Der Rohbau des neuen Zentralklinikums im Kreis Lörrach ist fast fertig. Aber die Vorfreude ist getrübt: Die Kosten explodieren, die Eröffnung 2025 verzögert sich um sechs Monate.
Die ersten Schätzungen für das neue Zentralklinikum in Lörrach lagen bei 314 Millionen Euro. Inzwischen wird der Neubau fast 415 Millionen kosten. Also rund 100 Millionen Euro mehr und es ist zu befürchten, dass es noch teurer wird.
Warum steigen die Kosten beim Klinikneubau in Lörrach so extrem an?
Der Grund sind laut den Kliniken des Landkreises Lörrach die gestiegenen Baukosten und Lieferschwierigkeiten durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine. Damit habe ursprünglich niemand rechnen können. Laut Projektleiter Thorsten Stolpe war eine jährliche Baukostensteigerung von 3,5 Prozent eingerechnet worden. "Aber dass wir die so überschreiten, wie wir das heute tun, damit hat keiner gerechnet", sagt Thorsten Stolpe. Seit dem Projektstart im ersten Quartal 2019 seien die Baukosten um circa 32 Prozent gestiegen, allein im ersten Halbjahr diesen Jahres um 14,5 Prozent.
Derzeit verzögere sich die Fertigstellung zudem um ein halbes Jahr, sodass der Neubau erst Ende 2025 fertig wird. Das liegt laut Thorsten Stolpe daran, dass auch für Zulieferer die Preise unbeständig und die Risiken nicht kalkulierbar seien. Nur wenige Firmen könnten sich preislich über einen längeren Zeitraum binden. Nach dem Kurswechsel der Bundesregierung, setzt das Lörracher Zentralklinikum nun verstärkt auf erneuerbare statt auf fossile Energien.
Wie will der Kreis Lörrach die steigenden Kosten finanzieren?
Abgesichert sind bislang nur rund 360 von fast 415 Millionen Euro. Etwa die Hälfte der bisherigen Mehrkosten ist also noch nicht finanziert. Die Verantwortlichen im Landkreis Lörrach gehen davon aus, dass die Kosten weiter steigen werden.
Einsparungen sind laut Lörrachs Landrätin und Aufsichtsratsvorsitzende der Kliniken, Marion Dammann (parteilos), nur bedingt möglich. Alles was man jetzt noch einsparen könne, könnte später zu weniger Einnahmen führen oder die Versorgung der Patienten verschlechtern.
Der Kreis Lörrach bittet das Sozialministerium in Stuttgart um weitere Zuschüsse für den Klinikneubau. Erst im April hatte Sozialminister Manne Lucha (Bündnis 90/Die Grünen) den Förderbescheid über 191 Millionen Euro überreicht. Hilft das Land bei den steigenden Baukosten nicht aus, müssen die Kliniken einen weiteren Kredit aufnehmen. Dafür müsse der Landkreis Lörrach seine Bürgschaft anpassen.
Ist der Neubau der Lörracher Kreiskliniken jetzt in Gefahr?
Nein, sagen Projektleiter Thorsten Stolpe und Landrätin Marion Dammann. Für den Neubau des Zentralklinikums gebe es keine Alternative. Denn die bisherigen Klinikgebäude in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim (alle Landkreis Lörrach) seien sanierungsbedürftig, so die Landrätin weiter. "Es ist undenkbar, den Bau einfach einzustellen", sagt Thorsten Stolpe. Würde erst in ein paar Jahren weiter gebaut werden, würden die Kosten noch höher liegen.