Erst sollten die Nilgänse im F3-Bad abgeschossen werden, dann wurden Hunde eingesetzt - bislang mit Erfolg. Die Stadt bemängelt: Es fehlt ein Konzept zur Gänse-Bekämpfung.
Vertreibung geglückt: Nach einer Woche mit Jäger und Hunden im Fellbacher Erlebnisbad F3 (Rems-Murr-Kreis) sind die dortigen Nilgänse vorerst weg. Das teilte die für Jagd zuständige Bürgermeisterin Beatrice Soltys (parteilos) am Montag mit. Allerdings sei das keine langfristige Lösung. Die Jäger blieben weiterhin in Bereitschaft und könnten jederzeit wieder mit Hunden eingreifen.
Diskussion über den Umgang mit Nilgänsen
Das Hin und Her mit den Nilgänsen im F3-Bad geht schon ein paar Wochen. Nach dem Vorwurf der Tierquälerei in dem Freibad und der Frage, wie ein angemessener Umgang mit den Tieren aussehen könnte, will die Stadtverwaltung zusätzlich zum Vertreiben nun selbst ein langfristiges, nachhaltiges Nilgänse-Management in die Hand nehmen. Das sagte Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull (parteilos) dem SWR. Dieses Konzept würde man dann auch anderen Kommunen zur Verfügung stellen, ergänzte Jagd-Bürgermeisterin Soltys. Denn Fellbach setze auf Austausch im Kampf gegen die Nilgänse. Je mehr Erfahrungen geteilt würden, desto besser, betont die Stadt.
Nach Sondererlaubnis für Stadtjäger Fellbach: Nilgänse sollen vertrieben, nicht geschossen werden
Die problematischen Nilgänse im Fellbacher Erlebnisbad F3 werden jetzt doch nicht gleich erlegt. Die Stadtverwaltung möchte zuerst versuchen, die Tiere unter Einsatz eines Hundes zu vertreiben.
Warum hat es bis zur jetzigen Lösung so lange gedauert?
Zu dem Zeitpunkt, als die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss der Nilgänse im F3 erfolgt ist, hätten der Stadtverwaltung leider nicht alle "Sachinformationen vorgelegen, auch nicht vom Landkreis, dass auch eine Vergrämung mit Hunden gegebenenfalls zum Ergebnis führt", so OB Zull. Erst später habe man erfahren, dass dieses Verfahren mit Hunden in Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis) schon einmal zum Erfolg geführt habe. Also versuchte es auch Fellbach auf diese Art.
Kritik vom entlassenen Geschäftsführer
Als Kai Steuernagel, der ehemalige Geschäftsführer des F3, erfahren hat, dass Abschießen erlaubt ist, habe er die Welt nicht mehr verstanden. Es müsse offensichtlich erst etwas passieren, damit in der Politik der Druck entsteht, sich um die Problematik Nilgänse zu kümmern, kritisierte er.
Das Problem werde in der Bäderbranche jetzt erst richtig von außen wahrgenommen. "Das Thema ist unpopulär. Keiner will sich mit den Tierschützern auseinandersetzen", so Steuernagel. Wegen inakzeptablen Umgangs mit den Tieren wurde der Geschäftsführer des Bades fristlos gekündigt.
Er will seine Interessen nun juristisch wahrnehmen. Zwar sei er sich laut eigener Aussage bewusst, was er gemacht hat und sehe auch ein, dass es falsch war. Aber es gehe ihm auch um die Verhältnismäßigkeit.
Kampf mit Nilgans-invasion im F3 in Fellbach Tierquälerei von Nilgans? Ex-Freibad-Chef nimmt nach Entlassung Stellung
"Ich stehe dafür gerade, was ich getan habe, und das ist vollkommen richtig", sagt der ehemalige F3-Chef im SWR-Interview. Doch für die Nilgänse müsse eine Lösung gefunden werden.
Raubvogel-Atrappen ohne Erfolg
Hätte die Stadtverwaltung nicht früher mitbekommen müssen, wie ernst das Problem ist? Vertreibungsversuche mit Raubvogel-Attrappen und unruhiger Wasserfläche hatten nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Gabriele Zull sagte dazu, die Stadtspitze habe sich zu dem Zeitpunkt mit dem Landratsamt in Verbindung gesetzt, als klar wurde: Das Problem wird ernst, man müsse es angehen. Dass der Geschäftsführer des F3-Bades große Probleme mit den Nilgänsen hatte und selbst agierte, habe sie nicht gewusst.
Oberbürgermeisterin Zull fühlt sich allein gelassen
Allerdings fühlt sich die Oberbürgermeisterin von den Behörden oberhalb der Kommunalverwaltung auch ein Stück weit allein gelassen: "Ich wäre natürlich sehr dankbar gewesen, wenn wir von vorne herein den Hinweis bekommen hätten, dass auch ein Vergrämen mit Hunden durchaus einen Versuch wert ist", sagte Zull. "Dann hätten wir es gleich anders in die Wege leiten können."
Sie denke, dass die Behörden insgesamt sich noch viel zu wenig Gedanken über ein grundlegendes Konzept gemacht haben. Zull: "Wir brauchen eine mittel- und eine langfristige Lösung, wie überhaupt mit Nilgänsen umgegangen wird." Deswegen sei jetzt der Auftrag der Stadt Fellbach zu einem Nilgänse-Management erfolgt. Es sei aber eigentlich auch Aufgabe der zuständigen Behörden, entsprechend zu unterstützen und von Anfang an umfassend zu informieren.
Nilgänse-Management als Teil des "Wildtier-Managements" in BW
Wissen Kommunen und Behörden gar nicht, was möglich ist und wann welche Regelung greifen kann? In der Tat gibt es das Nilgänse-Problem in Baden-Württemberg nicht erst seit gestern. Die Tiere stammen ursprünglich aus Afrika und sind seit den 1980er-Jahren als sogenannte invasive Art im Land.
Warum gibt es auf Landesebene kein Nilgänse-Management? Andere problematische Tierarten wie Waschbären wurden auch schon im Landtag diskutiert. Der Umgang mit ihnen folgt einem nachhaltig angelegten Konzept. Auch für Tauben in Städten gibt es Konzepte, etwa indem ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden, um die Population unter Kontrolle und an einem Ort zu halten.
Drohnen gegen Wildgänse
Ansätze für ein zielgerichtetes Management in lokal begrenzten Gebieten gebe es, teilte das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz auf Anfrage mit. Dies sei Teil des "Wildtier-Managements" des Landes und beinhalte Handreichungen für Kreise und Kommunen. Gemeint ist hier zum Beispiel die sogenannte Gelegebehandlung. Hierbei werden die Eier mit Bakterien gespritzt. Dies verhindere, dass sie sich weiterentwickeln.
Allerdings dürften die Eier nur bis zur Hälfte des Brutvorgangs manipuliert werden, weil danach das Schmerzempfinden einsetze. Zudem könnten, wie es in Fellbach erfolgt sei, Hunde, Greifvögel oder auch Drohnen gegen Nilgänsen eingesetzt werden, um ihnen den aktuellen Lebensraum möglichst unattraktiv zu machen.
Stadtjäger: Wenn nichts hilft, darf auch geschossen werden
Zuletzt weist das Ministerium auf die Institution Stadtjäger hin, die Baden-Württemberg als erstes Bundesland eingeführt habe. Diese können seit Sommer 2022 eingesetzt werden. Eine entsprechende Mitteilung erging damals an alle Landkreise und Regierungspräsidien als Jagdbehörden sowie Landkreis-, Städte- und Gemeindetag. Heißt: Die Stadtjägerinnen und -jäger können bei Konflikten mit Wildtieren beraten und situationsgerecht eingreifen, also auch in Städten und Gemeinden aktiv sein, wenn präventive Maßnahmen keinen Erfolg versprechen.
Kommunen haben außerdem noch eine weitere Handlungsmöglichkeit: Nilgans-Jungvögel hätten nur eine kurze Schonzeit zwischen Mitte Februar und Mitte April, so ein Sprecher des Ministeriums. Aber "sofern eine lokale Managementkonzeption vorliegt", könne die Schonzeit für Jungvögel ganz aufgehoben werden. Daran arbeitet die Stadt Fellbach.
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