Wahlberechtigte in Deutschland können seit Samstag ihre Stimme für die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei abgeben. Der Andrang in Stuttgart und Karlsruhe war groß.
Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt können seit Samstag türkische Wählerinnen und Wähler in Deutschland ihre Stimme abgeben. In Stuttgart-Zuffenhausen hatte sich schon am Morgen eine 1,5 Kilometer lange Schlange mit Hunderten Menschen gebildet. Auch in Karlsruhe war der Andrang am frühen Morgen groß. Wählerinnen und Wähler vor Ort berichteten von Wartezeiten bis zu drei Stunden.
Friedliche Stimmung bei den Wählern
Bis zum 24. Mai sind in ganz Deutschland 1,5 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme entweder dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oder dem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu zu geben. Seit Samstagmorgen haben die Wahllokale in Stuttgart und in Karlsruhe geöffnet - der Andrang ist groß. Einige waren schon um 8 Uhr - also eine Stunde vor Öffnung der Türen - gekommen. Bis 22 Uhr konnte man sein Votum abgeben. Laut Polizei war die Stimmung in Stuttgart am Samstagmorgen friedlich, es gab keine Zwischenfälle.
Lange Schlangen vor Wahllokal auch in Karlsruhe
Beim Wahllokal im türkischen Generalkonsulat in Karlsruhe bildeten sich am Samstagnachmittag wieder lange Schlangen. Zwischenzeitlich sei der Andrang nach Angaben von Verantwortlichen vor Ort wieder etwas weniger geworden. Ein Wähler sagte gegenüber dem SWR, er sei am Samstagmorgen schonmal gekommen, um seine Stimme abzugeben. Es sei aber sehr voll gewesen, weswegen er am Nachmittag erneut zum Wahllokal kam.
Erdogan oder Kilicdaroglu?
Eine Wählerin sagte dem SWR, sie stehe in Stuttgart schon seit gut zweieinhalb Stunden in der Schlange. Mit so vielen Menschen habe sie nicht gerechnet. Den großen Andrang erklärt sie sich damit, dass jetzt nur noch zwei Kandidaten übrig sind und nun sei es ein direkter Konkurrenzkampf. Zudem sagte sie, dass die Wählerinnen und Wähler beider Seiten jeweils zeigen wollten, dass sie da sind. Sie sehe sich als schwäbische Türkin und wolle sich mit ihrer Stimmabgabe für Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen und daher für Kemal Kilicdaroglu stimmen.
Ein anderer befragter Wähler wünscht sich Freiheit und vor allem, dass die Wirtschaft in der Türkei besser läuft. Er sprach sich dafür aus, dass nicht die konservativen, sondern die "modernen" gewinnen. Ein anderer Mann sagt, Präsident Erdogan habe viel Gutes getan und nun könne man nicht die Dinge, die seit vielen Jahren aufgebaut wurden, wieder zerstören. Ein weiterer Wähler glaubt, dass die Türkei mit den Konservativen mehr Potential habe. Bei der ersten Wahlrunde haben im Stuttgarter Wahllokal fast 70 Prozent für die AKP-Regierung Erdogans gestimmt.
Erdogan gilt als Favorit
Für die Türkei ist es die erste Stichwahl über die Präsidentschaft in ihrer Geschichte. Abstimmen können laut türkischer Botschaft diejenigen, die sich auch schon bei der ersten Wahlrunde registriert haben. Der amtierende Präsident Erdogan hatte in der ersten Runde am 14. Mai die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Er gilt bei der Stichwahl im Inland wie im Ausland als Favorit. In Deutschland leben die meisten türkischen Auslandswähler. In Baden-Württemberg sind es laut Statistischem Landesamt etwa 246.185 wahlberechtigte Türken und Türkinnen.
In der Türkei wird die Möglichkeit der Wahl an der Urne im Ausland immer wieder kritisiert, besonders von Oppositionellen. Bei den Wahlen 2018 schnitt Erdogan mit rund 65 Prozent in der Bundesrepublik deutlich besser ab als im Gesamtergebnis (rund 53 Prozent).
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