Bei der S-Bahn Stuttgart läuft es nicht rund - und dann kommen auch noch Sperrungen dazu. Wie geht der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart mit dem Chaos um?
Am Mittwoch tagte der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart. Bei der Sitzung ging es um die Qualität der S-Bahn, das geplante digitale Stellwerk sowie die Sperrungen auf der Stammstrecke.
"Dass es im Moment überhaupt nicht rund läuft bei der S-Bahn, hat verschiedene Ursachen", sagte der Verbandsvorsitzende Thomas Bopp. Dies sei dem Fahrgast aber egal. "Der will, dass wir fahren und dass wir pünktlich fahren. Wir als Aufgabenträger müssen also die Ursachen haarklein analysieren."
Wie umgehen mit den Sperrungen für die Digitalisierung?
Die Nachricht der Deutschen Bahn, dass ab dem 21. April Streckensperrungen kommen, weil für die Digitalisierung des Hauptbahnhofs unter anderem Kabel verlegt werden müssen, kam am Freitag wie aus heiterem Himmel. Die Kabel werden erst rund um Bad Cannstatt und Waiblingen verlegt, dann im Herbst in Richtung Stuttgart-Vaihingen, Flughafen und Böblingen.
Ein Ersatzverkehrskonzept für die Streckensperrungen aufgrund der Digitalisierung sei so schnell sicherlich nicht hinzubekommen, sagte Bopp dem SWR. Der Verband sei geschockt gewesen, zumal es gerade zwei Wochen zuvor noch eine Fahrplankonferenz gegeben hatte.
Zusammen mit Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) habe er einen Brief an den Infrastruktur-Vorstand der Bahn geschrieben. "Die Bahn muss jetzt das Ersatzkonzept bringen. Und wir brauchen so schnell wie möglich Klarheit", so Bopp. Auch für den finanziellen Ausgleich für die Pendlerinnen und Pendler müsse die Bahn jetzt schnell Lösungen entwickeln.
Stammstreckensperrung 2023 ohne Umleitung auf Panoramastrecke
Auch die Stammstrecke werde im Sommer wieder gesperrt. Das Ersatzverkehrskonzept der letzten zwei Jahre habe hier eigentlich schon ganz gut funktioniert, meint Bopp gegenüber dem SWR. Allerdings habe die Panoramastrecke bei den Zügen zu einem zu hohen Verschleiß geführt, der jetzt noch nachwirke. "Viele Fahrzeuge sind noch nicht wieder einsatzfähig, weil wir die neuen Räder noch nicht geliefert bekommen haben." Deswegen werde es diesen Sommer keine Umleitung über die Panoramastrecke geben.
Alstom-Vertreter entschuldigt sich
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung des Verkehrsauschusses ist die Qualität der S-Bahn-Züge. Alle Pendlerinnen und Pendler sind seit langem davon genervt - und letztens machte sogar ein S-Bahn-Fahrer seinem Ärger öffentlich per Durchsage Luft. Ein Vertreter des Fahrzeug-Herstellers Alstom entschuldigte sich im Verkehrsausschuss für die fortdauernden S-Bahn-Probleme und auch die schlechte Lieferbarkeit neuer Züge. Durch technische Schwierigkeiten sei die Verfügbarkeit von Zügen nicht wie alle - auch das Unternehmen selbst - es erwartet habe. "Das bedauern wir sehr. Wir entschuldigen uns bei der S-Bahn Stuttgart, beim Verband Region Stuttgart und bei den Fahrgästen, denen wir einiges zugemutet haben in den vergangenen Wochen und Monaten", so der Vertreter.
Ausschussmitglied Michael Lateier (Grüne) begrüßte die Entschuldigung, sagte aber, dass für ihn nicht nachvollziehbar sei, dass Fahrzeuge ausgeliefert werden, die nicht einsatzfähig sind. "Es gibt ständig zusätzliche Baustellen", schimpfte Lateier, und besonders ärgerlich sei, dass sie so kurzfristig kämen und mitgeteilt werden: "Das ist mehr als Missmanagement, das ist fahrlässig!" Thomas Leipnitz (SPD) ergänzte: "Es könnte so schön sein: Wir stehen kurz vor einer Zeitenwende, wenn bald das Deutschland-Ticket kommt. Aber das gilt offenbar nicht für die Region Stuttgart."
Forderung: Verband sollte ab Mai kein Geld an DB Regio zahlen
Völlig unverständlich ist für Helmut Noé (CDU), wie die S-Bahn Stuttgart mit den Kundinnen und Kunden umgehe. "In der privaten Wirtschaft wäre so ein Unternehmen insolvent", sagte er. Und der Umgang der Deutschen Bahn mit den Sperrungen sei "laienhaft". Deshalb fordert er, der Verband Region Stuttgart solle ab Mai kein Geld mehr an die DB Regio zahlen. Fahrgäste sollten kein Geld für das 49-Euro-Ticket zahlen müssen.
Für alle Fragen rund um die Stammstreckensperrung hat die Deutsche Bahn eine Internet-Seite eingerichtet. Unter www.stammstrecke.info finden sich ab sofort Informationen dazu.
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