Spatenstich und Bauerndemo im Stadtteil Dietenbach

Olaf Scholz in Freiburg: So läuft der Kanzler-Besuch am Dienstag

Stand
Autor/in
Jessica Hans

Auf die Schaufel, fertig los: Bundeskanzler Olaf Scholz kommt am Dienstag zum Spatenstich für das neue Dietenbachviertel nach Freiburg. Ihn erwartet auch einiger Protest.

Es ist der Startschuss für den Bau des neuen Stadtteils Dietenbach: der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag in Freiburg. Der Festakt vor Ort beginnt um 11 Uhr, der Spatenstich ist für 12:15 Uhr geplant.

Auf dem Areal soll Wohnraum für 16.000 Menschen entstehen sowie eine Schule und 22 neue Kitas. Es ist eines der größten Bauprojekte Deutschlands, das der Kanzler mit seiner Anwesenheit würdigen will. Scholz hatte im November deutschlandweit 20 neue Stadtteile gefordert, um die Not an bezahlbarem Wohnraum zu lindern.

Umweltschützer kritisieren Rodung und Flächenverbrauch für Dietenbach

Für den Bau des neuen Wohnviertels, das zwischen dem Freiburger Stadtteil Rieselfeld und der B31 entsteht, hat die Erschließung bereits begonnen - bis auf den Bereich des Langmattenwäldchens. Klimaaktivistinnen und -aktivisten besetzen das Waldstück schon seit einigen Jahren und hatten gegen die Verlegung einer Gashochdruckleitung geklagt, da diese die Rodung des Wäldchens erfordern würde. Bis zum Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg liegen die Erschließungsarbeiten in diesem Gebiet auf Eis.

Das Aktionsbündnis "Hände weg vom DietenbachWALD" hat anlässlich des Spatenstichs zu einer Demonstration für den Erhalt des Waldes aufgerufen. Das Argument: Die Rodung zerstöre den Lebensraum schützenswerter Tierarten.

Wir möchten die Stadtverwaltung daran erinnern, dass ihre Planung unzeitgemäß ist. In Zeiten der Klimakatastrophe Wald zu zerstören ist unverantwortlich.

Im Langmattenwäldchen, dass zum Dietenbachwald gehört, haben Aktivisten mit einer Mahnwache begonnen.
So sah das Lager der Baumbesetzer Ende Januar aus. Aktuelle Aufnahmen lassen sie aus "strategischen Gründen" nicht mehr zu.

Scholz-Besuch ruft Bauern erneut auf den Plan

Für Landwirte in der Region ist der Besuch des Kanzlers ebenfalls ein Anlass für erneute Proteste. Sie beklagen den Wegfall landwirtschaftlicher Flächen durch den Bau des Stadtteils. Am Dienstag planen sie eine Versammlung beim Tierpark Mundenhof. Ab 8 Uhr morgens hat der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) vier Sternfahrten mit Traktoren in Richtung Mundenhof angekündigt. Sie starten jeweils zeitgleich von verschiedenen Treffpunkten in Neuenburg, Elzach, Bötzingen und Hinterzarten.

Aus Sicherheitsgründen müssen die Landwirte jedoch den Großteil ihrer rund 500 erwarteten Traktoren außerhalb einer "erweiterten Sicherheitszone" rund um das Neubaugebiet-Areal abstellen und das letzte Stück zu einer Versammlungsfläche auf einem nahe gelegenen Gelände zu Fuß gehen. Lediglich 20 Traktoren dürfen auf der Zufahrtsstraße zu dem geplanten Neubaugebiet Spalier stehen. Damit sei eine sichtbare Präsenz der landwirtschaftlichen Proteste sichergestellt, heißt es in einer am Montagabend veröffentlichten Allgemeinverfügung der Stadt Freiburg. Die Landwirte hoffen auf einen Besuch des Kanzlers während ihrer Versammlung. Stören wolle man die Veranstaltung rund um den Spatenstich jedoch nicht, hieß es im Vorfeld.

SWR-Reporterin Dinah Steinbrink mit Fakten und Hintergründen zum neuen Stadtteil in Freiburg:

Rundgang durch Fraunhofer-Solarinstitut

Zwischen 13 und 14 Uhr lässt sich Scholz durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) führen, das größte Solarforschungsinstitut Europas. Am Fraunhofer ISE werden Wärmepumpen und andere Verfahren zur Wärmeversorgung von Wohngebäuden auf der Basis von Sonnenenergie entwickelt. Zukunftstechnologien, die als wegweisend gelten für die von der Ampelkoalition geplante Energiewende. Erst kürzlich hatte das Institut ein neues Labor für die Entwicklungen von Photovoltaik-Modulen in Freiburg eröffnet.

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Scholz im Europa-Park-Stadion

Im Anschluss ist der Kanzler im Europa-Park Stadion des SC Freiburg zu Gast. Im Mittelpunkt steht dort ein - nichtöffentlicher - Austausch mit 20 gesellschaftlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Freiburg zu den Themen Demokratie und Zusammenhalt.

Besuch im Tagebucharchiv in Emmendingen

Die letzte Station für Scholz ist das Deutsche Tagebucharchiv in Emmendingen, das er sich ab 17 Uhr von der Vereinsvorsitzenden Marlene Kayen zeigen lassen wird. Das Deutsche Tagebucharchiv hat nach eigenen Angaben rund 27.000 unveröffentlichte Tagebücher, Erinnerungen und Briefsammlungen ganz normaler Menschen aus dem deutschen Sprachraum gesammelt.

2023 hatte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Stuttgart das Archiv in ein Förderprogramm zur Stärkung der Kultur im ländlichen Raum aufgenommen. So soll das Engagement der rund 100 Ehrenamtlichen gewürdigt werden. Auch hier ist am Dienstag ein Bürgerdialog mit dem Kanzler geplant.

Ein Tagebuch mit Handschrift und einer Zeichnung, im Archiv schaut es sich eine Frau an, die von hinten zu sehen ist.
Das Deutsche Tagebucharchiv in Emmendingen wird 25 Jahre alt. Dort werden Tagebücher, Lebenserinnerungen und Briefe aufbewahrt.

Auswirkungen auf den Verkehr in der Region

In Freiburg und Emmendingen müssen sich die Menschen während des Kanzler-Besuchs auf Probleme im Straßenverkehr und bei Bus und Bahn einstellen. Das Gelände um den Parkplatz Mundenhof in Freiburg beispielsweise wird von 8 Uhr bis 13 Uhr aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt. Auch die Zufahrtsstraßen aus Lehen (Zum Tiergehege) und dem Rieselfeld (Mundenhofer Straße) sind in dieser Zeit gesperrt. Wer sich in der Region auskennt, sollte den Bereich weiträumig umfahren.

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