Freiburg ist mit der ukrainischen Partnerstadt Lwiw eng verbunden. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Anteilnahme groß und nicht nur die Stadt Freiburg, sondern auch viele Freiburgerinnen und Freiburger unterstützen, wo sie können. Die Reporterinnen Charlotte Schönberger und Chris Libuda vom SWR Studio Freiburg reisten für uns nach Lwiw, in den Westen der Ukraine. Sie sprachen mit den Menschen vor Ort, fragten, wie es ihnen geht und schauten, wo die vielen Spenden angekommen sind.
Luftalarm und Buvay!
Buvay heißt „Tschüss“ auf Ukrainisch und nach vier spannenden Tagen sagen wir Buvay an viele wunderbare Menschen, die wir treffen durften. Es war alles ruhig, bis zu dem Moment, an dem ich die Koffer packe und noch einen letzten Kaffee trinken wollte. Plötzlich: Die Sirenen heulen - Luftalarm. Ich frage sofort die Ukrainerinnen und Ukrainer, die um mich herum stehen: "Ist das Ernst? Müssen wir in den Bunker gehen?" Die Leute antworten: "Ja, schon." Aber niemand macht etwas. Alle schauen auf ihr Handy. Dann sagen sie etwas zögerlich: "Wir haben uns eben daran gewöhnt. Wir gehen nicht in einen Bunker." Und auch ich bekomme eine Nachricht von unserer Dolmetscherin und Begleiterin Halyna Tomkiw: "Habt ihr noch Luftalarm? Wenn ja, keine Sorge. Es ist wegen eines Flugzeugs aus Belarus. Hat nichts mit uns zu tun." Danke, denke ich mir. Wenn man so tolle Menschen kennenlernen durfte, dann fällt der Abschied noch schwerer. Abschied von einem interessanten Land, einer wunderschönen Stadt und tapferen Menschen, die weiter unsere Unterstützung brauchen.
Hilfslieferung aus Lahr gut in Kalusch angekommen!
Manchmal fügen sich die Dinge: In Lahr brauchen die Menschen kein Corona-Impfzentrum mehr, in der Ukraine hingegen brauchen die Menschen medizinisches Material, wie Desinfektionsmittel, Handschuhe oder Kittel. Und dazwischen wuseln und arbeiten die Menschen von "Lahr hilft". Was zunächst eine private Initiative war, ist jetzt ein Verein mit 100 Mitgliedern. Jeder und jede gibt sein oder ihr Bestes. Fast scheinen sie mir wie besessen, die Freunde, Begleiter und Familienmitglieder von Anzhelika und Pirmin (die beiden werde ich später noch genauer vorstellen). Als wollten sie nicht aufhören zu helfen, zu sammeln, zu liefern, Zeit und Energie in die gute Sache zu investieren. Die russische Armee setzt Minen und schießt Raketen, die Lahrer bringen den Ukrainern Kartons mit Spritzen und viel Solidarität entgegen. Was das Krankenhaus als nächstes braucht? Der alte Computertomograph funktioniere nicht mehr richtig, sagt der Chefarzt. Wird auf die Liste geschrieben. Wer weiß, vielleicht bekommt sogar das der Verein aus Lahr irgendwie hin.
Kaukasus? Nein Danke: Wie Freiburg zu Lwiw kam
Zwei Städte geben sich die Hand und werden Partner, weil das beide so lange geplant hatten und weil es so schön ist, sich weltweit zu vernetzen. Seufz. Die Wirklichkeit sieht doch oft ganz anders aus, wie uns Übersetzer Juri Dorkot heute erzählte:
"Freiburg wollte eine Partnerstadt in Russland haben. Das war in den späten 80er Jahren, noch in der Zeit der Sowjetunion - und dann fragte man bei der sowjetischen Botschaft in Bonn nach. Der Vorschlag war: Pjatigorsk im Kaukasus, ein kleiner Kurort. Aha, sagten die Freiburger.
Dann fuhr eine größere Delegation hin und die Leute aus Freiburg waren nicht so begeistert. Dann haben sie noch einmal die Botschaft angeschrieben mit der Bitte einen weiteren Vorschlag zu machen - aber das hat ewig gedauert. Und irgendwann kam eben der Name Lwiw-Lemberg. Dann war man aber skeptisch und eine viel kleinere Delegation ist nach Lwiw gefahren. Das war schon ganz am Ende der Sowjetzeit und ich glaube die Kommunikation zwischen der Zentrale in Moskau und den Regionen hat nicht mehr funktioniert. Und in Lwiw wusste man zwar, dass jemand kommt aus Freiburg, aber man hatte keine Ahnung, was die wollen. Und dann haben die Freiburger gesagt: Wir wollen eine Städtepartnertschaft anbieten. Und dann haben die Verantwortlichen in Lwiw gesagt: Gerne, aber ihr müsst uns erklären, was das ist."
So kam Freiburg zu Lwiw und Lwiw zu Freiburg. Die Geschichte hat mir unser wunderbarer, extrem kluger und charmanter Kollege hier vor Ort erzählt. Er begleitet uns, er übersetzt für uns. Und wann, wenn nicht jetzt, ist das der richtige Moment, um laut DANKE zu sagen, an Juri Dorkot.
Viktor aus dem Osten der Ukraine und ein mobiler Spielplatz aus Stuttgart
Wir haben uns mit Viktor verabredet. Es sollte keine große Sache sein. Ich wollte nur sehen, wie der Spielplatz vom Stuttgarter Verein "Kukuk" hier in Lwiw angekommen ist. Das ist nämlich ein besonderer Spielplatz. Er kommt in einem Überseecontainer auf einem Lastwagen angefahren, dann werden Sandkasten, Schaukel, Klettergarten ausgeklappt und angebaut und schon können Kinder spielen.
Der Verein liefert solche Spielplätze in Krisengebiete der Welt und eben auch einen nach Lwiw. Wie gesagt: keine große Sache, kurzer Besuch und auf zum nächsten Termin. Aber dann stehen wir vor einem riesigen Bau aus sozialistischen Zeiten. Der ehemalige Kulturpalast, meterhohe runde Fenster, Deckenhöhe geschätzte 20 Meter. Seit Jahren verfällt das Gebäude. Bis Viktor und 300 andere Freiwillige kamen. Sie bauen daraus einen Treffpunkt für Jugendliche. Er führt mich durch die Räume und ich kann nur staunen: Indoor-Skatepark, Basketball-Felder auf dem Dach und auch innen, Klettergarten, Musik-Area, Kantine, Jugendclub.
Und am selben Ort: Einhundert Plätze für Flüchtlinge, die hier unterkommen sollen. Die alten Kacheln als Wandmosaik haben sie erhalten und fein restauriert, auch den Holzboden mit Intarsien. Die Einrichtung nimmt sich zurück: helles Holz, schnörkellos und kitschfrei umgebaut, lichdurchflutet, sensibel renoviert und einfach unfassbar schick. Ich denke an die Flüchtlinge, die bei uns in schäbigen Stahl-Containern neben Autobahnausfahrten wohnen müssen und dann erzählt mir Viktor, dass er selber Flüchtling sei, aus Charkiw. Fünf Tage musste er sich nach dem Angriff der Russen mit seinen zwei kleinen Kindern in Todesangst verstecken, dann kam er irgendwie hierher und seitdem baut er das neue Kulturzentrum von Lwiw auf. Ich spreche, wie mit so vielen Menschen, auch mit Viktor über den Krieg. Nein, was Gutes habe er nicht. Aber wenn es mal eine Trennung zwischen den Menschen in der Ukraine gegeben habe - zwischen den Menschen im Osten, die eher Richtung Russland orientiert waren, auch Russisch als Sprache haben und Menschen, wie denen in Lwiw, die schon immer eher Richtung Westen geschaut haben. Also wenn es diese Trennung gegeben haben sollte, dann sei diese mit dem Krieg in den Köpfen und Herzen überwunden, sagt Viktor. Und er, der Mann aus dem Osten, mit Russisch als Sprache aufgewachsen, er spricht nur noch Ukrainisch. Sein Land, seine Leute, seine Sprache.
"Meine ganze Familie leidet schrecklich, ich muss weiter kämpfen“
Lwiw liegt weit weg von der Front. Es sind über tausend Kilometer bis zum umkämpften Gebiet. Hier ist es so sicher, wie es in der Ukraine gerade sicher sein kann. Auch deswegen wurde hier das große und vor allem sehr moderne Reha-Zentrum "Unbroken" für Kriegsversehrte aufgebaut. Erst als ich dort ankomme verstehe ich, warum es den Menschen hier so wichtig ist. Zur Eröffnung des Zentrums sind mindestens ein Dutzend Kamerateams aus der Ukraine und viele ausländische Journalistinnen und Journalisten gekommen. Ich freue mich, dass wir Freiburgerinnen und Freiburger irgendwie Teil des Ganzen sein dürfen - Teil der Hilfe. Und ich meine, es auch dem Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn anzumerken: Auch er wirkt ein wenig gerührt.
Später unterhalte ich mich mit einem Soldaten, dem vor gerade einmal sechs Wochen sein Unterschenkel weggeschossen wurde. Nycola heißt er und ist 32 Jahre. Sein Knie konnten die Ärzte erhalten, aber er wird mit einer Prothese leben müssen. Und dann erzählt er mir, dass er, sobald er hier raus sei und wieder laufen könne, weiter kämpfen werde, um sein Land zu verteidigen. Ich schaue ihn entsetzt an. Reicht es nicht, einen Teil seines Beines verloren zu haben? "Ich komme aus Mariupol, die Russen haben alles, was ich besitze, zerstört, meine ganze Familie leidet schrecklich, ich muss weiter kämpfen", sagt er und ich wünsche mir so sehr, dass die Ärzte, Pfleger und Physiotherapeuten im "Unbroken" Center endlich wieder Patienten mit ganz normalen Knochenbrüchen und Hüftprothesen behandeln dürfen und nicht einen beinamputierten Soldaten nach dem anderen.
Großer Pressetrubel im Rehazentrum "Unbroken"
Die Stadt Lwiw ist offensichtlich stolz auf ihr neues Rehabilitationszentrum "Unbroken". Es wurde innerhalb eines dreiviertel Jahres an das bestehende Krankenhaus angebaut. Am Dienstag, dem Tag der offiziellen Eröffnung, hat sich hier die gesamte ukrainische Presse versammelt. Auch einige ausländische Fernsehteams sind angereist. Das Rehazentrum bedeutet dem vom Krieg gebeutelten Land viel. Hier wird den Kriegsversehrten aus der ganzen Ukraine geholfen - mit modernen Rehabilitationseinrichtungen, Fitnessgeräten, physiotherapeutischen Bereichen, aber auch mit psychischen Therapiemöglichkeiten. Tausend Soldatinnen und Soldaten werden hier bereits behandelt. Dieser Tag der Eröffnung ist nicht nur für Lwiw ein wichtiger, sondern auch für die Partnerstadt Freiburg. Denn sie hat viel investiert, um das Rehazentrum aufzubauen.
Aufgebaut mit Unterstützung aus Freiburg Größtes Rehazentrum für ukrainische Kriegsverletzte steht in Lwiw
Das Rehazentrum "Unbroken" in Freiburgs Partnerstadt Lwiw ist das größte in der Ukraine. Tausende Kriegsverletzte werden dort behandelt. Am Dienstag wurde es offiziell eröffnet.
Am Dienstag wird es feierlich - Horn im "Unbroken" Rehazentrum
Es gibt die Momente, auf die freuen sich Politikerinnen und Politiker. Gestern habe ich an der Rezeption den Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn und seine Delegation getroffen. Sie sind nach einer Anreise von mehr als sechzehn Stunden in der Partnerstadt Lwiw angekommen. Wie einfach war es vor diesem sinnlosen und grausamen Krieg, denke ich noch: Zwei Stunden Flugzeit und man ist direkt in Lwiw gelandet. Aber Martin Horn hat sich zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres auf die lange Reise gemacht. Schließlich ist heute ein besonderer Tag: Das Rehabilitionszentrum "Unbroken" wird offiziell eröffnet. Das größte Zentrum für Kriegsverletzte in der Ukraine. Tausende Soldatinnen und Soldaten aus dem ganzen Land werden dort behandelt. Dass er beim Aufbau dieses wichtigen Zentrums helfen durfte, darauf ist Martin Horn ein bisschen stolz. Er zeigt mir die Neuigkeiten auf seinem Handy. In dem Rehabilitationszentrum würde als Dank für die Hilfe eine ganze Abteilung nach der Stadt Freiburg benannt. Und dann fängt er an aufzuzählen: Es wären ja nicht nur die 500.000 Euro aus Freiburg selbst, die beim Aufbau des Rehazentrums geholfen hätten. Er habe beim Bundesministerium für Entwicklung auch noch einmal zwölf Millionen organisieren können. Das Land Baden-Württemberg habe mit ein bisschen Nachdruck aus Freiburg ebenfalls Millionen Euro in das "Unbroken" investiert. Okay, denke ich mir, dafür darf man sich auch mal ein bisschen feiern lassen.
"Ich will keinen Helden, ich will meinen Papa"
5.000 Männer aus Freiburgs Partnerstadt Lwiw sind derzeit im Krieg, vielleicht kämpfen sie im Moment an der Front. 5.000 Familien bangen. Täglich kommen Särge zurück. Aber die Stadt tut alles, um die Moral aufrecht zu erhalten. In einer großen öffentlichen Zeremonie werden die toten Soldaten als Helden gefeiert. Der Gottesdienst in der Garnisonskirche hat mich beeindruckt und gerührt. Hunderte Menschen kamen gestern, standen eine Stunde lang, bekreuzigten sich immer wieder. Sicher haben nicht alle den Soldaten, der an diesem Ostermontag beerdigt wurde, persönlich gekannt. Aber viele Menschen aus Lwiw lassen es sich nicht nehmen, jedem die letzte Ehre zu erweisen. Ich sah die Trauer in ihren Gesichtern, manche waren aber einfach nur versteinert, vielleicht schon abgestumpft. Ich frage mich, warum die Menschen nicht viel wütender sind. Im Seitenschiff der Kirche habe ich mir die Fotos all der gefallenen Soldaten angesehen. Daneben eine Galerie mit Kinderfotos, perfekt ins Licht gesetzt, große Augen schauen einen ernst an: Auch ihre Väter wurden im Krieg getötet. Viele schreiben, dass sie ihren Papa als Helden in Erinnerung behalten werden. Aber ein Mädchen schreibt auch das, was ich denke: Man braucht einen Vater, keinen Helden.
Den Krieg für einen Moment vergessen
Wir sind unterwegs mit Halyna Tomkiw. Sie ist Germanistin und hat in Freiburg studiert. In Lwiw arbeitet sie für die Merkle-Stiftung aus Gottenheim bei Freiburg und führt hin und wieder Gruppen durch die Stadt. "Das Wichtigste ist", sagt sie, "erstmal ein guter Kaffee". Damit führt sie uns in eines der vielen Kaffeehäuser der Stadt. Zur Kaffeespezialität Flat White gibt es einen klebrig süß-sauren Macaron mit Johannisbeerfüllung. Das Café ist in einem kleinen Altstadthaus, hinter uns die Wendeltreppe, über drei Etagen sind Tische aufgestellt und die Menschen drängen sich vor der Theke. "Wir machen das hier so, wir gehen immer Kaffee trinken und Kuchen essen." "Und der Krieg?", frage ich. "Den vergessen wir einfach, wir leben weiter - wahrscheinlich gewöhnt man sich an alles." Der Kaffee schmeckt hervorragend, nussig und weich, und ich freue mich, dass die Menschen in Lwiw ihr Leben genießen. "Wer Angst hat, hat schon verloren", sagt Halyna noch. "Aber trotzdem, es bleiben die Unruhe und die Sorge, immer."
Sandsäcke und Bunker
An der Rezeption im Hotel begrüßt uns Daria. "Wenn Luftalarm kommt", sagt sie ganz selbstverständlich, "dann gehen Sie in den Bunker." Einen solchen "Bunker" muss seit dem Angriff der Russen jedes öffentliche Haus vorweisen. In dem Hotel ist es ein restaurierter Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert mit dunkelgrünen Ledersesseln und einer Whiskey-Bar, in Friedenszeiten genutzt als Lounge für Zigarrenraucher. Einen Kriegsbunker habe ich mir anders vorgestellt. "Man weiß nie, wann der Alarm kommt - ob einmal die Woche oder zweimal am Tag", sagt Daria. Später fallen mir die vielen Sandsäcke auf, die an den großen Häusern und Kirchen vor den Kellerfenstern gestapelt sind. So wird der normale Keller zum Schutzraum.
Tränen der Freude und der Trauer
Wir rollen langsam in den Hauptbahnhof von Lwiw ein. Auf dem Bahnsteig steht ein Mann, er sieht sportlich aus, dürfte Mitte zwanzig sein. In seiner Hand hält er einen Strauß bunter Tulpen. Wahrscheinlich ein Soldat, der aus dem Krieg kommt, denke ich. Er sieht seine Frau aussteigen und nimmt sie fest in den Arm. In dem Moment wird sichtbar, was der Krieg in den Herzen der Menschen anrichtet. Wie groß die Anspannung und die Angst seiner Liebsten gewesen sein muss. Sie bricht fast zusammen, weint hemmungslos. Wenig später stehen wir vor einer Kirche in Lwiw. Dort sind zwei große Plakate aufgestellt. Auf jedem sehen wir ein Foto von einem Mann in Uniform - die gefallenen Soldaten von Lwiw. Jeden Tag können die Menschen hier neue Namen lesen, von anderen Gesichtern Abschied nehmen. Als wir die Bilder betrachten, kommt ein Mann, er dürfte etwa sechzig Jahre alt sein, ganz langsam auf uns zu. "Ich kannte den Soldaten hier, ich kannte ihn ganz gut.“ Und hinter seiner Brille wischt er sich über die Augen. Mit ihm lesen wir schwarz auf weiß, was Krieg bedeutet: Der Soldat, der heute in Lwiw begraben wurde, wurde 44 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Das orthodoxe Osterfest naht
Die Menschen, die geduldig am Grenzübertritt auf die Passkontrolle warten, haben Geschenke dabei: Lebensmittel, Süßigkeiten, Spielzeug. Eine junge Ukrainerin, sie lebt derzeit in Großbritannien, erzählt uns, dass sie zum ersten Mal seit Kriegsbeginn ihre Familie in Kiew wiedersieht. Sie wirkt angespannt, ihr Partner nimmt ihre Hand. Die orthodoxen Christen feiern Ostern dieses Jahr eine Woche später als wir - ein großes Familienfest. Wir spüren die Stimmung zwischen Freude und Sorge - aber viele wollen es sich in diesem zweiten Jahr des Krieges auf keinen Fall nehmen lassen, ihre Verwandten zu besuchen.
Unser Reiseplan
Auch Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn macht sich diese Tage auf die Reise in die Partnerstadt. Ihn werden wir treffen und auch den Oberbürgemeister von Lwiw, Andrij Sadowyj. Wir haben uns mit einer Stadtführerin verabredet. Olha Sydor hat in Freiburg studiert und wird uns ihre schöne und einst bei Touristinnen und Touristen so beliebte Stadt zeigen. Aber wir werden auch bei Luftalarm schnell reagieren müssen und den Weg zum nächstgelegenen Bunker finden. Wir werden erleben, wie die Menschen um ihre toten Soldatinnen und Soldaten trauen, jeden Tag gibt es einen Trauermarsch in der Stadt. Wir werden mit vielen Menschen sprechen, wie sie den Krieg in ihrem Land erleben und wie unsere Hilfe ankommt. Vor allem interessiert uns das „Unbroken-Center“ in Lwiw. Das größte Krankenhaus für Kriegsverletzte in der Ukraine, das mit Freiburger Unterstützung aufgebaut wurde. Wir erzählen die Geschichte des Vereins „Lahr hilft“ und begleiten den Transport von Material in die Kleinstadt Kalusch, südlich von Lwiw.
An der polnisch-ukrainischen Grenze
Viele müde Reisende, fast nur Frauen, sind in dem Zug, der uns zur Grenze nach Przemyśl fährt. Große Koffer stapeln sich in Gang. Przemyśl ist der Ort in Polen, an dem im Februar 2022 zehntausende Menschen aus der Ukraine ankamen, in aller Eile geflohen. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wollen mittlerweile wieder zurück in ihr Land.