Die Wasenboje als "Safer Space", als sicherer Ort für Frauen und Mädchen, ist neu auf dem Volksfest. Die Nachfrage ist höher als erwartet. Weshalb kamen Frauen auf dem Wasen bislang zur Anlaufstelle?
Der neue Schutzraum für Frauen beim Cannstatter Volksfest wird angenommen, Die Anzahl von Anfragen an die Wasenboje liegt bislang im zweistelligen Bereich - und damit höher, als das Team erwartet hätte. Das sagte Ann-Kathrin Schnelle von der Abteilung für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart dem SWR.
Die Wasenboje ist ein sicherer Ort, ein "Safer Space" für Frauen und Mädchen. Der blaue Container mit grünen Logos steht am Eingang zum Festgelände nahe der Wasenwache und ist eine Neuheit auf dem Cannstatter Wasen.
In dieser Reportage geht es unter anderem um die Wasenboje:
Stillen, Tampons, Begleitung zur Bahn
Ann-Kathrin Schnelle beschreibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Frauen in den vergangenen Tagen zur Wasenboje gekommen sind: Manche hätten den Ort zum Stillen oder Wickeln genutzt. Andere seien erleichtert gewesen, dass es in der Boje Tampons und Binden gibt, wenn die Periode unerwartet kam.
"Eine ältere Frau bat darum, ob sie jemand zur Bahn begleiten kann", berichtet Schnelle. Außerdem nutzten Frauengruppen die Boje als sicheren Treffpunkt, für den Fall, dass sie sich verlieren.
Wasenboje organisiert Notunterkunft
"Es gab auch Notfälle, bei denen wir uns fragen: Was wäre passiert, wenn wir nicht gewesen wären?", sagt Schnelle. Manche Frauen seien zur Boje gekommen, weil sie zu viel getrunken hatten und nicht mehr wussten, wie sie sicher nach Hause kommen - gerade dann, wenn alle ihre Wertsachen weg waren. "Viele Wasen-Besucherinnen kommen von weiter weg", erklärt Schnelle. Und manchen Frauen und Mädchen sei es unangenehm, die eigenen Eltern wegen Hilfe zu kontaktieren, wenn Alkohol im Spiel ist.
Für eine Frau hat die Wasenboje laut Schnelle eine Notunterkunft für die Nacht organisiert. Schnelle sind keine Fälle bekannt, in denen Frauen nach dem Besuch der Wasenboje eine Anzeige bei der Polizei erstatteten - etwa wegen sexueller Belästigung.
Team prüft verlängerte Öffnungszeiten
Ann-Kathrin Schnelle betont auch die gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Mobilen Jugendarbeit. In manchen Fällen habe das DRK Frauen zur Boje gebracht, wenn die medizinische Betreuung zwar abgeschlossen war, aber die Frauen noch darüber hinaus Hilfe brauchten.
Bei einer Sicherheitskonferenz von Polizei und anderen Akteuren am Montag auf dem Wasen sei bereits der Wunsch aufgekommen, dass die Wasenboje ihre Öffnungszeiten verlängert. Denn gerade nach Wasenschluss werde häufig Hilfe benötigt. "Das prüfen wir jetzt, zumindest für die Wochenenden", sagt Ann-Kathrin Schnelle.
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