In Freiburg wird die Wohnungsnot neuerdings mit dem Baukasten bekämpft. Im Rekordtempo entstehen dort gerade Wohnungen aus fertigen Holzmodulen.
Im Freiburger Osten wird hochgestapelt. Ein Schwerlastkran hievt dort, direkt an Galerie des B31-Tunnels, derzeit einen Holzcontainer auf den anderen. So entstehen in Windeseile vier zweistöckige Wohnhäuser für rund 100 Menschen. Bereits im Sommer sollen sie bezogen werden - zunächst von Geflüchteten, später von Studierenden, Alleinerziehenden und älteren Menschen mit knappem Budget.
Die Holz-Raummodule sind quasi bezugsfertig
Die garagengroßen Holzmodule sind quasi bezugsfertige Wohnräume und müssen nur noch zusammenmontiert werden. Türen, Fenster, Wasser- und Stromanschlüsse - alles ist bereits eingebaut.
Mehr als 50 Sattelschlepper bringen die Module aus dem Allgäu in den Breisgau. Die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) hat sie bei einer Spezialfirma in Wangen bestellt. 9,5 Millionen Euro kostet das Projekt. Billig ist das Baukastensystem also nicht.
Modulbau als neues Instrument gegen die Wohnungsnot
Aber dafür geht es schnell. Und das ist angesichts der weiterhin vielen Flüchtlinge und dem großen Mangel an bezahlbarem Wohnraum für die Stadt und ihre Tochtergesellschaft FSB entscheidend. Während etwa im geplanten Stadtteil Dietenbach erst in einigen Jahren die ersten Wohnungen stehen werden, dauert der Bau der Modul-Häuser nur wenige Monate.
Mit dieser Bauweise habe man nun ein Instrument mehr, um den Wohnungsmangel in Freiburg zu bekämpfen, heißt es vonseiten der Stadtbau. Gleichzeitig entspreche das Projekt "den ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen der FSB".
Ein gemischtes Mini-Quartier soll entstehen
Mit ihren Holzfassaden, Balkonen und Solaranlagen auf dem Dach soll die neue Wohnanlage auch äußerlich etwas hermachen. Sie entsteht gleich neben zwei ebenfalls relativ neuen Wohnkomplexen für Flüchtlingsfamilien. Langfristig, so die Idee der Stadt, könnten die Bewohner gemeinsam mit den Flüchtlingen eine Art Mini-Quartiersgemeinschaft bilden und sich gegenseitig unterstützen.
Aus Flüchtlingunterkunft soll integratives Wohnprojekt werden
Nach etwa drei Jahren werde noch einmal geprüft, wie hoch der Bedarf an Flüchtlingswohnungen noch sei, sagt FSB-Geschäftsführerin Magdalena Szablewska. Perspektivisch wolle man dann das geplante integrative Projekt "Wohnen für Hilfe" umsetzen und die Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen an Senioren, Alleinerziehende und Studierende vermitteln.
Der erste Schwerlasttransport blieb stecken
Die Holzraummodule werden nun innerhalb von wenigen Tagen zusammengeschraubt. Das hätte eigentlich schon im vergangenen Spätherbst geschehen sollen. Doch dann blieb der erste Schwerlasttransport an einer Engstelle vor dem B31-Tunnel stecken - er war zu breit für die schmale Ausfahrt. Nun fahren die Lkw jeweils nachts über eine neue Route. Am Montag kamen die ersten auch tatsächlich im Stadtteil Littenweiler an.
So schnell der Bau vor Ort ging, so lange dauerte es, die Routen umzuplanen. Für die Strecke von Wangen im Allgäu nach Freiburg habe man mehr als 300 einzelne Behörden-Genehmigungen einholen müssen, stöhnt Stadtbau-Geschäftsführer Matthias Müller. Die Wartezeit habe man aber für Vorarbeiten auf der Baustelle nutzen können, sagt Müller, so dass der Zeitplan unterm Strich nun trotzdem eingehalten wird.
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