Invasive Insektenart breitet sich weiter aus

Kehl gibt den flächendeckenden Kampf gegen die Tigermücke auf

Stand
Autor/in
Nikolaus Rhein
Christof Gerlitz

Kehl gibt sich geschlagen: Die invasive Tigermücke könne nicht mehr ausgelöscht werden, so die Stadt. Jetzt geht es um Schadensbegrenzung.

Die Asiatische Tigermücke scheint in Kehl (Ortenaukreis) vorerst gewonnen zu haben: Die "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage" (KABS) und die Stadt geben den Kampf gegen die invasive Mückenart auf - zumindest teilweise. Die Tigermücke könne in Kehl nicht mehr ausgelöscht werden, heißt es in einem Bericht der KABS. Zu stark hätten sich die Insekten inzwischen ausgebreitet. Die Aktionsgemeinschaft will deshalb die Strategie ändern und die Mücken nur noch punktuell bekämpfen, etwa rund um Schulen, Pflegeheimen oder Kindergärten.

Tigermücken in Kehl: Eindämmen statt ausrotten?

Mit dem Vorschlag, die Mücken einzudämmen statt auszurotten, hat sich kürzlich der Kehler Gemeinderat beschäftigt. Eine Viertelmillion Euro würde die punktuelle Vernichtung von Tigermücken-Brutstätten kosten. Dieses Geld will die Stadt Kehl bislang aber nicht ausgeben. Stattdessen will sie ihre Bürger im Kampf gegen die Mücken sensibilisieren.

Ich glaube, es ist nicht vermittelbar, dass wir für einzelne Gebiete aus dem allgemeinen Haushalt 250.000 Euro bereitstellen.

Es brauche eine gemeinsame Kraftanstrengung, um dem Problem entgegenzutreten, sagt Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz. "Wir müssen leider feststellen, dass wir es alleine nicht hinbekommen. Wir müssen diese Aufgabe gemeinsam mit der Bevölkerung angehen."

Rasante Ausbreitung am Oberrhein

Die Mücken plagen Menschen in der ganzen Region. Laut KABS sind im Sommer 2024 neue Mückenpopulationen regelrecht aus dem Boden geschossen. Allein in Baden-Württemberg sei die Tigermücke in 38 Kommunen erstmals aufgetaucht. Begünstigt worden sei dies auch durch das teils extreme Wetter und die außergewöhnliche Hochwasserlage im Mai und Juni.

Brutstätten-Suche gestaltet sich schwierig

Die KABS tut, was sie kann, um dem Problem entgegenzuwirken. Mit hohem personellen Aufwand und Kosten suchen die Experten entlang des Rheins in Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Hessen nach Brutstätten und klären die Menschen auf.

Die große Herausforderung: Um sich auszubreiten, brauchen die wenige Millimeter großen, aber sehr aggressiven Mücken lediglich Wärme und ein bisschen Wasser. Ihre Eier könnten demnach überall sein. "Es ist schwierig, die Brutstätten zu finden und zu bekämpfen", sagt Dirk Reichle, der Wissenschaftliche Direktor der KABS. Auch die Aktionsgemeinschaft betont deshalb, dass eine Beteiligung aller Anwohner auf lange Sicht "unerlässlich" sei: Denn mehr als 80 Prozent der Brutstätten lägen in Gärten oder auf Balkonen von Privatgrundstücken.

Nicht nur lästig, sondern auch Virusträger

Dringlich wird die Bekämpfung der Tigermücke auch deshalb, weil sie Viren in sich tragen kann. Ihr Stich kann zum Beispiel Dengue-Fieber verursachen. Noch ist das Risiko einer Erkrankung laut KABS gering. Doch die Stadt Kehl sieht die ganze Thematik dennoch mit Sorge: "Man kennt es vielleicht aus Florida, wo man nicht mehr im Freien sitzen kann, ohne durch Schnakengitter geschützt zu sein", sagt Oberbürgermeister Britz. Dieses Zukunftsszenario mache "keine Freude, aber es wird wahrscheinlich auch bei uns in diese Richtung gehen."

Komplett aufgeben scheint allerdings (noch) keine Option zu sein. Die Forderung der KABS: Bis Ende Januar 2025 müsse feststehen, an welchen konkreten Orten die Tigermücke bekämpft werden soll. Man müsse so gut wie möglich vorbereitet sein, bevor die Saison im April beginnt.

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