Der Alpensteinbock war fast ausgestorben. Doch Zoos in Europa haben die Population wieder aufgebaut. Nun hat die Stuttgarter Wilhelma Tiere ausgewildert - per Hubschrauber.
Elf Alpensteinböcke aus europäischen Zoos sind Anfang Juli in den Zentralalpen Österreichs ausgewildert worden. Darunter waren auch zwei Steingeißen aus der Wilhelma in Stuttgart, teilte der zoologisch-botanische Garten in Stuttgart mit. Mit einem Hubschrauber wurden die Tiere ins Gebirge gebracht. Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts der Alpensteinbock fast ausgerottet war, soll die Auswilderung helfen, den Bestand wieder zu vergrößern, so die Wilhelma gegenüber dem SWR.
Auswilderung oberhalb der Baumgrenze per Hubschrauber
"Unsere Steinböcke wurden hier erst mal in Quarantäne gebracht", erklärt Thomas Kölpin, Direktor der Wilhelma in Stuttgart. Da hätte es auch mehrere Gesundheitsuntersuchungen gegeben, "um zu überprüfen, ob die Tiere auch fit für die Natur sind". Danach wurden die zwei Tiere in Kisten verladen und in den Hohen Tauern nach Österreich gefahren. Dort kamen noch neun Steinböcke aus anderen europäischen Zoos dazu.
Dort habe dann der aufwendigste Teil begonnen, sagt Kölpin. "Der Lebensraum vom Steinbock ist oberhalb der Baumgrenze. Da kommen die Tiere aber alleine nicht hin." Oberhalb der Baumgrenze gibt es wiederum aber keine Straßen. "Deswegen geht das nur mit dem Helikopter", erklärt Kölpin.
Ausgewilderte Tiere leben sich in Natur ein
Wie reagieren ein Steinböcke, wenn sie mitten in den österreichischen Alpen von einem Hubschrauber abgesetzt und freigelassen werden? "Die versuchen erst mal, vom Menschen wegzukommen." Denn auch im Zoo werde darauf geachtet, dass die Tiere sich nicht zu sehr an den Menschen gewöhnen. "Die gehen dann in die Natur wieder raus. Das ist das höchste aller Gefühle", freut sich der Wilhelma-Direktor.
Alpensteinbock war fast ausgestorben
Wer regelmäßig in den Alpen wandert und hier und da mal einen Steinbock sieht, kommt vielleicht nicht auf den Gedanken, dass es die Tiere fast nicht mehr gegeben hätte. "Anfang des 20. Jahrhunderts war die Population fast komplett ausgestorben", erzählt Kölpin. Die letzten verbliebenen Alpensteinböcke hätten dann in einem italienischen Nationalpark gelebt. Daraufhin seien die restlichen Tiere in verschiedene europäische Zoos verteilt worden, um die Population wieder aufzubauen und sie dann wieder ansiedeln zu können. "Es ist tatsächlich so: Alle heutigen Alpensteinböcke stammen von diesen Tieren aus dem italienischen Nationalpark ab", sagt Kölpin.
"Italo-Schwaben" in Österreich
Die zwei Steinböcke aus der Wilhelma sind also "Italo-Schwaben", die jetzt in Österreich ein neues zu Hause finden sollen. Noch immer müssen nämlich Steinböcke neu angesiedelt werden. "Auch jetzt gibt es Regionen, wo der Steinbock eigentlich heimisch ist und wo er aber nicht von alleine wieder hinkommt." Das seien die Gebiete oberhalb der Baumgrenze. "Außerdem gibt es viel Renaturierung. Also Gebiete, die der Mensch der Natur zurückgibt. Auch da muss der Steinbock erst wieder angesiedelt werden." Das können auch frühere Ski-Gebiete sein, die nicht mehr benutzt werden.
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