Apokalyptische Stimmung, Blutregen und Wärme ohne Sonnenschein - woher kommt der Saharastaub und hat er mit dem Klimawandel zu tun? Das ist ein Thema im Wochenrückblick für Stuttgart.
Hallo, ich bin Philipp Pfäfflin und Redakteur im SWR Studio Stuttgart. Im Wochenrückblick geht es um diese Themen:
- Was hat es mit dem Saharastaub auf sich?
- Warum so ein Aufsehen um die Kifferei?
- Geldstrafe für Zirkus und weitere meist geklickte Artikel
Was hat es mit dem Saharastaub auf sich?
Diese Stimmung Anfang der Woche war spooky: Es war warm und trotzdem keine Sonne zu sehen. Ich hatte das Gefühl, dass gleich ein Starkregen kommen würde, vielleicht auch ein Gewitter. Klar, ich wusste, es war Saharastaub. Aber gab es den eigentlich schon immer bei uns?
Oder ist das ein neues Wetterphänomen? Eines das möglicherweise zunimmt? So wie die Verlangsamung des Jetstreams, die milderen Winter, das Zunehmen der Wetterextreme? Sprich: Ist der Saharastaub Folge des Klimawandels? Fragen, die mich diese Woche beschäftigt haben und die ich SWR-Wetterexperte Hartmut Mühlbauer gestellt habe.
Ist Saharastaub ein neues Phänomen?
Hartmut Mühlbauer: Nein, ist es nicht. Saharastaub ist so alt wie das Wetter. Das zeigt sich auch, wenn man Böden untersucht. Da gibt es sehr alte Ablagerungen. Es hängt von der Wetterlage ab: Es braucht erstens eine sehr starke Südströmung und zweitens muss der Sand und Staub zum Beispiel in Marokko, Algerien oder Libyen aufgewirbelt werden. Denn sonst würde nur warme Luft kommen.
SWR NEWSZONE hat das Wetterphänomen Saharastaub so erklärt:
Gibt es Saharastaub nur bei uns in Mitteleuropa?
Hartmut Mühlbauer: Saharastaub wird in alle Richtungen verblasen. Zum Beispiel auf die Kanaren. Dann ist dort der Himmel vom vielen Sand und Staub stark getrübt. Viel häufiger als uns in Mitteleuropa erreicht Saharastaub übrigens Südamerika. Die Fruchtbarkeit des Regenwaldes hängt auch mit dem dorthin geblasenen Saharastaub zusammen. Viel Saharastaub geht auch über den Alpen nieder. Das sieht man an rötlich gefärbten Gletschern oder Schneefeldern. Auch über Dänemark ist schon Saharastaub runtergekommen, aber selten noch nördlicher.
In welcher Höhe ist der Saharastaub unterwegs?
Hartmut Mühlbauer: In sechs bis acht Kilometern mindestens, oft in zehn Kilometer Höhe. Dort sind die Starkwindbänder mit Geschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde und mehr. Natürlich werden nur die kleineren Teile transportiert. Die schwereren fallen oft schon früher raus.
Werden wir in Zukunft häufiger Saharastaub bekommen?
Hartmut Mühlbauer: Saharastaub kommt nicht unbedingt häufiger zu uns. Aber die Menge des Staubs nimmt wohl zu, weil durch die Klimaerwärmung die Intensität der Tiefdruckgebiete zunimmt. Dazu kommt, dass sich die Wüsten ausbreiten. Und je größer die Wüsten - insbesondere die Wüstenrandgebiete - umso mehr Saharastaub kann aufgewirbelt werden.
Wann tritt bei uns Saharastaub besonders häufig auf?
Hartmut Mühlbauer: Vor allem im Frühjahr, aber auch schon im Spätherbst und im Winterhalbjahr über. Im Sommer eher selten, weil es da keine Tiefs über der Sahara gibt. Es geht meist mit wenig Staub in der Luft los, dann nimmt die Konzentration zu und ballt sich zu Wolken, bis es wieder nachlässt. Wenn ein Tief Regen bringt, entsteht der typische, sandige "Blutregen", der sich auf Gegenständen und auf der Erde niederschlägt. Die Luft wird dann gereinigt.
Über die Auswirkungen von Saharastaub hat SWR4 am 9. April 2024 berichtet.
Warum so ein Aufsehen ums Kiffen? Was ist an Mythen rund ums Cannabis dran?
Kiffen ist jetzt legal. Zumindest teillegal. Vergangene Woche schien es kein wichtigeres Thema zu geben. Ich frage mich warum. Waren wir etwa alle verhinderte Kifferinnen und Kiffer? Nur weil es verboten war und Strafen drohten?
Mein Eindruck: Wenn ich in Stuttgart oder anderen Städten unterwegs bin, dann riecht es jetzt (noch) öfter süßlich nach Gras. Aber für die meisten Leute hat sich kaum etwas geändert. Und mal ehrlich: Es gibt auch künftig viele Ausnahmen: Selbst in Raucher-Kneipen und auf dem Frühlingsfest heißt es - so zumindest unsere Recherche: " Kiffen, nein danke!"
Ein weiterer Eindruck: Viele haben nur ein Halbwissen, teils auch Vorurteile oder Bedenken. Eine junge Frau sagte uns zum Beispiel, sie habe große Angst, dass sie von Cannabis abhängig werden könnte, wenn jemand neben ihr einen Joint rauche. Was ist da dran? Das wollte ich von Matthias Liegl wissen. Er ist Suchttherapeut in Bietigheim-Bissingen und arbeitet für den Ludwigsburger Kreisdiakonieverband.
Seine Antwort: "Abhängig werden ist zu viel gesagt. Aber Passivrauchen ist ein Problem." Sein Appell: Wer selbst nicht den Qualm von Joints einatmen will, soll das ansprechen. Und wenn das nichts bringt, auf Abstand gehen.
"Die Zahl der Cannabis-Konsumenten steigt", sagt Suchttherapeut Liegl. Damit meint er nicht die kurze Zeit seit der Teillegalisierung Anfang April, sondern einen allgemeinen Trend. Vor allem junge Leute seien betroffen, viele würden Cannabis polyvalent konsumieren, das heißt, zusammen mit anderen Drogen oder auch Medikamenten.
Er freut sich, dass durch die Cannabis-Debatte viele Schulen nach Präventionsangeboten fragten und so seine Kolleginnen und Kollegen viel Aufklärung betreiben können. Andererseits seien die finanziellen Mittel nicht aufgestockt worden. Er fragt sich, wie sie auf Dauer mehr Beratung mit gleich viel Geld leisten können sollen.
Ein älterer Mann sagte vor ein paar Tagen in einem SWR-Interview, er sei strikt gegen Drogen und deswegen auch gegen Cannabis. Dass er raucht und Alkohol trinkt, scheint er nicht als Widerspruch zu sehen. Anders Suchttherapeut Liegl. Er warnt davor, wenn zwischen legalen und (bislang) illegalen Drogen unterschieden werde. "Drogen sind Drogen. Alle können abhängig machen und zu massiven Gesundheitsproblemen führen."
Und dass beispielsweise Bier als bayerisches Grundnahrungsmittel angesehen werde, empört ihn: "Das ist eine Bagatellisierung. Die meisten Menschen, die zu uns in die Suchtberatung nach Bietigheim-Bissingen kommen, haben kein Problem mit harten, illegalen Drogen, sondern mit Alkohol."
Selbsthilfegruppe im Zollernalbkreis: "Drogenkonsum wird steigen" Neues Cannabis-Gesetz macht Eltern süchtiger Kinder Angst
Ab dieser Woche dürfen Erwachsene in Deutschland legal Joints rauchen und Cannabis für den Eigenbedarf anbauen. Eltern suchtkranker Kinder macht die Cannabis-Legalisierung Angst.
Kiffen ist jetzt unter bestimmten Bedingungen legal. Doch Suchttherapeut Liegl warnt vor möglicher Abhängigkeit, der Gefahr von Psychosen, Konzentrationsschwierigkeiten und Antriebslosigkeit. "Man weiß heute einfach, dass die Hirnentwicklung bis zum 25. Lebensjahr stark labil ist. Der Konsum von Drogen - und da gehört auch Cannabis dazu - kann zu bleibenden Schäden führen."
Die Abstimmung ist bereits beendet.
Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.
In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, ob ihr schon mal Discgolf gespielt habt. Die Mehrheit (67,2 Prozent) antwortete: "Disco-was...? Hab' ich noch nie gehört."
Über die Teillegalisierung von Cannabis hat SWR Aktuell am 6. April 2024 berichtet.
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