Ganz ohne Leistungsdruck Ballspielen - das können beim Bahlinger SC alle Kinder, ob mit oder ohne Behinderung. Die Idee hatte Yannick Adler und dafür gab es vom DFB sogar eine Auszeichnung.
In der inklusiven Ballschule des Bahlinger SC sind alle Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren willkommen. Ob mit oder ohne Behinderung, das ist hier egal. Einmal wöchentlich treffen sich die Kinder in Bahlingen (Kreis Emmendingen), um miteinander verschiedene Ballspiele zu spielen. Das Projekt hat Yannick Adler ins Leben gerufen. Für sein Engagement im Verein ist der 24-Jährige sogar vom Deutschen Fußball-Bund ausgezeichnet worden.
Inklusive Ballschule: Die Nachfrage ist hoch
Aufgeregtes Geschrei hallt durch die Bahlinger Sporthalle. Kinder rennen hin und her. Wer mit einem Ball abgeworfen wurde, muss stehen bleiben. Manche sind schneller, manche langsamer. Das spielt in der Ballschule aber keine Rolle. Marvin braucht etwas Unterstützung. Kein Problem - Yannick Adler schiebt Marvin mit seinem Rollstuhl durch die Halle.
Yannick Adler ist Geschäftsführer des Bahlinger SC. Seit Kindesbeinen ist er im Verein aktiv. Die inklusive Ballschule hat Adler vor vier Jahren angestoßen. Damals gab es in Baden-Württemberg nichts Vergleichbares. "Ich finde es schön, wie einfach das funktioniert, wie einfach die Kids alle zusammen hier Sport machen", sagt Adler zufrieden. Eine so hohe Nachfrage hatte er Anfangs nicht erwartet.
In den Schulen würden Kinder mit und ohne Behinderung oft getrennte Wege gehen, meint Adler. Um so besser, wenn sie wenigstens in der Freizeit aufeinander treffen. Der Sport sei die perfekte Gelegenheit dafür. "Wir spielen alle die gleichen Regeln und jeder kann eigentlich mitmachen. Und es ist hier auch kein Leistungsdruck," sagt Adler. Jedes Kind könne nach seinen Möglichkeiten mitmachen.
Cheftrainerin der inklusiven Ballschule ist Mara Keller. Yannick Adler kennt sie schon seit der Grundschule. Als er sie vor zwei Jahren mit ins Team holen wollte, hat Keller keinen Moment gezögert. Sie sitzt selbst im Rollstuhl. Dadurch könne sie den Kindern auf andere Weise etwas mitgeben. "Dass sie auch sehen, dass man trotz Behinderung tendenziell alles machen kann, auf das man Lust hat," so Keller.
Ehrenamtliches Engagement: Adler vom DFB zum "Fußballhelden" gekürt
Mit fünf Jahren hatte Adler als Spieler beim Verein angefangen, damals bei den Bambinis. Ein logischer Schritt, denn schon sein Opa und Vater waren und sind im Verein aktiv. Es folgten unterschiedliche Trainer-Posten, zwischenzeitlich koordinierte er die Finanzen des Vereins. Alles ehrenamtlich.
Für dieses ehrenamtliche Engagement zeichnete der Deutsche Fußball-Bund ihn als "Fußballheld" aus. Ein Titel, den er etwas "zu groß" findet. "Ich gebe mein Bestes im Fußball und im Verein, meine Spuren zu hinterlassen. Ob man das jetzt 'Held' nennen möchte oder nicht, sei mal dahingestellt," sagt Adler bescheiden.
Yannick Adler: Vom Bambini zum Geschäftsführer
Inzwischen ist der Einsatz für den Verein sogar Adlers Beruf. Als Geschäftsführer ist er sieben Tage die Woche für den Bahlinger SC im Einsatz. Nach einer normalen fünf-Tage-Woche folgt das Samstags-Spiel der ersten Mannschaft. Auch da ist sein Organisations-Talent gefragt. Sonntags kickt er dann selbst in der dritten Mannschaft. "Der Bahlinger SC nimmt sehr viel Zeit ein von meinem Leben. Der ganze Tag ist eigentlich BSC," sagt der 24-Jährige. Für ihn ein Traumjob.
Die Zukunft des Bahlinger SC: Ein inklusives Fußballteam
Für die Zukunft hat Yannick Adler noch einiges vor mit seinem Verein. Er möchte das inklusive Sportangebot ausbauen. Zwei Fußballteams für Menschen mit Behinderung möchte er auf die Beine stellen, eines für Jugendliche und eines für Erwachsene. Die sollen dann zukünftig in der Inklusionsliga des Südbadischen Fußballverbands gegen andere Fußballteams antreten.
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