In mehreren Kommunen im Kreis Ludwigsburg soll der Beitrag für die Kita-Betreuung steigen. Für viele Eltern ist das eine starke finanzielle Belastung. Sie gehen auf die Straße.
Damit ihre Kinder in einer Kindertageseinrichtung betreut werden, sollen Eltern im Kreis Ludwigsburg im kommenden Jahr noch tiefer in die Tasche greifen. In Sachsenheim beispielsweise sind Kosten von monatlich über 900 Euro pro Kind für einen Ganztagsplatz geplant. Zu viel für einige Eltern. Sie verschaffen sich Gehör.
"Generell kritisieren die Eltern vor allem, dass die Neufinanzierung der freien Träger mit einer Erhöhung der städtischen Gebühren querfinanziert wird", erklärt Anna Radermacher vom Gesamtelternbeirat der Kitas in Kornwestheim. Außerdem würden die städtischen Kindertagesstätten die Kosten nun jedes Jahr um acht Prozent erhöhen. Das bedeute einen hohen Anstieg der Kosten.
Kita-Gebühren schwanken je nach Kommune
Wie viel Gebühren Eltern für einen Kita-Platz zahlen müssen, ist Sache der Kommunen. Während Eltern in Stuttgart für ihr Kind unter drei Jahren zwischen 219 und 250 Euro für einen Ganztagsplatz zahlen müssen, sind es in Gerlingen 554 Euro. In Kornwestheim schwanken die Gebühren pro Kind, je nachdem, ob es sich um einen städtischen oder freien Träger handelt, zwischen 395 Euro (9 Stunden pro Tag) und 572 Euro. In Sachsenheim fallen derzeit 705 Euro an. Dazu kommen immer noch Gebühren für die Verpflegung.
Im kommenden Jahr sollen die Betreuungstarife in einigen Kommunen steigen. "In Sachsenheim auf über 900 Euro pro Kind", kritisiert Anna Radermacher. Man befinde sich in einem Dreieck zwischen zu wenigen Kitaplätzen, Personalmangel und steigenden Gebühren. "Wir Eltern unterstützen, dass das pädagogische Personal mit den neuen Tarifverträgen mehr verdient", sagt Radermacher. Man dürfe die Mehrkosten aber nicht an die Eltern weitergeben.
In Sachsenheim haben Eltern vor wenigen Wochen gegen die Erhöhung der Gebühren demonstriert, in Marbach am Dienstag. In Gerlingen sind Eltern am Mittwochabend gemeinsam auf die Straße gegangen. Laut Anna Radermacher waren etwa 250 Menschen gekommen. In Kornwestheim hatten am Donnerstag nach Schätzungen von Radermacher rund 130 bis 150 Eltern mit ihren Kindern demonstriert. "Es kann nicht sein, dass Eltern darüber nachdenken müssen, ob es sich noch lohnt, arbeiten zu gehen", kritisiert Radermacher. Man wolle sich mit den Demonstrationen Gehör verschaffen.
Eltern fordern Obergrenze für Kita-Gebühren
Die Sprecherin des Gesamtelternbeirats wünscht sich mehr Verständnis für die Eltern. "Wir fühlen uns allein gelassen und fragen uns, wie lange wir das noch tragen können", sagt Radermacher. Von der Stadt Kornwestheim fordert sie einen Kitagipfel, bei dem alle Beteiligten an einen Tisch kommen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Es müsse aber auch eine Obergrenze für die Kita-Gebühren geben. Da sieht Anna Radermacher auch das Land Baden-Württemberg in der Pflicht. Außerdem brauche es mehr Geld vom Bund, um die Eltern zu unterstützen. Ihre Angst: "Dass die Gebühren so sehr steigen, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Betreuung geben."
Stadt Kornwestheim will sich für Deckelung der Gebühren einsetzen
"Die Kita-Gebühren der Stadt Kornwestheim bewegen sich aktuell weit unter dem Landesrichtsatz", rechtfertigt die dortige Stadtverwaltung die Erhöhung der Kosten. Dies allein sei aber nicht der Grund für die Erhöhung. "Zum einen ist die Gebührenkluft zwischen den freien und städtischen Kitas in den vergangenen Jahren sehr stark angewachsen", heißt es in einer Mitteilung an den SWR. Dazu komme, dass die Kosten für Personal und auch im Betrieb der Einrichtungen enorm gestiegen seien.
Man wolle die Eltern aber vor einer zu schnellen und massiven Explosion der Kosten schützen, so die Stadtverwaltung weiter. "Deshalb ist die Gebührenerhöhung bei den städtischen Kitas von je acht Prozent zum September jedes Jahres ab 2025 und bis 2033 geplant." Außerdem will die Verwaltung nach eigenen Angaben vorschlagen, im neuen Kitavertrag mit den freien Trägern eine Deckelung von maximal acht Prozent Gebührensteigerung pro im Jahr zu fixieren. Damit wolle man Planungssicherheit für Eltern, Institutionen und die freien Träger.
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