Die eingeschleppte Art breitet sich schnell aus. Jäger im Schwarzwald greifen zur Flinte und geben Feuer, denn die Nilgänse koten Badestellen voll und stressen heimische Arten.
"Ich bin am Schießen!", sagt Jagdpächter Peter Hauser. Er feuere vor allem auf die Nilgänse am Wolterdinger Weiher im Schwarzwald-Baar-Kreis. Morgens, mittags, abends. Er schaue immer mal wieder im Jagdrevier vorbei. Er mache das spontan. "Da wird nicht lang rumgemacht. Wenn ich Nilgänse sehe, dann bekommen die Feuer und manchmal ist das Kaliber größer, dann ist auch ein Fuchs dabei." Alles nach Jagdrecht.
SWR-Reporter David Zastrow berichtet in den SWR-Regionalnachrichten über die Nilgans-Situation im Schwarzwald:
Nilgänse attackieren die Fischer am Wolterdinger Weiher
Momentan seien wieder mindestens 10 Nilgänse am Weiher, sechs davon Junggänse, auch Gössel genannt. Die Fischer, die dort angeln, würden von den Nilgänsen attackiert, vor allem dann, wenn die Wildvögel Nachwuchs erwarten. "Wenn ich die schieße, dann ist wieder Ruh", sagt der Jäger, der im Bregtal bei Donaueschingen aktiv ist.
Die Nilgänse würden zudem mit den Blesshühnern und mit Graugänsen "Stress machen", sagt er. Sie vertreiben die heimischen Arten. An anderen Seen hier in der Region sei die Situation aber viel schlimmer, meint Hauser, der bereits als Neunjähriger als Schütze begann und so zur Jagd kam.
Neulich habe der 66-Jährige auch 20 Kormorane schießen müssen. Die Wasservögel "essen sehr viel Fisch, die machen den Weiher sonst leer". Ihm gehe es vor allem um die Fischer.
Nilgänse koten Badestellen im Schwarzwald voll
Die Förster und Jäger im Schwarzwald-Baar-Kreis sind sich einig. Die Wasserverschmutzung sei enorm, wenn viele Gänse da sind. Zuletzt waren auch am Kirnbergsee bei Bräunlingen die Badestellen komplett verkotet. Der Gemeinderat beschloss daraufhin einen Abschuss der Nilgänse. Es gab zu viele Beschwerden der Bürger und Bürgerinnen. "Die erlegten Tiere werden als Nahrungsmittel gegessen. Es handelt sich lediglich um einzelne Vergrämungsabschüsse", sagt Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle. Die Nilgänse seien durch die Jagdgesetzgebung zum Abschuss freigegeben, meint er.
Revierförster Reinhard Merz musste sich dem also annehmen. "Ich habe nun zwei Graugänse und eine Nilgans abgeschossen", sagt er. Zusätzlich brauchte es Vergrämungsschüsse in die Luft. Jetzt sei die Situation besser. 400 Nil- und Graugänse gab es noch den Sommer über am Kirnbergsee. Mittlerweile seien es nur noch 100 der Wildvögel.
Chef-Förster: ""Die aggressiven Nilgänse entwickeln sich zur Plage!"
Auch am Riedsee bei Donaueschingen hatten die Nilgänse für starke Wasserverschmutzung gesorgt, meint der Leiter des Forstbetriebs Fürst zu Fürstenberg, Jens Borchers. "Die Nilgänse vermehren sich gewaltig", sagt er. Sie würden sich zu einer Plage entwickeln. "Sie können sehr aggressiv werden", bestätigt der Diplom-Forstwirt.
Im großen Stil werden die Vögel im Fürstenberg-Jagdrevier aber nicht abgeschossen, auch weil es in der Öffentlichkeit und bei Tierschützern überhaupt nicht gut ankomme. Man kümmere sich ohnehin mehr um den Wald, wo die Nilgänse weniger für Probleme sorgen würden.
Tierschützer erwägen rechtliche Schritte und kritisieren den Nilgans-Abschuss
Die Tierschutzorganisation PETA meint, eine reine Kotbelästigung sei aus rechtlicher Sicht kein Grund, ein Tier zu töten. Das Tierschutzgesetz erlaube eine Tötung nur, wenn ein „vernünftiger Grund“ vorläge. "Eine Kotbelästigung einiger Badegäste gehört eindeutig nicht dazu. Zumal mildere Mittel zur Verfügung stehen", sagt Peter Höffken von PETA Deutschland.
Die Stadt Heidelberg beispielsweise setze von April bis September auf eine spezielle Saugmaschine, "die neben dem Kot auch den Müll der Menschen beseitigt. Daher würden wir uns im Falle von Tötungen rechtliche Schritte vorbehalten." Auch die Stadt Frankfurt habe ein tierfreundliches Konzept erarbeitet, sagt Höffken.
PETA warnt vor „unnötiger Panikmache“ vor dem Tierkot. "Menschen müssten mit extrem viel Kot in Berührung kommen, um zu erkranken. Dies sei unter normalen Umständen sehr unwahrscheinlich", meint Höffken weiter. Auch die baden-württembergische Landesregierung stufe eine Infektionsgefahr für den Menschen als gering ein. "Dass Menschen durch den Kot von Gänsen erkrankten, ist hier nicht bekannt." Die Jagd gehe zudem mit erheblichem Leid für die Tiere einher. "Aufgrund häufiger Fehlschüsse auf flüchtiges Wild sterben viele Tiere langsam und qualvoll."
Nun bleibt abzuwarten, ob die Nilgänse auch im nächsten Sommer an die Badestellen im Schwarzwald zurückkehren. Dann wäre die Gänse-Jagd wohl wieder eröffnet. Feuer frei für die nächste Nilgans-Diskussion.