell Baden-Württemberg über die Stimmung in Freiburg am Montag:
Der SC Freiburg hatte am Montagvormittag auf seiner Webseite und in den sozialen Medien ein Video gepostet, in dem Streich seinen Abgang nach der laufenden Saison selbst verkündete. Bei Instagram kommentierten das Video innerhalb einer Stunde mehr als 600 Menschen. Viele bedankten sich bei dem Trainer für die geleistete Arbeit und äußerten gute Wünsche für seine Zukunft. "Wo wird die Statue stehen?", schrieb ein Nutzer - wohl unter Anspielung auf die Leistungen Streichs für den Verein und die Stadt Freiburg. Der Kommentar bekam mehr als 1.000 Likes. Viele Nutzerinnen und Nutzer bezeichneten Streich als "Legende".
Streich: "Glaube, dass es richtig ist, zu gehen"
Seine Entscheidung begründete Streich in dem Video damit, Raum frei machen zu wollen für "neue Energien, neue Leute und neue Möglichkeiten". Er sagte weiter: "Es war mir schon in der Vergangenheit sehr wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasse, zu dem ich glaube, dass es richtig ist, zu gehen." In einer Mitteilung des Vereins äußerte sich auch SC-Sportvorstand Jochen Saier: "Wir waren in den vergangenen Wochen in einem intensiven, sehr vertrauensvollen und emotionalen Gedankenaustausch mit Christian - an dessen Ende eine Entscheidung steht, die wir bedauern, aber in vollem Maße respektieren und nachvollziehen können."
Fritz Keller: Streich "ein Mensch, der in Generationen denkt"
Fritz Keller, langjähriger SC-Präsident und von 2019 bis 2021 DFB-Präsident, sprach Streich seinen Dank aus "für die gesamte Energie, die er in unseren Verein gelegt hat". Er habe Streich damals überreden müssen, SC-Profi-Trainer zu werden, verriet Keller. Denn Streich habe Bedenken gehabt "bei dem Hire and fire" in der Bundesliga schnell arbeitslos zu werden "in seiner geliebten Heimat". Christian Streich habe "nicht von Spiel zu Spiel oder Saison zu Saison gedacht", sondern immer "in Generationen von Spielern". Dabei sei er schon den jungen Talenten der Freiburger Fußballschule immer mit Ehrlichkeit begegnet und habe ihnen klar gesagt: "Pass mal auf, du wirst wahrscheinlich kein Bundesliga- oder Nationalspieler".
Kretschmann: "Eine beeindruckende Persönlichkeit"
Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Arbeit des scheidenden Freiburger Bundesliga-Trainers gewürdigt. Der Grünen-Politiker sagte dem SWR: "Mit Christian Streich geht nicht nur ein sehr erfolgreicher und prägender Trainer des SC Freiburg sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Am Alemannisch sprechenden Streich sieht man also, dass Leute, die in ihrer Heimat verwurzelt sind, gleichzeitig den Blick für die Welt haben können. Mit seinem klaren Kompass, seiner Offenheit und seiner menschlichen Art ist er auch weit über den Sport hinaus ein großartiger Botschafter für unser Land. Solche Typen braucht es gerade mehr denn je."
Nur Heidenheims Schmidt ist länger im Amt
Streich hatte die Aufgabe als Cheftrainer des SC in der Winterpause der Spielzeit 2011/2012 übernommen. Zum Ende der laufenden Saison wird er mit einer Amtszeit von dann fast zwölfeinhalb Jahren ohne Unterbrechung bei einem Verein als der am zweitlängsten amtierende Coach unter den aktuellen Bundesliga-Trainern abtreten. Nur Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim ist noch ein paar Jahre länger im Amt, bestreitet mit dem FCH jedoch erst seine Premieren-Saison in der Bundesliga.
SC-Trainer Streich tritt zurück Meinung: "Christian, ich werde dich sehr vermissen!"
SWR-Reporter David Zastrow war 2 Jahre lang Stadionmoderator beim SC Freiburg. Jetzt blickt er sehr persönlich auf fast 30 Jahre Christian Streich beim SC zurück.
Streich äußerte sich auch zu politischen Themen
Streich führte die Freiburger zweimal ins Achtelfinale der Europa League und vor zwei Jahren ins Endspiel des DFB-Pokals, stieg 2015 aber auch einmal mit ihnen ab. Der Verein hielt damals jedoch an ihm fest und die Mannschaft stieg sofort wieder auf. Streich genießt auch über den Sport hinaus große Popularität. Denn auch zu politischen und gesellschaftlichen Themen bezog er in den vergangenen Jahren klar Stellung, zuletzt gegen Rechtsextremismus in Deutschland.