In Stuttgart demonstrierten Hunderte für das von der Hamas angegriffene Israel. Nicht weit entfernt gingen Sympathisanten der Palästinenser für ihre Sicht auf die Straße.
Am Montagabend hat eine große Solidaritätskundgebung für Israel auf dem Marktplatz in Stuttgart stattgefunden. SWR-Reporterinnen und -Reporter vor Ort berichteten von zunächst etwa 500 Demonstrierenden. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) und Verbände wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Region Stuttgart haben die Kundgebung organisiert. Es wurde appelliert, dass antisemitische Aussagen bei der Demonstration keinen Platzen haben.
Breite Unterstützung für Israel
Vor Ort waren auch viele Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kultur. Dazu gehörten die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne), der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel und der Stuttgarter Rabbiner Jehuda Pushkin. Anwesend waren auch Kirchenvertreter: der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sowie der evangelische Stadtdekan Sören Schwesig. Auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) sprach bei der Kundgebung.
Landtagspräsidentin Aras zeigte sich entsetzt von der Grausamkeit der palästinensischen Terrorgruppe Hamas. Das Land Baden-Württemberg stehe fest an Israels Seite. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Hagel, sagte auf der Kundgebung, dass die deutsche Geschichte dazu verpflichte, Jüdinnen und Juden zu schützen. Antisemitismus sei immer Menschenverachtung, so Hagel.
In der Region solidarisierte sich unter anderem der Kreis Ludwigsburg mit Israel. Landrat Dietmar Allgaier (CDU) verwies auf die Partnerregion Oberes Galiläa und bekräftigte das Recht des Staates Israel auf Selbstverteidigung.
Auch Palästinenser demonstrieren in Stuttgart - Sicherheitsvorkehrungen verstärkt
In der Stuttgarter Innenstadt demonstrierten am Montagabend auch circa 150 Unterstützende der Palästinenserinnen und Palästinenser. Diese trafen sich auf dem Rotebühlplatz - wenige hundert Meter vom Marktplatz entfernt. Gegen 18 Uhr zog eine Gruppe aus mehrheitlich jungen Männern durch die Stuttgarter Königsstraße. Dabei trugen sie Palästina-Fahnen bei sich und skandierten laut Pro-Palästina-Parolen. Die Kernbotschaft war hier, auf die Menschen im Gazastreifen aufmerksam zu machen, die unter den israelischen Angriffen leiden würden.
Die Polizei hatte die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, während der Kundgebungen blieb es aber ruhig. "Unser polizeiliches Ziel bestand heute darin, ein Aufeinandertreffen rivalisierender Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu verhindern. Auch wenn die Lage kurzzeitig emotional war, ist uns dies vollumfänglich gelungen", so der Pressesprecher der Stuttgarter Polizei, Timo Brenner. Im Rahmen der Versammlung am Rotebühlplatz überprüft die Polizei die Aufschrift eines Banners und gerufene Parolen auf einen strafrechtlichen Inhalt. Auch kam es in der Versammlung zu einzelnen Vermummungen. Die Ermittlungen hierzu dauern noch an.
Krieg in Israel: Normales Leben nicht mehr möglich
Bereits vor der Demonstration sagte der Stuttgarter Rabbiner Jehuda Pushkin dem SWR, dass ihn sein Sohn über die Lage in Israel informiere. Dieser gehe dort zur Schule. "Ihm geht es zum Glück gut, aber die Schule ist im Moment geschlossen." Er engagiere sich im Freiwilligendienst, packe Rationen für die Soldaten und möchte morgen Blut spenden.
Auch Angehörige von Michael Kashi, dem Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, leben in Israel. Dem SWR erklärte Kashi, dass er täglich mit seiner Schwester in Netiwot, nur rund fünf Kilometer entfernt vom Gazastreifen, telefoniere. Raketen würden einschlagen und Anhänger der Hamas durch die Straßen ziehen.
Der Stuttgarter Rabbiner Jehuda Pushkin sprach sich klar für die israelische Regierung aus. "Wir unterstützen die israelische Regierung und die Streitkräfte durch unsere Gebete", erklärte er.
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Rabbiner Pushkin: "Das Echo wird auch in Deutschland spürbar sein"
Pushkin ist überzeugt, dass sich der Konflikt auch auf Deutschland auswirkt. "So war es auch in der Vergangenheit. Wir tun, was wir können, um uns zu schützen." Große Ängste habe er aber nicht, da er auf die Sicherheitsbehörden wie die Polizei vertraue. Mit diesen stehe die jüdische Gemeinschaft in engem Austausch. Persönlich sei der Rabbiner bisher nicht angegriffen worden. "Wir wissen aber, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die die Hamas unterstützen und wir wissen auch, dass diese Menschen nicht schweigen werden", so der Rabbiner.
Solidaritätsveranstaltungen mit Israel gab es nicht nur in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg. Unter anderem versammelten sich auch Menschen in Mannheim und Freiburg.