Darüber spricht die Region

Wochenrückblick Stuttgart: Stau, Sau und Stadionumbau

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Fabian Ziehe
Fabian Ziehe

Keine Sau will nach Stuttgart? Stimmt nicht! Auch wenn die Anfahrt eine Tortur ist - außer man fährt Trecker. Und im Sommer? Kommen die Schlachtenbummler. Mehr im Wochenrückblick.

Hallo, ich bin Fabian Ziehe und Redakteur im SWR Studio Stuttgart. Ich möchte mit euch einen Blick auf die Themen werfen, die in dieser Woche aufgekommen sind und uns beschäftigt haben:

Streik, Stau, Protest - und die Immobilitäts-Metropole Stuttgart

Teilnehmende einer Selbsthilfegruppe sitzen in einem Stuhlkreis, man sieht nur die Stühle und Beine.
Willkommen in der Stuttgarter Pendler-Selbsthilfegruppe.

Lasst uns doch mal einen kleinen digitalen Pendler-Stuhlkreis einrichten, eine Mobilitäts-Selbsthilfegruppe. Der Tee dampft in der Tasse, die Taschentücher liegen bereit, die Leidensgenossen ringsum sind alle hinreichend gemustert: "Hallo, mein Name ist Fabian, ich bin Pendler. Und wer seid ihr?..."

Jetzt aber auch Himmelarschundzwirn - das war auch wieder eine Chaos-Woche! Nur kurz hüpfte unser pendelgepeinigtes Herz noch am Wochenende, als die Lokführergewerkschaft GDL gänzlich unverhofft ihren Streik vorzeitig beendete. Von Montag an verkehrten die Züge von und nach Stuttgart in die Region und weitere bundesweite Weiten wieder zumindest halbwegs nach Plan. Halbwegs.

"Lächle, denn es könnte schlimmer kommen", heißt es ja. Und so lächelten wir. Und es kam schlimmer. Sogar knüppeldick - und das (kaum tröstlich) ganz ohne die sonst üblichen S-Bahn-Chaostage, Digitaler-Knoten-Stuttgart-Verwicklungen und Zugpersonal-Engpässe. Denn es folgte eben das hier:

Die Bäuerinnen und Bauern fielen in Stuttgart ein. Uralte Altwürttemberger fühlten sich an den "Armen Konrad" von 1514 erinnert: In einer großen Sternfahrt kamen sie am Dienstag aus dem ganzen Land gefahren, um auf dem Cannstatter Wasen zu demonstrieren. Die Polizei hatte inständig davor und währenddessen gewarnt, mit dem Auto im Großraum Stuttgart rumzugurken: lieber daheim bleiben oder den ÖPNV nutzen! Dennoch kollabierte erwartungsgemäß der Verkehr in und um Stuttgart - und wir genervten Pendler durften uns an ohrenbetäubenden Variationen von Trecker-Hupen erfreuen. Trööööööt!

Stuttgart

Das war der Liveticker zur Demo in Stuttgart ++ Bauernprotest auf dem Cannstatter Wasen beendet ++ Traktor-Konvois rollen heim ++

Heute haben erneut Bauern in Stuttgart protestiert: Rund 1.000 Traktoren kamen auf den Cannstatter Wasen. Es gab Staus und Sperrungen. Alles zur Demo im Liveticker.

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Am Donnerstag streikte dann das Sicherheitspersonal am Flughafen Stuttgart. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte bundesweit zu einem ganztägigen Warnstreik an elf Flughäfen aufgerufen. Und nun schaute der Fern-Pendler in die Röhre, auf dem Filder-Airport ging nichts mehr. Und da das wohl noch immer nicht reichte, legte am Freitag dann der ÖPNV in der Region Stuttgart mit einem Warnstreik nach - und die Immobilitäts-Region Stuttgart war für diese Woche mal wieder perfekt!

Kaum verwundert da eine Studie des ADAC: Unter 15 untersuchten Großstädten in Deutschland landet die Landeshauptstadt auf einem desaströsen Platz 13. Was den Schwaben darüber hinaus schmerzt: Ausgerechnet die Sachsen-Metropole Dresden ist hingegen tiptop - ei verbibbsch! Was die Mobilitätsgeplagten an Stuttgart bemängeln, ist wohlbekannt: Staus, Baustellen, unzuverlässige Bahnen, nervige E-Scooter auf Fahrradwegen... immerhin: Die Fußgänger in Stuttgart sind halbwegs zufrieden.

Über das vorzeitige Ende des GDL-Streiks berichtete SWR1 am 28.1.2024, über den Bauernprotest berichtete der SWR am 30.1.2024, der Ausstand am Flughafen Stuttgart war bereits am 30.1.2024 Thema bei SWR1, der ÖPNV-Warnstreik und die ADAC-Studie meldete SWR4 am 30.1.2024.

Von wegen keine Sau will nach Stuttgart: Tiere im urbanen Raum

Zufriedene Fußgänger? In einem ganz bestimmten Fall muss da ein großes Fragezeichen gesetzt werden: Am Samstagnachmittag hatte ein Wildschwein am helllichten Tag in Stuttgart-Süd einen 77-jährigen Mann an einer Tankstelle angegriffen und durch Bisse erheblich verletzt. Erschreckend, zumal das Wildschwein für seine Missetaten nicht in Regress genommen werden konnte: Es entfleuchte und tauchte auch trotz "intensiver Fahndung" nicht erneut auf. Sauerei!

Stuttgart

Wie der Stadtjäger sich den Angriff erklärt Wildschwein-Attacke in Stuttgart: Mann durch Bisse verletzt

Ein älterer Mann musste am Samstagnachmittag im Krankenhaus behandelt werden, nachdem ihn ein Wildschwein angegriffen hatte. Das Ganze passierte im Stuttgarter Stadtgebiet am helllichten Tag.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Immerhin wurde durch diese Geschichte der geneigte Defätist widerlegt, der angesichts der Stuttgarter Mobilitätskrise erklärt hatte, dass "keine Sau mehr nach Stuttgart will". Umgekehrt ist es richtig: Der urbane Raum lockt verstärkt Wildtiere an - manche verirren sich, andere suchen gezielt die Nähe der Menschen, weil sie dort reichlich Nahrung finden, wie Stuttgarts Stadtjäger Christian Schwenk dem SWR erklärte. Wenn es sich bei dem Wildschwein um einen Eber mit Hauern handele, der den Menschen in Beinhöhe attackiert, könne es übrigens schnell lebensgefährlich werden.

Was also tun, wenn einem ein Wildschwein auf der Trottoir begegnet? Christian Schwenk hat da ein paar praktische Tipps:

Stadtjäger wie Christian Schwenk jagen übrigens auch invasive Tierarten, also Tiere, die hier nicht in unser Ökosystem hingehören, erst recht nicht in die Ortschaften und Städte. Damit ist nicht die vermeintliche Löwin gemeint, die im Sommerloch 2023 im brandenburgischen Kleinmachnow gesehen worden sein will. Nein, es geht etwa um Waschbären und Nilgänse. Letztere sind nicht nur bekannt aus dem Schlossgarten Stuttgart, sondern auch durch das Nilgans-Gate, das vergangenen Sommer für Aufsehen in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) und dem dortigen Erlebnisbad F3 gesorgt hatte.

Fellbach

Selbstanzeige wegen Tierquälerei Aktionen gegen Nilgänse: Chef von Freibad in Fellbach entlassen

Das Erlebnisbad F3 hat sich von seinem Geschäftsführer getrennt. Anlass ist sein Vorgehen gegen Nilgänse. Er verteidigt sich: Er habe im Affekt gehandelt.

Auch einige weitere Städte in der Region haben wieder Stadtjäger, Schorndorf im Rems-Murr-Kreis etwa - und nun auch Ludwigsburg: Kurz vor Weihnachten noch hatte die dortige Stadtverwaltung informiert, dass nun ein Weidmann zwischen Favoritepark, Residenzschloss und barockem Marktplatz patrouilliert. Wenn es die "Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung" und die "Abwehr von Gefahren durch Tierseuchen" erfordert, so die Stadt, wird dort nun auch Schrot fliegen. Bezahlen muss den Einsatz des Weidmanns übrigens, wer ihn ruft - also wem das jeweilige Grundstück gehört, das vom Waschbär heimgesucht wird. Na, Waidmannsdank aber auch!

Damit Wildtiere wie Füchse, Wildschweine oder Waschbären nicht noch häufiger in Wohngebiete eindringen, kann übrigens jeder etwas tun. Die Tiere sollten nicht gefüttert werden, Essensreste gehören zudem nicht auf den Kompost. Und die Mülltonnen vor dem Haus sollten immer geschlossen sein.

Über das Wildschwein berichtete SWR4 am 29.1.2024, der Stadtjäger in Ludwigsburg war Thema am 20.12.2023.

König Fußball voraus: Stuttgart macht sich fit für die EM

Das Logo der Host City Stuttgart für die Fußball-Europameisterschaft "UEFA EURO 2024" prangte bereits auf dem Riesenrad auf dem Schlossplatz.
Das Logo der Host City Stuttgart für die Fußball-Europameisterschaft "UEFA EURO 2024" prangte bereits auf dem Riesenrad auf dem Schlossplatz.

"Hupt der Trekker im Neckartal, gibt's im Sommer Fußball total." Eine neue Bauernregel speziell für die Schwaben-Metropole - und sie wird sich bewahrheiten, ganz sicher! Längst laufen am Austragungsort Stuttgart die Vorbereitungen zur Fußball-Europameisterschaft 2024, ganz offiziell "UEFA EURO 2024" genannt. Bitte alles in Großbuchstaben schreiben, es geht um König Fußball, da wird geklotzt!

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Stadionumbau kostet Stadt Stuttgart weitere 20 Millionen Euro

Der Umbau des Stuttgarter Stadions droht, nicht rechtzeitig bis zur Fußball-Europameisterschaft im Sommer abgeschlossen zu sein. Eine neue Geldspritze soll helfen.

Und wir lassen uns das was kosten, ja, sogar noch mehr kosten. Die Stadt Stuttgart wird weitere 20 Millionen Euro investieren, um die MHP Arena (aus Urzeiten noch bekannt als "Neckarstadion") rechtzeitig zur EM 2024 in Deutschland im Sommer fertigzustellen. Ursprünglich waren mal 100 Millionen Euro für den Stadionumbau vorgesehen. Aber schon im März 2023 war es wahrscheinlich, dass es eher 130 Millionen Euro werden.

Auch der Bahnhof Bad Cannstatt ist seit Monaten ein Baustellen-Slalomparcours für alle Pendler: Schick soll das Entree für alle EM-Gäste werden, die bei den vier Vorrundenspielen und einem Viertelfinale nach Stuttgart schlachtenbummeln wollen. Für 5,3 Millionen Euro wird dort der Bahnhofsplatz umgestaltet - irgendwann im späteren Frühjahr will man fertig sein. Für rund 2,5 Millionen Euro wird zudem aktuell die Unterführung im Bahnhof saniert.

Aber es soll ja ein Sommermärchen 2.0 werden - und Stuttgart will da seinen Teil beitragen oder Anteil abhaben, wie man's nimmt. "Stuttgart - Die ganze Stadt ein Stadion" titelt die Stuttgarter Veranstaltungs-Gesellschaft in.Stuttgart auf ihrer eigens für das Event eingerichteten Homepage. Der Stuttgarter Kessel als Arena, ein schönes Bild - mag der eigentliche Wetz auch in der vorgelagerten Neckarwanne stattfinden. Aber seien wir da mal nicht so päp.

Freut ihr euch schon auf die UEFA EURO 2024 in Stuttgart?

In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, wie ihr zum Lokführer-Streik der GDL steht. Die Mehrheit (35,1 Prozent) gab an: "Der Streik trifft die Falschen. Können die sich nicht endlich mal einigen?"

Über die Kostensteigerungen beim Stadion in Stuttgart berichtete SWR4 am 31.01.2024.

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