Tibetische Mönche haben in Basel ein Kalachakra-Mandala erschaffen. Obwohl sie mehrere Wochen daran arbeiteten, haben sie das Mandala wieder zerstört. Was steckt dahinter?
Die Tradition kommt aus Nordindien und wurde früher geheim praktiziert. Heutzutage sind Kalachakra-Mandalas kein Geheimnis mehr. Aber dennoch für Außenstehende eine mysteriös erscheinende religiöse Praxis. Im Basler Kunstmuseum konnten Besucherinnen und Besucher live erleben, wie tibetische Mönche ein solches Mandala aus farbigem Sand fertigten. Nach mehrwöchiger Arbeit an dem Mandala wurde das Kunstwerk am 13. August von den Mönchen wieder zerstört.
Mandala ist religiöse Praxis
Die blaue, zwei auf zwei Meter große Arbeitsfläche ist extra hierfür gefertigt worden - ganz nach den Vorgaben der tibetischen Mönche. Auf dieser Fläche ist das Mandala aus Sand entstanden. Tag für Tag haben die Mönche mehrere Stunden daran gearbeitet - mehr als zwei Wochen lang. Morgens, bevor sie damit angefingen, haben sie gebetet. "Das ist ja nicht eine Zurschaustellung von irgendetwas Technischem, sondern eine religiöse Praxis", sagt Martin Brauen. Er ist Ethnologe, Gastkurator, Mandala-Experte und betreut das Projekt am Kunstmuseum.
Der Radiobeitrag zum Nachhören:
Mönche extra aus Indien angereist
Die tibetischen Mönche mussten millimetergenau arbeiten. Mit unendlich feinen Bewegungen haben sie die farbigen Sandkörner auf die Unterlage gestreut. Dafür mussten sie sich voll konzentrieren, sich in eine Art meditativen Zustand versetzen. Mönch Tenzin Chokrab beschreibt die Arbeit am Mandala so: "Es fühlt sich gut an, weil es eine Art von Meditation ist. Wenn wir meditieren, können wir den ganzen Palast visualisieren."
Das Kunstmuseum hatte die Mönche des Namgyal-Klosters extra aus dem indischen Dharamsala einfliegen lassen. Um so ein komplexes Mandala fertigen zu können, braucht es eine spezielle Ausbildung über Jahre hinweg.
Rückblick: So ist das Kalachakra-Mandala im Kunstmuseum Basel entstanden:
Ein Palast für Gottheiten
Das Kalachakra-Mandala stellt im Prinzip einen Palast dar für 722 Gottheiten. In der Mitte, im Ausgangspunkt, sitzt die Hauptgottheit. Alle sind durch Punkte symbolisiert. Und dann gibt es noch verschiedene Kreise, die unterschiedliche Bedeutungen haben. "In diesem Mandala sind es die Elemente Erde, Feuer, Luft und Wasser", sagt Brauen.
Mandala ist wieder zerstört worden
Anlass für das Mandala war die Ausstellung von Charmion von Wiegand direkt im Raum nebenan. Die amerikanische Künstlerin hat sich mit tibetischem Buddhismus beschäftigt. Zum Ende der Ausstellung am 13. August war das Kalachakra-Mandala fertig. Doch anstatt es zu konservieren, ist an diesem Tag der Sand zusammen gewischt und in einer Prozession zum Rhein getragen worden. Dort haben die Mönche den Sand dem Fluss übergeben. Mönch Tenzin Chokrab verrät warum: "Es zeigt die Vergänglichkeit. Alles in dieser Welt ist vergänglich."
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