Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, kurz VSAN, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag - mit vielen Events, nicht nur am Gründungsort in Villingen.
Eigene Bräuche, alte Häser und Masken - und das seit einem ganzen Jahrhundert: Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) hat allen Grund zum Feiern. Der Narrenverband zelebriert sein 100-jähriges Bestehen. Zwischen dem Dreikönigstag und Aschermittwoch stehen viele Feste auf dem Programm, wie zum Beispiel das gemeinsame Treffen der Gründerzünfte in Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis), der Festakt in Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen) und das Große Narrentreffen in Weingarten (Landkreis Ravensburg).
Die Wiege der VSAN - Villingen feiert
Wegbereiter der VSAN war die Historische Narrozunft Villingen. Sie lud am 16. November 1924 Zunftvertreter aus 13 Orten aus Baden-Württemberg ein. Gemeinsam gründeten sie den länderübergreifenden "Gauverband badisch-württembergischer althistorischer Narrenzünfte", der schon kurz darauf in "Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte" umbenannt wurde. Am Gründungsort der VSAN, dem früheren Stiftskeller in Villingen, wird am 7. Januar eine Erinnerungstafel enthüllt. Am vergangenen Freitag wurde zudem im Villinger Münster ein großer Festgottesdienst mit Erzbischof Stephan Burger gefeiert.
Dem deutschen Michel das frohe Lachen wieder beizubringen, das war das Ziel der heutigen VSAN bei ihrer Gründung. Seit 1914 gab es keine große Fastnacht mehr. Mit dem Ersten Weltkrieg, der Spanischen Grippe und der Inflation waren es schwierige Jahre für die Menschen. Fastnacht war zu dieser Zeit sogar politisch verboten. Als es 1924 immer noch keine Fastnacht gab, haben sich eine Reihe von Narrenzünften zusammengeschlossen. "Sie gründeten 1924 in Villingen einen Interessenverband, der sich gegen die politische Unterdrückung der Fastnacht wehren sollte", erzählt Fastnachtsexperte und Volkskundler Werner Mezger.
Narren lehnen sich gegen politische Unterdrückung auf - mit Erfolg
Die VSAN wehrte sich erfolgreich gegen die politische Unterdrückung und ermöglichte wieder die Fastnacht im großen Stil. Den großen Boom erlebte die Fastnacht ab den 70er Jahren. Heute besteht die VSAN aus 68 Mitglieds- und acht Partnerzünften aus den Regierungsbezirken Freiburg, Tübingen, Stuttgart, in Bayerisch-Schwaben und in der deutschsprachigen Schweiz.
Weingarten wird schwäbisch-alemannische Narrenhochburg
Höhepunkte in diesem Jahr sind zwei große Narrensprünge. Am 20. Januar ziehen die Mitgliedszünfte der Landschaft "Oberschwaben-Allgäu" durch Weingarten (Kreis Ravensburg). Am 21. Januar sind es alle 68 Zünfte der VSAN, die zum Narrensprung nach Weingarten kommen. Dazu werden mehr als 10.000 Narren sowie Fanfarenzüge und Musikkapelle erwartet. Der SWR überträgt den großen Narrensprung am Sonntagnachmittag live im TV.
Vorfreudige Stimmung in Hechingen Fasnet hat begonnen: Häsabstauben, Einschellen und Narrenbaumsetzen an Dreikönig
Traditionell beginnt in den Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fasnet die närrische Zeit am 6. Januar. Dann heißt es wieder vom Neckar bis zum Bodensee: "´s goht dagaga!"
Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum in Weingarten
Den kulturellen Stellenwert der Fastnacht soll auch eine Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum der VSAN unterstreichen. Sie will die Geschichte des Verbandes und seiner Zünfte darstellen. Bilder, Filme und Ausstellungsstücke reichen zurück bis in die Anfangsjahre der VSAN. Zu sehen sein wird unter anderem ein Fastnachtskleid aus Inflationsgeld in den 1920er-Jahren. Die Ausstellung ist ab Anfang Januar drei Monate lang in Weingarten zu sehen. Sie wird danach auch noch in den Städten Singen, Rottenburg und Offenburg sein.
Kurze Fastnacht 2024
Der Narrenfahrplan ist in diesem Jahr sehr kompakt, die Fastnacht besonders kurz. Nach dem Beginn am Dreikönigstag stehen am kommenden Wochenende bereits erste Narrentreffen an. Die Hochtage finden zwischen dem Schmutzigen Donnerstag, am 8. Februar, und Aschermittwoch, am 14. Februar, statt. In der närrischen Zeit werden bis zu 70.000 aktive Narren auf den Straßen erwartet.
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