Regierungspräsidium in der Kritik

Nach giftigem Teer-Fund: Renaturierung der Parkplätze am Schauinsland gescheitert?

Stand
Autor/in
Christof Gerlitz

Der fragwürdige Umgang mit hochgiftigem Teer im Naturschutzgebiet auf dem Schauinsland hat Schlagzeilen gemacht. Jetzt scheint auch die Renaturierung der Flächen misslungen.

2021 hat das Regierungspräsidium mehrere wichtige Parkplätze entlang der L124 auf dem Schauinsland (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) aufreißen lassen, in der Absicht, diese Flächen zu renaturieren. Versprochen wurde ein wertvoller Beitrag zum Naturschutz. Drei Jahre später wächst auf den ehemaligen Parkplätzen kaum etwas. Nur vertrocknetes Gras, Unkraut, ein bisschen Gestrüpp. Nichts, was die Bezeichnung wertvoll verdient hätte.

Landwirt kritisiert Sandgemisch auf Parkplätzen

Andreas Lorenz aus dem angrenzenden Hofsgrund, einem Ortsteil von Oberried (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), spricht von einer "sinnlosen Sandwüste". Als Biolandwirt kennt er sich mit Böden aus. Das, was auf den ehemaligen Parkplätzen im Auftrag des Freiburger Regierungspräsidiums aufgeschüttet wurde, sagt er, sei ein Sandgemisch, das ganz sicher nicht vom Schauinsland stamme. Kein Humus, kein Mutterboden. Lorenz geht davon aus, dass es auf den Flächen kein Leben geben wird, vor allem keine Artenvielfalt. 

Ökologisch ist das eine Bankrotterklärung.

Biolandwirt Andreas Lorenz auf dem ehemaligen Parkplatz am Schauinsland.
Biolandwirt Andreas Lorenz auf dem ehemaligen Parkplatz am Schauinsland. Seiner Meinung nach hätten die Parkplätze nie abgerissen werden dürfen.

Parkplatz-Renaturierung: Anspruch und Realität klaffen auseinander

Im November 2021 wurden die drei Parkplätze im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg aufgerissen und teilweise mit frischer Erde zugeschüttet. Darunter konnte ein Umweltschützer hochgiftigen Teer nachweisen. Die Arbeiten wurden daraufhin gestoppt, das Material blieb monatelang liegen. Erst fühlte sich niemand verantwortlich, dann war angeblich alles nicht so schlimm. Am Ende musste das Material tonnenweise auf eine Sondermülldeponie.

Auf zwei der ehemaligen Parkplätze wurden inzwischen junge Bäume gepflanzt. Dort seien die Flächen bereits gut angewachsen, erklärt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums auf Anfrage. Doch tatsächlich sehen die zarten Bäumchen in ihren Schutzröhren nicht besonders vital aus. Zwischendrin dasselbe Gestrüpp, derselbe sandige Boden. Flusskiesel, die dort liegen, beweisen, dass auch hier das Material nicht vom Schauinsland stammen kann. Als Grund für den spärlichen Bewuchs nennt die Behörde den vorletzten Sommer. Dieser sei zu trocken gewesen.

Unser Straßenbaureferat hat die Situation im Blick.

Auf einem ehemaligen Parkplatz auf dem Schauinsland stehen kleine Bäumchen in Schutzröhren.
Auf diesem ehemaligen Parkplatz auf dem Schauinsland versucht man neue Bäume anzupflanzen. Auf dem sandigen Boden scheinen sie bisher nicht richtig zu wachsen.

Landwirt erlebt Verkehrschaos auf dem Schauinsland

Andreas Lorenz findet das alles ziemlich ernüchternd. Nicht nur ökologisch. Die drei Parkplätze, kritisiert er, würden jetzt fehlen. Lorenz beschreibt, wie der Schauinsland an manchen Wochenenden regelrecht überrannt wird. Der Landwirt spricht von Wildparkern, gefährlichen Situation auf der Straße und davon, dass die Anwohner sich im Stich gelassen fühlen. Er fordert Konsequenzen: Jemand müsse die Verantwortung übernehmen.

Ein ehemaliger Parkplatz am Schauinsland.
Ein ehemaliger Parkplatz am Schauinsland. Statt grüner Bäume wächst hier nichts.

Renaturierung am Schauinsland viel teurer als geplant

Für den Abriss der Parkplätze am Schauinsland hat das Regierungspräsidium viele sogenannte Ökopunkte bekommen, mit denen Bauprojekte woanders ausgeglichen werden sollen. Doch die Umsetzung scheint fragwürdig auch im Hinblick auf die Finanzierung. 100.000 Euro waren ursprünglich für das Projekt vorgesehen, die tatsächlichen Kosten belaufen sich bislang auf das Zehnfache, knapp eine Million Euro.

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